Kapitel 1

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Wichtiger Hinweis:

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Rechte an dieser Geschichte bei mir liegen. Es handelt sich um mein geistiges Eigentum. Bei möglichen Plagiaten oder sollte jemand mit meiner Geschichte sogar Geld verdienen, werde ich mich rechtlich beraten lassen und rechtliche Schritte einleiten.

Ursprünglich hatte ich diese Geschichte ab 16 Jahren freigegeben. Es empfiehlt sich, vorher "Geheimnis der alten Statue" gelesen zu haben, da diese Geschichte die ältere fortsetzt.

März, 1590

In einer Scheune, die einsam auf einer Wiese weit entfernt vom nächsten Dorf stand, nahmen an einem Tag im März im Jahre 1590 unheimliche Ereignisse ihren Anfang.

Richter Friedrich Engelmann sah zufrieden auf das Werk, das der Bildhauer Cornelius von Berg für ihn errichtet hatte. 
Den Familiennamen "Engelmann" hatte er selbst sich vor Jahren zugelegt, da er ihm passend erschienen war für einen Mann, der für Recht und Gerechtigkeit sorgte.

Vor ihm standen drei steinerne Statuen, ihre Gesichter waren hinter steinernen Masken verborgen, lediglich durch Schlitze schauten drohende steinerne Augen auf den Betrachter. Sie stellten drei Henker mit ihren Handwerkzeugen dar.

Der eine hielt eine steinerne Axt in der Hand, der andere ein Schwert, und der dritte eine steinerne Schlinge.

Richter Engelmann wandte sich an den Bildhauer, der neben ihm stand.
„Wunderbar, mein lieber Cornelius! Ich hoffe nur, Ihr werdet Euer Werk, mit dem ich für Gerechtigkeit sorgen werden, vollenden!“

„Natürlich, Herr!“, antwortete der Bildhauer. „Aber ihr werdet dafür doch meine Frau frei lassen, nicht wahr?“

„Sicherlich werde ich das tun, mein lieber Cornelius. Sicherlich! Es ist ein Glück, dass Euer Vorfahr, Randolf von Berg, Unterlagen über sein Tun führte! Auch wenn ich es nicht gutheißen kann, was seitdem seit fast drei Jahrhunderten in dieser armen Stadt geschieht! Aber immerhin kümmert sich der Dämon dort nur um Verbrecher, genau so wie ich es tun werde, wenn Ihr Euer Werk vollendet habt!“ sagte der Richter.
Er dachte nicht daran, die Frau des Bildhauers freizulassen. Er würde sie und auch ihn töten, immerhin würde der Mann gleich Dämonen beschwören, und dafür musste er ihn doch bestrafen und seine Frau war eine Diebin. 
Sie hatte einer Nachbarin eine Gans gestohlen und diese geschlachtet. Dafür musste sie bestraft werden, und da es sich nicht um ihren ersten Diebstahl gehandelt hatte, stand die Todesstrafe auf das Vergehen. Leider was sein Amtsvorgänger zu gütig zu ihr gewesen und hatte es bei einer Geldstrafe belassen.

„Wehret den Anfängen!“, dachte der Richter und sah in eine Ecke. 

Dort saßen, an Händen und Füßen gefesselt, ein zehnjähriger Junge, den er selbst dabei erwischt hatte, wie er auf dem Markt einen Bund Mohrrüben stahl, und seine zwölfjährige Schwester, die aufgepasst hatte, dass niemand zusah.

Es handelte sich bei Andreas und Maria um Waisenkinder und niemand außer ihrem siebzehnjährigen Bruder Gerrit würde sie vermissen. 

Richter Engelmann ging in Gedanken noch einmal seinen Plan durch. Sein Ziel war es, auf der Welt für Gerechtigkeit zu sorgen. 
Das hatte er als Richter auch immer wieder getan, in dem er stets, auch für kleine Vergehen, die Höchststrafe aussprach.
Doch nun war er schwer erkrankt. Ein Geschwür breitete sich in seinem Bauch aus und es würde ihn über kurz oder lang töten. 

Aber er war erst 48 Jahre alt, viel zu jung, um schon zu sterben.

Der Arzt, ein alter Quacksalber, hatte ihm nicht helfen können, und die weisen Frauen der Umgebung hatte er bereits vor Jahren als Hexen verbrennen lassen. 

Doch wenn er jetzt starb, wer würde dann noch für Recht und Gerechtigkeit sorgen? Daher hatte er einen Entschluss gefasst und sich an Cornelius von Berg gewandt. 

Dessen Vorfahr, Randolf von Berg, hatte einst einen Dämon gerufen, der in eine Statue gefahren war und nun einer Kirche und einer Stadt für einen vergleichbaren kleinen Preis, dem Leben und den Seelen von zum Tode Verurteilten, Reichtum und Wohlstand sicherte.
Lediglich, dass manchmal Unschuldige starben, störte seine Gerechtigkeitssinn ein wenig, jedoch das ein oder andere Vergehen, bei dem sie nicht erwischt worden waren, hatten sie sicherlich auch begangen. Letzteres beruhigte sein Gewissen wieder.

Cornelius besaß die Unterlagen, in denen die Beschwörungsformeln standen, sein Vorfahre hatte sie der Familie überlassen, und nun würde er drei Dämonen beschwören, die in die Henkersstatuen fahren würden.

Ihm würden diese Dämonen Unsterblichkeit verschaffen, als Belohnung würden sie sich die Seelen derer holen dürfen, die er ihnen zu gestand.  
„So erhalte ich Unsterblickeit und kann mein Werk fortsetzen und die Dämonen helfen sogar noch dabei, etwas Gutes zu tun, denn bei den Seelen handelt es sich um die von denen, die ich sowieso verurteilt hätte und die es nicht verdient haben, weiter auf dieser Welt zu leben,“dachte Richter Engelmann und er sah zu den beiden Kindern hinüber, die vor Angst wimmerten.

„Ich seid Diebe, und ihr verdient das, was gleich mit euch geschieht! Es ist besser, ich sorge jetzt für Gerechtigkeit, als dass ihr groß werdet und dann wirklich schlimme Dinge tut!“, sagte er und tätschelte den Kindern über die Köpfe.

„Ich will nach Hause!“, jammerte der kleine Junge. „Du hättest halt nicht stehlen dürfen!“, sagte der Richter streng. 
„Aber wir hatten Hunger!“, verteidigte das Mädchen die Untat von sich und ihrem Bruder.
„Das ist keine Entschuldigung! Man muss sich an die Gesetzte halten!“, beendete der Richter das Gespräch und nickte dem Bildhauer zu. 
„Seid Ihr so weit?“, fragte er ihn.

Cornelius nickte und er begann, eine Beschwörungsformel zu sprechen, während Friedrich Engelmann ihm dabei fasziniert zusah.

Auf einmal erschienen drei dunkle Schatten und sie umhüllten die steinernen Henkersfiguren, dann verschwanden die Schatten, als sie in die neuen Hüllen fuhren und nur noch drei Statuen mit rot leuchtenden, durch die Schlitze der Henkerskapuzen starrenden Augen standen da.



Gerrit, der siebzehnhjährige Bruder von Andreas und Maria hatte sich zu der einsamen Scheune geschlichen und sah entsetzt auf das grausige Bild, das sich ihm bot. 
Drei Statuen, die Henker darstellen sollten, standen mit rot leuchtenden Augen da und bewegten sich! Was war das? Schwarze Magie?

Dann fiel sein Blick auf seine kleine Geschwister und er überwand seine Angst und kroch schnell zu ihnen in die Scheune. Gerrit hoffte, dass der strenge Richter Engelmann, der in der ganzen Gegend für seine harten Strafen gefürchtet war und die Dämonen sowie der Bildhauer, von dem es hieß einer seiner Vorfahren sei ein Geisterbeschwörer gewesen, ihn nicht bemerken würde.

„Gerrit!“, wimmerte das Mädchen ängstlich, als er mit einem Messer ihre und die Fesseln des kleine Bruders zerschnitt.
„Schnell weg hier!“, flüsterte er den Kindern zu und sie liefen, so schnell sie konnten aus der Scheune heraus.

Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie plötzlich den Schrei des Richters vernahmen. „Ihnen nach! Sie dürfen nicht entkommen!“

„Gerrit, die Monster werden uns holen!“,weinte der kleine Andreas und Gerrit fasste seine Geschwister an der Hand. 

Er floh mit ihnen, so schnell er konnte, während er dumpfe Schritte hinter sich hörte.

Sie liefen auf einen kleine Bach zu, der entlang der Wiese, auf der die Scheune stand, floss. Ein Gedanke kam ihm. 
„Fließendes Wasser, das dürfen böse Wesen nicht überqueren!“ Irgendwo hatte er das einmal gehört und er hoffte, dass es der Wahrheit entsprach.

„Wir müssen auf die andere Seite,“ rief Gerrit den Kindern zu, doch da wurde er von einer steinernen Hand gepackt.
„Du bleibst hier!“, sagte eine kalte tiefe Stimme, und er sah in rot glühende Augen. Seine Geschwister hatten mehr Glück als er. Sie wateten in das kalte Wasser hinein und erreichten das andere Ufer.
„Gerrit, komm mit uns!“, hörte er seine Schwester weinen, als die Statuen, die anscheinend tatsächlich den Fluss nicht überschreiten konnten, ihn mit sich fort zerrten.

„Lauft so weit weg wie ihr könnt und kommt nie mehr hier her zurück,“ rief Gerrit den Geschwistern zu und diese eilten, mit rot verweinten Augen, fort. Sie sollten ihren älteren Bruder nie mehr wieder sehen.



Zornig sah Richter Engelmann auf Gerrit, den noch immer eine Statue mit ihrem steinernen Griff umklammert hielt.
„Du wolltest mich also davon abhalten, weiterhin für Gerechtigkeit zu sorgen?“

„Was ist das für eine Gerechtigkeit, indem ihr kleine Kinder diesen Monstern überlasst?“, fragte Gerrit, konnte aber ein Zittern in seiner Stimme nicht unterdrücken, was der Richter zufrieden zur Kenntnis nahm.
„Ich könnte meinen neuen Dienern nun befehlen, sich sofort deine Seele zu holen, jedoch ich habe  für dich ein anderes Schicksal vorgesehen, eines, das deiner Tat angemessen ist!“, sagte er und ein boshaftes Lächeln umspielte seine Lippen.
Doch er war nicht boshaft.  Er war einfach nur gerecht und dieser Dieb, er war auch bereits einmal beim Stehlen erwischt worden, hatte sich aber verstecken können, würde nun seine gerechte Strafe erhalten.

Gerrits Augen weiteten sich vor Entsetzen, als der Richter dem Bildhauer Cornelius von Berg seinen Plan erläuterte. „Ist es möglich, Cornelius? Das wäre die gerechte Strafe dafür, dass er meinen großen Plan vereiteln wollte, in dem er mir die beiden ersten Opfer, die ich meinen Dienern zugedacht hatte, weg nahm?“

„Ja, es ist möglich!“, sagte der Bildhauer und warf einen mitleidigen Blick auf Gerrit.



Einige Tage später fand man auf dem Feld die Leichen von Cornelius und Gerrit, beide blickten sie mit vor Angst geweiteten Augen in den Himmel.

„Was ist den beiden nur geschehen? Die Geschwister des armen Jungen sind beim alten Bauern Walther untergekommen, und die Frau des Bildhauers haben sie gestern hingerichtet.“, sagte eine alte Frau, während man die Leichen auf eine Karren lud.

„Habt ihr eigentlich schon gesehen, was für unheimliche Statuen der Richer Engelmann nun in seinem Gerichtssaal stehen hat? Da wird es einem Angst und bange! Ich glaube, ich werde mir nie wieder einen seiner Prozesse ansehen, so schrecklich sehen die aus. Und der Hans, der Gerichtsschreiber hat geschworen, dass die Augen von denen Nachts geleuchtet haben!“, fügte ein anderer Mann hinzu.

„Ich sage euch, die Dinger werden noch sehr viel Unheil anrichten!“, prophezeite Elisabeth, die Frau des Gerichtsschreibers Hans, als sie die Leichen ab luden, um sie für das Begräbnis vorzubereiten.

Dämonische StatuenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt