Kapitel 128

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Stefan stand wütend auf dem Rathausvorplatz von Raichelbach. Eine Bürgermeisterstatue gab es hier nicht mehr, statt dessen hatte ihm ein alter Mann mit einem Besen, der den Platz kehrte, genau berichtet welche Ereignisse sich im letzten Oktober hier zugetragen hatten.

„Da ist der Sepp Steingruber gestorben. Hier, genau auf dem Platz. Der Franzl hat ihn geholt. Aber dann ist jemand gekommen und hat den Franzl auch geholt. Der ist jetzt in der Hölle und wir sind froh. Wir haben übrigens mit geholfen. Ich habe mit meinem Besen hier gestanden. Und die Burschen vom Schützenverein mit ihren Gewehren! Sogar der Doktor stand mit einem Baseballschläger da. Das war ein Spaß! Aber ich wüsste immer noch zu gerne wer das gemacht hat. War es vielleicht der Geheimdienst? Oder ein Engel? Vielleicht hat auch der Teufel selbst den Franzl geholt. Oder es war ein völlig Fremder. Aber egal, Hauptsache das Ding ist endlich weg!“

Stefan nickte schlecht gelaunt und kehrte zum Gasthof zurück. „Da ist mir irgend jemand zuvor gekommen! Vielleicht sollte ich die mal fragen ob sie Jonas kennen! Allzu viele andere Dämonenjäger sind mir in den letzten Jahren nicht über den Weg gelaufen. Da war einmal der Sigmar. Der hat einige Dämonen bekämpft bis er sich dann, 1999 im Alter von 65 Jahren zur Ruhe gesetzt hat. Er konnte kaum noch laufen nachdem ein Dämon, um den ich mich dann gekümmert habe, ihm die Hüfte zerschlagen hat. Inzwischen ist der arme Sigmar auch schon seit zwei Jahren tot. Und dann war da noch die Luisa. Aber die wurde von einer Statue getötet. Sie litt genau wie Jonas unter einem Helfersyndrom und wollte unbedingt was Gutes tun. Was hat es ihr gebracht? Gar nichts. Andere Dämonenjäger außer Jonas kenne ich nicht!“

Er betrat den Gasthof und stieß fast mit diesem Jungen der dort arbeitete, Gerrit, zusammen. 

Dieser starrte ihn erschrocken an und Stefan sah ihm nachdenklich nach als er sich an ihm vorbei drängte. „Dieser Bengel scheint irgend etwas zu wissen. Er hat etwas gesehen was besser verborgen bleiben sollte...könnte es sein dass.....“, dachte Stefan und beschloss der Sache auf den Grund zu gehen.

Er folgte Gerrit der einen Schuppen neben dem Haus betrat. Gerrit sah sich immer wieder um. Fürchtete er von Stefan verflogt zu werden?

„Dumm ist der Bengel nicht. Er weiß anscheinend womit er es zu tun hat. Aber das ist nicht das Verkehrteste. Jemand wie er könnte durchaus nützlich sein, es gibt nicht viele die diese Fähigkeit besitzen und ich kenne es nur dem Hören nach. Nur bei einer einzigen Statue habe ich es selbst erkannt, damals über dieser Kirche.....“

Stefan zitterte bei dem Gedanken und eilte schnell auf die Schuppentür zu. Dort gab er Gerrit einen Stoß und dieser fiel unsanft zu Boden.

Er wollte sich wieder aufrichten aber Stefan trat ihn feste in Seite und Gerrit hielt sich, zusammen gekrümmt, seine Rippen.

Doch erstaunlicherweise wimmerte er nicht sondern fing sich recht schnell wieder.

„Du bist so was wohl schon gewöhnt, was?“, erkundigte sich Stefan mit einem bösen Lächeln während Gerrit auf dem Boden vor ihm zurück wich. 

„Du weißt was mit mir los ist, nicht wahr? Keine Sorge, ich tue dir nichts, jedenfalls nicht wenn du dich schön brav verhältst!“

Gerrit schwieg, ließ Stefan aber nicht aus den Augen. „Du bist wohl nicht allzu gesprächig, was? Aber du weißt Bescheid über Dämonen? Wie kommt das? Wer bist du? Oder sollte ich lieber fragen was du bist? Selber ein Dämon?“

Nun endlich sprach Gerrit. 

„Ich bin kein Dämon,“ sagte er wütend auch wenn seine Stimme zitterte. Stefan stellte zufrieden fest dass der andere sich vor ihm fürchtete.

„Aber du kannst Dämonen erkennen, nicht wahr?“, hackte er nach. Doch nun schwieg Gerrit wieder. Aber er widersprach auch nicht. Irgendwie war dieser Bursche anders......

„Du kannst mir sehr nützlich sein! Ich könnte jemanden brauchen der Dämonen erkennt. Ich denke ich werden meinen Aufenthalt hier in Raichelbach nicht unnötig in die Länge ziehen und dich mitnehmen. Also steh auf,“ forderte Stefan den anderen auf. 

In der Tat würden sich auf diese Weise Dämonen viel schneller aufspüren lassen. Zwar behagte es ihn gar nicht Gerrit künftig mit durchfüttern zu müssen aber was tat man nicht alles fürs Geschäft? Leider machte dieser Bengel keinerlei Anstalten ihn freiwillig zu begleiten.

„Du hast wohl eine Familie hier, was? Obwohl, so weit wie ich das verstanden habe arbeitest du hier lediglich. Also wirst du deine Leute, sobald wir unterwegs sind, anrufen und ihnen sagen dass du einen neuen Job angenommen hast. Und jetzt steh auf. Sonst muss ich nachhelfen!“, fuhr Stefan den Jungen an.

Gerrit erhob sich langsam und Stefan packte ihn grob. Allzu viel Widerstand leistete der andere wirklich nicht.....

Doch er sollte sich täuschen. Denn auf einmal griff Gerrit schnell und für Stefan unerwartet nach einem Eimer der auf einem kleinen Tisch stand und schlug ihm diesen hart ins Gesicht.

Gerrit hatte mit Entsetzen vernommen dass dieser Fremde ihn mitnehmen wollte. Er sollte ihm helfen Dämonen aufzuspüren? Gerrit war wütend auf sich selber. Warum hatte er den Fremden auch so auffällig anstarren müssen? Aber es war so offensichtlich zu erkennen gewesen.....und es hatte ihm einfach Angst gemacht.

Doch er würde nicht mit dem anderen mitgehen. Nie mehr sollte ihn irgend jemand irgendwo hin schleifen wohin er nicht wollte.....

Daher griff Gerrit nach dem Eimer und schlug diesen dem Fremden ins Gesicht ehe er in Richtung Tür lief jedoch der andere war schneller und packte ihn grob am Arm und drückte ihn zu Boden. „Du kommst mit, und versuch so was ja nicht noch einmal! Sonst wird es dir leid tun. Du kannst es auf die sanfte Tour haben oder auf die harte,“ sagte er und schlug Gerrit heftig ins Gesicht.

Doch dieser biss in dem Augenblick als die Hand sein Gesicht berührte zu und erwischte die Finger des Fremden. Dieser schrie auf und die Tür zum Schuppen öffnete sich.

Verschwommen erkannte Gerrit Frau Huber und zwei Stammgäste aus dem Dorf. Die Gastwirtin hielt einen Stock in der Hand und mit diesem schlug sie nun nach dem Fremden.

Dieser fiel zur Seite und Gerrit ließ die Finger los.

Überraschend schnell erhob sich der Fremde und stieß einen von Frau Hubers Gästen zur Seite während der andere nach einer Heugabel griff die an der Schuppenwand hing. Der Fremde warf einen bedauernden Blick auf Gerrit. 

„Schade. Aber vielleicht erwische ich dich ein anderes Mal. Du hättest bei mir gutes Geld verdienen können!“

Er stieß Frau Huber zur Seite und der Mann mit der Heugabel folgte ihm. Frau Huber bückte sich derweil neben Gerrit auf den Boden und schloss ihn in die Arme. 

Zitternd vor Angst aber auch vor Wut lehnte er sich an die Gastwirtin und erhob sich mit ihrer Hilfe.

„Was wollte der Wahnsinnige?“, erkundigte sich Frau Huber und Gerrit sah sie besorgt an. „Er ist kein Mensch. Jedenfalls nicht nur. Er ist anders, ein Teil von ihm ist dämonisch! Da bin ich mir ganz sicher!“

„Und ausgerechnet dich greift er an, als ob du nicht genug durchgemacht hättest,“ sagte die Gastwirtin wütend.

„Na, der soll sich hier noch mal blicken lassen. Dann kann er was erleben. Dämonen haben hier nichts zu suchen!“

Stefan war zu seinem Auto geeilt und davon gefahren. Es wäre ihm sicherlich möglich gewesen die Wirtin und ihre beiden Gäste zu überwältigen und Gerrit mit zu nehmen. Aber leider liefen bereits weitere Gäste des Wirtshauses auf ihn zu und ein junges Mädchen eilte auf den Schuppen zu. „Das sind zu viele Zeugen. Die hetzen mir noch die Polizei auf den Hals,“ fluchte Stefan und fuhr davon.

„Dann muss es halt ohne diesen Bengel gehen. Schade. Aber vielleicht ergibt sich ja irgendwann doch noch mal die Gelegenheit einen Gehilfen wie ihn zu finden....

Er würde nun zuerst einmal in seine Stuttgarter Wohnung fahren und sich dort ein wenig erholen. „Die Frau schlägt ganz schön feste zu. Und dieser Gerrit hat mir fast einen Finger abgebissen!“, fluchte Stefan und fuhr kurz darauf auf die Autobahn auf und machte sich auf den Heimweg.

Dämonische StatuenWhere stories live. Discover now