Kapitel 80

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Lucas saß im Mathematikunterricht bei Frau Igel jedoch wirklich konzentrieren konnte er sich nicht auf den Lernstoff. Immer wieder wanderten seine Gedanken zurück zum vergangenen Freitag. Hatte er tatsächlich gemeinsam mit seinem Bruder Jonas gegen einen Dämon gekämpft? 

Hier in seinem Klassenzimmer mit Frau Igel vor Augen die Zahlen an die Tafel schrieb erschien ihm die Vorstellung von Dämonen so unwirklich. Seine Schulkameraden waren nach Engelmanns Verschwinden sehr schnell wieder zur Normalität übergegangen. Viele Mädchen saßen stark geschminkt und mit Schmuck behangen da. Vor allem Jennifer und ihre Freundinnen waren wieder Vorreiterinnen in Sachen Mode.

„Aber es ist tatsächlich geschehen, wir haben gegen eine Dämon gekämpft,“ dachte Lucas und versuchte den Erklärungen der Lehrerin zu folgen. Jedoch nach einer Weile gab er es auf. In Mathematik war er noch nie gut gewesen und er würde es unter diesen Umständen wohl auch nicht werden.

„Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, Lucas,“ wies ihn zu allem Unglück auch noch seine Lehrerin zurecht und er nickte.

„Ich passe jetzt auf!“, murmelte er leise und hoffte dass die Unterrichtsstunde schnell vorüber gehen würde.

Erleichtert verließ Lucas den Klassenraum nachdem es geläutet hatte. Meike folgte ihm.

„Du, Lucas, jetzt wo du wieder da bist, ich meine....hättest du Lust noch mal ins Kino zu gehen! Ich würde nämlich schon sehr gerne noch mal!“, erkundigte sie sich unsicher.

Lucas sah sie einen Augenblick an dann nickte er. „Ich würde auch gerne noch einmal mit dir ins Kino! Was läuft denn?“

„So eine Komödie! Die soll ganz lustig sein! Es geht da um einen Geheimagenten der alles verkehrt macht!“, schlug Meike vor und Lucas stimmte schließlich zu. So lange der Film kein Horrorstreifen war war ihm fast alles recht. 

„Na, du hast aber einen dummen Freund, Meikilein!“, lachte mit einem Mal eine Stimme hinter ihnen und Lucas sah in die Gesichter von Lutger, Frank und Mirko. 

Lutger grinste ihn dümmlich an.

„Immerhin schlafe ich nachts nicht bei meinen Eltern und lasse das Licht an!“, antwortete Lucas mit einem Blick auf Mirko und dieser wurde rot. Lutger kratzte sich am Kopf und drehte sich zu seinem Kumpel um. „Stimmt das echt? Ich dachte so was machen nur kleine Kinder! Aber du bist doch gar nicht klein!“

Mirko wandte sich ab. Die ganze Sache war ihm sehr unangenehm zumal Meike zu kichern begann.

„Mirko hat Angst im Dunkeln! Das ist ja saukomisch!“, lästerte sie und stieß Lucas an.

„Kommt, wir gehen!“, zischte Mirko seinen beiden Kumpels an und sie folgten ihm. 

„Sag mal, was ist eigentlich mit denen los? Die werden irgendwie auch immer dümmer, besonders Lutger!“

„Ja, ein Stein ist schlau im Gegensatz zu ihm!“, antwortete Lucas und sah den drei Mitschülern wütend nach. 

Am liebsten hätte er sie gepackt und geschlagen. „Sie haben Engelmann geholfen! Zwar hatten sie Angst aber allzu viel auszumachen scheint es Lutger ja nicht! Wahrscheinlich ist er einfach nur zu dumm um es besser zu wissen!“

An diesem Tag betrat auch Julia nach längerer Zwangspause wieder das Sekretariat. Sie hatte zuvor noch den Arzt aufgesucht und humpelte nun zur großen Pause mit ihren Krücken zu ihrem Schreibtisch.

„Julia! Gut dass du wieder da bist!“, begrüßte Frau Hellenberg sie herzlich und umarmte sie. Sie war mittlerweile zum „Du“ übergegangen auch wenn Julia sie nach wie vor siezte. Auch wenn ihr das „Du“ immer auf der Zunge lag.

„Und, ist viel zu tun?“, erkundigte sich Julia mit einem Blick auf einen Stapel Post. Frau Hellenberg nickte. 

„Ja, dieser schreckliche Engelmann hat uns viel Arbeit hinterlassen! Das sind alles Anwaltschreiben und Briefe empörter Eltern! Wir müssen die alle an die Schulverwaltung weiterleiten und gleichzeitig den Eltern und Anwälten mitteilen dass Herr Engelmann hier nicht mehr arbeitet! Ich habe da so ein Standardschreiben verfasst, das maile ich dir gleich mal rüber! Dann werden wir schneller fertig!“

„Oh je, selbst jetzt wo er weg ist verursacht er noch Ärger,“ seufzte Julia traurig und die Sekretärin nickte. „Oh ja! Aber jetzt gieß dir erst mal eine schöne Tasse Kaffee ein! Stell dir nur einmal vor, richtigen Kaffee aus unserer schönen neuen Kaffeemaschine! Und der vorläufige Nachfolger von dem Bekloppten ist wirklich nett! Du wirst ihn mögen!“

Dann sah Frau Hellenberg dass es Julia nicht möglich sein würde sich selber einen Tasse Kaffee zu holen. „Warte, ich mache das schon! Wie ist das mit deinem Bein nur passiert? Tut mir wirklich leid! Ich habe mir als Kind mal einen Arm gebrochen, das tat auch sehr weh! Aber so das Bein in Gips ist bestimmt noch schlimmer!“

Frau Hellenberg stellte der jüngeren Kollegin die Tasse mit dem begehrten Kaffee auf den Tisch. „Dann lass ihn dir schmecken! Ich habe einen mit extra viel Koffein genommen!“

Julia nickte und trank ihren Kaffee. Dabei wanderten ihre Gedanken zu Sebastian. Irgendwie war er ihr in der letzten Zeit so fremd geworden. Diese Kaltblütigkeit mit der er die Meinung vertrat dass es richtig sei Gerrit zu töten erschreckte sie. 

„Das ist eine Seite von ihm die mir nicht gefällt,“ dachte die junge Frau traurig. Dann machte sie sich daran die Schreiben zu beantworten. 

Beim Durchlesen wurde es ihr fast schwindelig, diverse Klagen über Engelmann bekam sie da zu Gesicht.

„Ich hatte keine Ahnung dass es so viele Einzelfälle gibt!“, dachte Julia erschrocken.

In einem Fall drohte ein Anwalt mit einer Klage da der ehemalige Direktor die Tochter seiner Mandanten als „dickes Wabbelmonster das anderen die Nahrung stahl“ bezeichnet hatte. Das Mädchen traute sich seitdem kaum noch zur Schule.

„Die Kleine ist doch erst dreizehn! So was kann man doch nicht sagen nur weil er sie beim Essen eines Schokoriegels erwischt hat!“, stellte Julia erschrocken fest. 

In einem anderen Fall hatte der Direktor einer Schülerin ihren Ohrring vom Ohr gerissen da sie das Verbot keinen Schmuck zu tragen ignoriert hatte. Leider waren seitdem ihre Ohrläppchen eingerissen.

Das Schreiben stammte von der Staatsanwaltschaft und diese bat um eine Stellungnahme.

„Engelmann muss wirklich gut sein im Spurenverwischen wenn ihn nicht einmal die Polizei ausfindig machen kann!“, stellte Julia betrübt fest. 

„Leider geht dies vor allem zu Lasten von Gerrit! Ihm kann keiner von uns helfen! Ich fürchte langsam dass Engelman und vor allem Gerrit für immer aus unserem Leben verschwunden sind. Vielleicht sollten wir auch einfach aufgeben und Sebastian und Britta haben nicht einmal unrecht! So leid es mir auch tut!“

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