Kapitel 9

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Während der großen Pause am nächsten Tag beugte Julia sich gerade über eine Liste für die Neuanmeldungen des nächsten Jahres als sich die Türe öffnete und Frau Hellenberg wieder einen ihrer gequälten Seufzer ausstieß.

„Andy und Lucas! Ihr habt euch ja auch schon ganze drei Tage nicht mehr hier blicken lassen! Was braucht ihr dieses Mal? Ein Pflaster oder soll ich direkt einen Krankenwagen rufen?“

Julia blicke von ihrer Liste auf und erschrak. Einer der beiden, Lucas, blutete heftig aus der Nase.

„Ach herje, wie ist das denn passiert?“, erkundigte sie sich?

„Er ist genau in die Faust von Mirko gelaufen!“, antwortete Andy wütend. „Nie kann der uns mit seinen Kumpels in Ruhe lassen! Und wenn wir uns mal wehren, dann sind wir es immer schuld gewesen!“

„Ihr werdet schon euren Teil zu den Problemen beigetragen haben,“ stellte Frau Hellenberg fest und holte einen Wattebausch aus ihrem Schrank.

Diesen reichte sie Lucas. „Drücke das auf die Nase und halt deinen Kopf zurück, dann geht das schon wieder weg!“

Die beiden Jungen wollten noch etwas sagen, jedoch Frau Hellenberg schüttelte den Kopf. „Ihr müsst endlich einmal lernen, eure Probleme anders zu lösen!“

Enttäuscht verließen die beiden Jungen den Raum.

„Vielleicht konnten sie ja wirklich nichts dafür, dass sie Streit bekommen haben!“, wandte Julia ein.

„Zum Streiten gehören immer zwei Seiten und die beiden sind auch keine Engel! Vor allem Andy hat eine furchtbar große Klappe! Ich bin mir sicher, die werden nicht nur eingesteckt, sondern auch ordentlich ausgeteilt haben!“, erwiderte Frau Hellenberg ein wenig ungeduldig.

„Ich erinnere mich noch an einen Jungen aus deinem Jahrgang, Jonas Schneider, der ist auch andauernd unangenehm aufgefallen! Du kennst ihn sicherlich noch. Manchmal sah er noch schlimmer aus als Lucas vorhin und dann wollte er die Schuld auch immer auf seine Mitschüler schieben. Das ist mir im Gedächtnis geblieben, der Direktor hat manchmal darüber nachgedacht, ihn von der Schule zu verweisen!“

„Es war tatsächlich nicht Jonas Schuld,“ sagte Julia ein wenig zögernd.

„Wir waren alle nicht allzu nett zu ihm, und in neunzig Prozent der Fälle, wahrscheinlich sogar noch seltener, hatte er einen Streit angefangen. Es war wirklich manchmal widerlich, was wir teilweise mit ihm gemacht haben! Mittlerweile tut es mir leid!“

Irgendwie tat es Julia leid, dass Jonas durch ihre und die Schuld ihrer Mitschüler immer noch als Unruhestifter im Gedächtnis geblieben war und zumindestens im Nachhinein wollte sie etwas gegen seinen schlechten Ruf tun.

„Stimmt das wirklich? Diesen Eindruck hatte ich eigentlich nie! Aber wenn es so war, dann habt ihr euch da nicht gerade mit Ruhm bekleckert! Was habt ihr euch denn nur dabei gedacht?“, erkundigte sich Frau Hellenberg ungläubig.

„Ich weiß es auch nicht so recht. Jonas hatte schon in der Grundschule einen schlechten Stand, und irgendwie war seine Außenseiterrolle schon eingefahren, als wir alle an diese Schule kamen. Teilweise traf er auf die gleichen Schulkameraden und es ging weiter wie bisher. Mittlerweile tut mir das leid und ich denke, wir sollten auch nicht vorschnell über die beiden Jungs urteilen. Immerhin kommen meistens sie hierher und haben die ein- oder andere Verletzung. Von den anderen habe ich noch keinen gesehen!“, versuchte Julia die damalige Situation zu erklären und gleichzeitig die beiden Jungen ein wenig in Schutz zu nehmen.

„Im Übrigen führt Jonas heute ein recht erfolgreiches Leben, er hat Freunde, einen sehr guten Beruf, wo man sehr zufrieden mit ihm ist, er hat eine hübsche Wohnung und wenn man ihn einmal kennen lernt und sich mit ihm abgibt, dann stellt man fest, dass er eigentlich nett ist!“, sagte Julia und fügte in Gedanken hinzu: „Und er hat einen Dämon besiegt, der über Jahrhunderte hinweg Menschen getötet hat!“

Dämonische StatuenWhere stories live. Discover now