Satori Tendō (Haikyuu!!)

1.4K 66 20
                                    

Dieser Oneshot wurde sich gewünscht von Hattyx06.

Das Goodpasture Syndrom ist eine sehr seltene Autoimmunerkrankung, die zumeist zwischen den 20. und 40. Lebensjahr hauptsächlich bei Männern auftritt. Die Ärzte rätseln noch, weshalb ich von dieser Krankheit betroffen bin. Das einzige, was sie sagen können ist, dass sowohl Lunge, als auch Niere betroffen sind und das ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent sterben werde, wenn ich mich nicht behandeln lassen sollte. An sich würde ich es machen lassen, da die *Letalität auf 20 Prozent sinken würde. Allerdings müsste ich während der gesamten Behandlung im Krankenhaus bleiben, da man mir während des Plasmaaustausches, welcher zusammen mit der Gabe von Immunsuppressiva die effektivste Behandlungsmethode ist, meine Antikörper herausfiltert.

Der Grund dafür ist, dass diese Abwehrstoffe, die eigentlich, wie es der Name sagt, Krankheitserreger abwehren soll, sonst meine Lungenbläschen, die für den Gasaustausch zuständig sind und die Basalmembranen meiner Nierenkörperchen, die das Blut waschen, angreifen, was dazu führt, dass diese beiden Organe nicht mehr richtig arbeiten können. Mir ist bewusst, dass wenn ich mich nicht behandeln lasse, nur etwas mehr als zwei Jahre bleiben, sobald meine Nieren versagen und ich zur Dialyse muss, aber das ist mir egal. Lieber verbringe ich, die mir verbleibende Zeit in Freiheit, als im Krankenhaus isoliert zu werden und darauf zu warten, dass die Therapie anschlägt. Doch selbst wenn dies geschehen würde, kann die Krankheit nicht geheilt werden, es würde lediglich die Beschwerden abschwächen. Aber auch gleichzeitig das Risiko eines Rebounds erhöhen, also dass mein Körper auf einmal noch mehr Antikörper bildet, als er ohnehin schon tut, was meinen Zustand nur verschlechtern würde.
Ich weiß es klingt kindisch, aber ich möchte so lange wie möglich ein normales Leben haben und nicht wie ein Vogel, dem man die Flügel gestutzt hat, in einen Käfig gesperrt werden.

Es ist nur eine Frage der Zeit bis ich sterbe. Was mich mehr beschäftigt, ist die Frage, ob sich mein Körper selbst vergiftet, wenn meine Nieren völlig aussteigen oder werde ich vorher an meinem eigenen Blut ersticken? Zugegeben beides wäre nicht gerade angenehm, aber das sind die einzigen Optionen, aus denen ich wählen kann. Wenn ich es mir recht überlege, scheint Ersteres friedvoller, immerhin handelt es sich hierbei um einen schleichenden Prozess, bei dem ich sterbe ohne etwas mitzubekommen, während ich bei der anderen Variante krampfhaft um jeden Atemzug kämpfe, bevor es ein Ende hat. Vor meinem Tod würde ich aber gerne noch etwas loswerden, was schon länger auf meinem Herzen lastet. Ich möchte nichts bereuen, daher entschloss ich mich meinem Schwarm meine Gefühle zu gestehen.

Als ich vor ihm stand, hatte ich das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Ich war mir nicht sicher, ob das an meiner Krankheit lag oder an dem Rothaarigen.
"Na (V/N), du bist ein wenig blass um die Nase, geht es dir gut?", fragte er mich mit schiefgelegten Kopf.
"Ja, i... ich wollte dir nur sagen, dass ich in dich verliebt bin und hoffe, dass du meine Gefühle nicht erwiderst", ich wurde beim Sprechen immer schneller, weil es sich so anfühlte, als würde mir jeden Moment die Kehle zugeschnürt werden. 
Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt.

Ich drehte mich von ihm weg und rannte Schulflur entlang, bis ich einen metallischen Geschmack auf meiner Zunge bemerkte. Doch bevor ich wirklich realisieren konnte, was gerade geschah, überkam mich ein schmerzhafter Hustenanfall, der mich in die Knie zwang. Meine Hände hatte ich auf meinen Mund gepresst, bis es vorüber war. 
"Alles okay?", hörte ich Satori's Stimme, als dieser mit besorgtem Blick auf mich zukam.
"Ja, mir geht's gut", entgegnete ich und verbarg meine Handflächen vor ihm, damit er sich nicht noch mehr Sorgen machte und stand auf, als wäre nichts passiert.
Ich machte mich auf den Weg zur Mädchentoilette, um mir meine Hände von dem Blut zu säubern, welches ich hochgehustet hatte, als sich ein weiterer Hustenanfall anbahnte. Ich stützte mich mit der einen Hand an der Wand ab und mit der anderen griff ich an meinen Brustkorb, der sich wieder schmerzhaft zusammenzog. Krampfhaft versuchte ich Luft zu schnappen, während mir immer wieder kurz schwarz vor Augen wurde, bis ich letztendlich doch zusammenbrach.

Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem dieser sterilen weißen Krankenzimmer. Die Krankheit hat meiner Lunge wohl ganz schön zugesetzt, zumindest würde das die Sauerstoffsonde in meiner Nase erklären. 
Die Tür zu meinem Zimmer öffnete sich und kein geringerer als der rothaarige Mittelblocker trat in dieses.
"Tendō, was machst du hier?", fragte ich ihn verwirrt.
"Ein Glück, du bist wach. Jag mir ja nie wieder so einen Schrecken ein", sprach er drauf los, ohne meiner Frage Beachtung zu schenken.
"War das der Grund, weshalb du hofftest, dass ich deine Gefühle nicht erwidere?", hackte er nach.
"Ja, denn es ist so, dass mir nur noch etwas mehr, als zwei Jahre bleiben, bis ich sterbe und ich wollte nicht, dass du meinetwegen unglücklich wirst", ich verschluckte mich fast an meinen eigenen Worten, während ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten.

"Dafür ist es leider schon zu spät", erwiderte er nur und drückte mich leicht an seine Brust.
"Aber mit mir wirst du niemals glücklich werden", flüsterte ich.
Das entsprach leider der bitteren Wahrheit.
"Das ist nicht wahr, es reicht mir bereits, wenn ich bei dir sein kann, mehr brauche ich nicht", entgegnete er und legte seinen Kopf auf meinen ab.
"Ich werde bis zum Ende bei dir bleiben, das verspreche ich dir"
Das war der Moment, in dem alle Dämme brachen und ich mich schonungslos bei ihm ausweinte. 

Ich wünschte, mir würde mehr Zeit mit ihm bleiben, aber das war nicht möglich und so machten wir das Beste aus den verbleibenden zwei Jahren.
Mit jedem Tag, der verging, zerrte die Krankheit mehr an mir, bis ich wirklich in einem Käfig gefangen, die letzten Stunden abwartete.  Allerdings empfand ich es als nicht all zu schlimm, schließlich sind Satori und meine Eltern hier, die mir wohl oder übel beim Sterben zusehen werden. 
Meine Atmung hatte sich soweit verschlechtert, dass ich nun voll und ganz auf eine Maschine angewiesen war, die meinen Körper mit Sauerstoff versorgte. Noch immer hoffte ich, dass die erste Variante eintreffen würde, so müsste ich zumindest keine Schmerzen verspüren. Meine Augenlider wurden immer schwerer, so als hätte ich seit Tagen nicht geschlafen. Vermutlich war es langsam an der Zeit sich zu verabschieden.

Satori hielt meine Hand in seiner und drückte diese fest, fast so, als würde er versuchen mein Leben festzuhalten. Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab. Einzelne Tränen rollten meine Wangen hinab. Ich wollte meine Familie und ihn nicht zurücklassen, wieso musste ausgerechnet mich so eine schwere Krankheit dahinraffen? Es brachte nichts darüber nachzudenken, es hätte sowieso nichts geändert. Ich sollte lieber die letzten Minuten mit ihnen auskosten.

Manchmal ist sterben wirklich friedlich und mit dem Einschlafen gleichzusetzen. Zumindest erging es mir so, als mir die Kraft fehlte meine Augen weiterhin offen zu halten. Ich konnte sie anschließend nicht mehr öffnen und bekam nur noch am Rande mit, wie alles in mir langsam den Betrieb einstellte. Mein Herz tätigte unregelmäßig und schwach seine letzten Schläge, bis auch dieser Muskel in meinem Körper erschlaffte. Mein Brustkorb hob und senkte sich noch, aber das war dem Beatmungsgerät zu verschulden.
"Ich liebe dich", hauchte der Rothaarig und küsste ein letztes Mal ihren Scheitel.

*Letalität ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Krankheit zu sterben

Anime/Manga OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt