Kapitel 5

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Am nächsten Morgen erwachte Jonas mit heftigen Kopfschmerzen und er griff zu dem Glas Wasser, das Frau Huber ihm am Vorabend auf den Nachttisch gestellt hatte und nahm eine weitere Schmerztablette.

Auch seine Rippen taten ihm weh und nur mit Mühe schaffte er es aufzustehen, ins Bad zu gehen und sich zu waschen.

Er sah in den Spiegel, und was er dort sah gefiel ihm überhaupt nicht. Er war leichenblass und sah aus, als hätte ihn ein Auto überfahren.

„Ein Auto war es zwar nicht, dafür aber ein Dämon! Zwei davon in weniger als einer Woche, das ist zu viel!“, dachte Jonas und schleppte sich ins Bett zurück.

Kurz darauf öffnete sich die Türe und Frau Huber kam mit einem reichhaltig und liebevoll gedeckten Frühstücktablett ins Zimmer, das sie auf den Nachttisch stellte. „Jetzt wird erst einmal etwas anständiges gegessen! Das hast du dir verdient!“, meinte sie lächelnd.

„Ging die Feier letzte Nacht noch lange?“, erkundigte Jonas sich.

„Ja, bis heute morgen um sechs haben sie gefeiert, dann hab ich den letzten heim geschickt. Heute morgen war übrigens der Pfarrer hier. Er hat gesagt, dass sie die Überreste vom Franzl auf die Müllhalde bringen werden. Niemand ist traurig, dass er weg ist, sogar der Bürgermeister soll sich gefreut haben, dass die Statue seines Amtsvorgängers nicht mehr da ist. Außerdem wollen alle wissen, wer den Franzl besiegt hat und es werden schon die wildesten Vermutungen geäußert,“ gab Frau Huber ausführlich eine Antwort auf Jonas ausgesprochene und unausgesprochene Fragen.

Nachdem er ein frisches Brötchen gegessen und eine Tasse Kaffee getrunken hatte fühlte sich Jonas ein wenig wohler und er schaltete den Fernseher ein. 

„Die Arbeitslosenzahlen sind im Oktober wieder gestiegen, es ist zu befürchten dass bis Weihnachten...“ Jonas schaltete um und beschloss, sich statt deprimierender Nachrichten „Spongebob Schwammkopf“ anzusehen. Das war zwar nicht unbedingt für seine Altersklasse gedacht, aber zumindestens ärgerte er sich nicht die ganze Zeit beim Zuschauen und kurz darauf fielen ihm auch schon die Augen zu und er fiel in einen tiefen Schlaf.

Als Jonas erwachte saß Ingo an seinem Bett und sah fern. Er hatte auf einen Talkshow umgeschaltet und Jonas stöhnte, als er das Thema sah. „Ich liebe einen Außerirdischen.“

„Das ist ja grässlich! So was mutest du einem schwerkranken Menschen zu? Kleine grüne Aliens sind das letzte, worüber ich jetzt etwas hören will!“, sagte Jonas und setzte sich aufrecht hin. Seine Rippen taten nicht mehr ganz so weh wie am Vormittag

„Das mit den Außerirdischen ist doch ganz lustig. Die Frau mit der Kittelschürze hat gesagt, dass sie insgesamt 6 Kinder, die ihm Heim leben, von einem Alien hat und nun regt sie sich darüber auf, dass dieses die Vaterschaft nicht anerkennen will!“, lachte Ingo. 

„Übrigens vermuten mittlerweile einige hier im Dorf, dass ein Ufo den Franzl zerstört hat, wieder andere tippen auf einen Engel. Und Max, der kleine Enkel von Frau Huber, ein großer John Sinclair Fan glaubt, dass ein professioneller Geisterjäger am Werke war, während auch schon jemand auf den Geheimdienst getippt hat. Mulder und Scully lassen grüßen.“

Im Fernsehen war die Frau in der Kittelschürze mittlerweile aufgestanden und brüllte einen anderen Gast an, der sich eine Antenne auf dem Kopf befestigt hatte, mit der er mit Außerirdischen vom Saturn kommunizierte.

„Bitte schalte das aus, ich habe Kopfschmerzen,“ bat Jonas und Ingo erfüllte ihm seinen Wunsch.

„Das Ding hat dich echt ganz schön zugerichtet, was?“, erkundigte er sich mitfühlend.

„Ja, hat es! Und so was wie letzte Nacht werde ich auch nie wieder tun!“, antwortete Jonas.

„War das das erste Mal, dass du so ein Ding erledigt hast? Was war es eigentlich genau? Ein Teufel oder was?“, hackte Ingo neugierig nach.

„Es war ein Dämon, der in die Statue gefahren ist, er hat irgendwann jemanden einen Gefallen getan und als Dank durfte er sich Seelen holen, aber wenn ich mit meinem Schwert die Dinger enthaupte, dann ist es mit ihnen vorbei,“ klärte Jonas Ingo auf. „Also tue dir selbst einen Gefallen, geh bei Nacht am besten irgend welchen Statuen aus dem Wege und wirf auch nie mit Steinen auf sie, filme sie nicht und zeige ihnen nicht den Stinkefinger, denn diese Dämonen sind sehr nachtragend!“

„Du kennst dich ja gut mit denen aus,“ stellte Ingo fest. „Hast du schon oft gegen solche Wesen gekämpft?“

Jonas entschied sich für die Wahrheit. Das meiste wusste Ingo ohnehin schon und zumindestens würde er ihn wohl nicht für verrückt halten.

„Nein, ich habe noch nicht gegen viele von den Dämonen gekämpft, Franzl war erst der zweite und im Übrigen der letzte! Künftig werde ich solchen Ereignissen nach Möglichkeit aus dem Weg gehen! Du siehst ja, was es mir eingebracht hat!“

Auch den nächsten Tag verbrachte Jonas noch im Bett, während Frau Huber ihm dreimal täglich ein köstliches Essen servierte.

„Damit du wieder zu Kräften kommst!“, sagte sie und stellte noch eine Obstschale auf den kleinen Tisch im Zimmer.

„Danke, Frau Huber! Sehr freundlich von Ihnen!“, bedankte er sich höflich, jedoch sie winkte ab. „Das ist das mindeste, was wir tun können! Ich war gestern das erste Mal bei Dunkelheit draußen und habe eine Freundin besucht! So was gab es früher gar nicht! Es hieß immer, der Franzl könne irgendwo lauern!“

Herzlich umarmt Frau Huber Ingo und Jonas zum Abschied. „Wenn ihr mal Urlaub machen wollt, dann kommt nach hier!“, sagte sie und winkte ihnen noch lange nach, als sie ins Auto stiegen und sich auf den Heimweg nach Köln machten, wo sie am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen würden.

Als Jonas in seiner Wohnung ankam packte er sein Schwert aus der Reisetasche und verstaute es im hintersten Winkel seines Schranks. 

„Damit will ich jetzt nichts mehr zu tun haben! Zwei Dämonen reichen nun wirklich für ein Leben!“, dachte er und begann, auch den Rest aus seiner Tasche auszupacken.

Er beschloss, von nun an nicht mehr an Dämonenstatuen und allem, was damit zusammen hing, zu denken.

In den nächsten Tagen versuchte Ingo ihn noch ein paar Mal auf die Ereignisse in Raichelbach anzusprechen, jedoch Jonas blockte immer wieder ab.

„Lass es gut sein, Ingo! Freue dich einfach, dass es euren Franzl nicht mehr gibt und vergiss die ganze Angelegenheit!“, sagte er eines Morgens, als er in der Büroküche gerade Kaffee aufschüttete.

Die Arbeit lenkte sie beide ab, immerhin hatte die Beförderung ihnen nicht nur mehr Gehalt, sondern auch mehr Aufgaben eingebracht, und bald drehten sich ihre Gespräche wieder überwiegend um dienstliche Dinge.

Auch Jonas Eltern ließen kaum noch etwas von sich hören, lediglich sein Vater rief ihn einmal an und fragte ihn nach seinem Befinden.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte er sich.

„Ja, natürlich! Was sollte denn nicht in Ordnung sein? Übrigens, ich wollte mich noch vielmals bei Mama dafür bedanken, dass sie meinen Chef angerufen hat und ihm weismachen wollte, ich wäre verrückt! So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben!“, sagte Jonas.

„Das tut mir leid, aber deine Mutter macht sich halt Sorgen!“, entschuldigte sich der Vater halbherzig und Jonas beendete bald darauf das Telefonat.

Er warf einen Blick auf den Kalender. „Schon der 26. Oktober,“ dachte er. 

„Ich bin froh, wenn das Jahr zu Ende ist! Es war mir ein wenig ZU ereignisreich!“

Dämonische StatuenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt