Kapitel 187

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Mitleidig sah Julia die arme Lisa, die Gerrit an sich gedrückt hielt, an. „Sie scheinen es ja wirklich auf dich abgesehen zu haben! Aber warum rufen sie nicht auch nach Gerrit? Er war doch gestern Abend auch mit dabei, oder?“, fragte Julia.

„Anfangs haben die mich ja auch gerufen. Aber dann war es plötzlich vorbei und ich hab Lisa festgehalten,“ antwortete Gerrit.

„Ich weiß auch nicht, warum die mich nicht mehr haben wollten. Nicht, dass ich darüber traurig wäre. Aber es ist schon ein wenig sonderbar!“

„Das ist es wirklich!“, stellte Jonas fest. „Sie wollen also vor allem Lisa haben.“

„Die Statuen hatten es vor allem auf Leute aus Grünenbach abgesehen,“ gab der Pfarrer zu bedenken.

„Vielleicht stammten ihre Vorfahren ja von dort? Aber immerhin haben die Statuen kurz nach dem Krieg auch Jagd auf amerikanische Soldaten gemacht. Und ob die nun unbedingt Vorfahren in Grünenbach hatten, wage ich mal zu bezweifeln! Wäre natürlich möglich, aber doch unwahrscheinlich!“

Also sollten wir lieber überlegen, warum sie Gerrit nicht wollen, statt warum sie mich rufen,“ murmelte Lisa und drückte die Hand ihres Freundes.

„Wir bringen Lisa jetzt am besten zu Frau Huber, dort steht überall Eisenkraut herum. Dann müsste es ihr gleich besser gehen. Und dann mache ich mich auf den Weg zu dieser Kirche, nach Grünenbach. Ich bin mal gespannt, was die Statuen sagen, wenn nicht Lisa, sondern ich da hin gehe!“, sagte Jonas und erhob sich.

Er reichte dem Pfarrer die Hand und bedankte sich für die Unterstützung.

„Seid bloss vorsichtig,“ bat Herr Michels seine Besucher und sah ihnen besorgt nach, als sie sein Haus verließen.

Frau Huber sah Jonas und die anderen fast schon erleichtert an, als sie eintrafen. „Der Herr Pfarrer hat eben angerufen. Er meinte, wir müssen besonders auf Lisa achten? Diese schrecklichen Dinger suchen sie bereits?“

Dem konnte Lisa leider nur zustimmen. „Ja, die rufen mich. Aber hier geht es ein bisschen besser! Das macht bestimmt das Eisenkraut! Aber bald wird es dunkel. Vielleicht wird es dann wieder schlimmer?“

„Das glaube ich nicht,“ versuchte Julia dem jüngeren Mädchen ein wenig Mut zu machen. „Bestimmt werden die dann nicht stärker nach dir rufen.....“

„Wer weiß,“murmelte Jonas und Gerrit warf ihm einen bösen Blick zu. „Mach Lisa doch bitte keine Angst,“ flüsterte er so leise wie möglich.

„Tut mir leid. Aber es ist doch besser, wenn wir uns mit allen Möglichkeiten auseinander setzen. Es wird auf alle Fälle in zwei Stunden dunkel werden. Und dann sollte ich bei den Statuen sein. Ich werde versuchen, sie so schnell wie möglich zu erledigen!“

„Ich komme mit,“ sagte Gerrit und die anderen sahen ihn überrascht an.

„Ich weiß nicht, ob das einen gute Idee ist,“ sagte Frau Huber kopfschüttelnd. „Ich muss mir doch schon Sorgen um dich machen, wenn dich ein Husten plagt. Und jetzt willst du zu Dämonenstatuen gehen?“

„Bleib besser hier, Gerrit!“, sagte nun auch Jonas, aber der andere blieb hartnäckig. „Ich komme mit. Notfalls laufe ich heimlich hinter dir her!“

„Das sagt Lucas auch immer,“ seufzte Jonas und gab schließlich nach. Gerrit hatte unterdessen Lisa in den Arm genommen und sprach leise mit ihr. Unglücklich sah sie ihn an.

„Sollten wir nicht alle da hin gehen?“

„Also das kommt schon mal gar nicht in Frage. Die rufen doch schon nach dir, Mädchen. Was ist, wenn du was Dummes machst? Auf die zu läufst und dich freiwillig ergibst oder so? Nein, bleib du wenigstens hier. Die Julia und ich passen gut auf dich auf!“, ordnete Frau Huber streng an und niemand wagte es, Widerspruch einzulegen.

Dämonische StatuenWhere stories live. Discover now