Lachend gingen die Mädchen davon und Andy schlug Lucas auf die Schulter. „Hast du das gehört? Meike ist wieder zu haben! Und jetzt sag nicht, du willst nicht mehr! Dann wärst du einfach nur verrückt!“

Andy wollte noch etwas hinzu fügen, doch dann deutete er auf Lutger und Mirko. Beide hatten sich drohend vor einem einen Kopf kleineren Jungen aufgebaut und nun stieß Mirko diesen grob zu Boden.

„Das ist doch der Björn. Auf dem haben die neulich schon herum gehackt. An uns trauen sie sich nicht mehr dran, und jetzt haben sie sich einen aus der achten Klasse gesucht! Ganz große Klasse,“ maulte Andy.

„Ja, das passt zu denen,“ antwortete Lucas mit einem wütenden Blick auf Mirko, als dieser den am Boden sitzenden Björn heftig gegen sein Bein trat.

„Wir sollten vielleicht mal was machen,“ sagte Andy. „Aber wenn wir zu den Lehrern gehen kriegen wir nur zu hören, das müssten die selber regeln. Ist doch immer dasselbe! Oder sie sagen noch, Björn hätte angefangen. Der Arme heult gleich!“

„Dann machen wir halt was,“ antwortete Lucas und sie eilten auf Lutger und Mirko zu.

Lucas riss Mirko zur Seite. „Bist du heute besonders mutig? Sind es jetzt schon Achtklässler? Vielleicht solltest du es mal mit denen aus der Fünften probieren! Die sind ungefährlicher!“

„Was geht dich das denn an? Das ist eine Sache zwischen mir und Björn!“, verteidigte sich Mirko. „Der hat den Lutger einen Penner genannt!“

„Hä? Hat er das? Ich dachte, wir hauen den, weil seine Hose so scheiße aussieht?“, erkundigte sich Lutger ratlos, während Björn davon lief. 

„Halt die Klappe, Lutger,“ fauchte Mirko seinen Kumpel an und wandte sich an Lucas. „Halt du dich da gefälligst raus, du Niemand! Jemand, der so wenig zu melden hat wie du, sollte sich nicht einmischen!“

Mirko versetzte Lucas einen Stoß, doch dieser dachte nicht daran, sich dies gefallen zu lassen und machte einen Schritt auf Mirko zu.

„Lutger, jetzt hilf mir doch mal,“ bat Mirko und im nächsten Augenblick hatte Lutger Lucas zu Boden gerissen, während Andy Mirko packte.

„Jetzt reicht es aber! Was soll das denn?“, ertönte mit einem Mal die Stimme von Herrn Grün, der an diesem Tag die Pausenaufsicht führte. 

Er unterrichtete nicht in Lucas Klasse, doch gelegentlich vertrat er Kollegen im Krankheitsfall.

„Ihr kommt jetzt mal mit zur Frau Direktor!“, sagte Herr Grün und eine Stunde später saß Lucas im Auto seines Vaters, der ihn aus der Schule abholte.

„Also dass ich das noch mal erleben muss! Einer meiner Söhne prügelt sich auf dem Schulhof herum! Jonas hat mit Büchern auf seine Lehrerin geworfen und du fängst jetzt auch schon so an....“, sagte Georg und warf Lucas einen fragenden Blick zu. „Kannst du mir verraten, was das sollte?“

„Ich hab nicht angefangen. Mirko und Lutger haben einen Jungen aus der Achten geärgert und wir haben deshalb was gesagt. Und da hat Lutger.....“, verteidigte sich Lucas, brach aber mitten im Satz ab.

„Und, was wirst du jetzt machen? Mir nicht glauben und sagen dass alles meine Schuld war? Und dass es klar ist, dass du  mit mir nur Ärger hast? Jonas hast du schließlich auch nie geglaubt. Warum solltest du da mir glauben? Mich wolltest du ja nicht mal haben!“

„Lucas! Was soll das denn jetzt? Natürlich glaube ich dir. Mit Mirko gab es ja schon häufiger Ärger. Und bei Jonas habe ich damals Fehler gemacht. Das mit dem Mathebuch stimmte wohl gar nicht. Aber glaubst du immer noch dass ich dich nicht bei mir haben will? Machst du dir darum immer noch Gedanken?“, fragte Georg fassungslos und parkte den Wagen vor dem Haus.

Lucas nickte schweigend. Hedwigs diesbezügliche Bemerkungen nagten noch immer an ihm und hatte Georg nicht sogar in gewisser Weise zugegeben, dass es einmal so gewesen war?

„Das stimmt nicht! Ich möchte dich bei mir haben, ich habe nicht vor dich in ein Heim zu schicken und ich habe die letzten Jahre nichts als Mist gebaut. Wahrscheinlich bin ich selber schuld, dass du so denkst. Und das tut mir leid. Aber rede nicht so einen Unsinn!“, sagte Georg, als sie die Wohnung betraten.

Lucas nickte und zog sich in sein Zimmer zurück, um seinen Berg an Hausaufgaben zu erledigen.

Er wusste, dass er seinem Vater unrecht tat. Aber in seiner Wut über Mirko, Lutger und die Tatsache, dass er und Andy genauso von den Eltern abgeholt werden mussten wie die anderen, die den Streit begonnen hatten, hatte er es leider an Georg ausgelassen.

„Es tut mir leid,“ sagte Lucas daher und gesellte sich zu seinem Vater auf den Balkon. „Aber manchmal muss ich noch daran denken, wie es zwischen uns all die Jahre gelaufen oder vielmehr überhaupt nicht gelaufen ist.“

„Ich weiß,“sagte Georg und drückte seinen Sohn feste an sich.

Dämonische StatuenWhere stories live. Discover now