L Lawliet (Death Note) Teil 2

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Ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen und brach in schallendes Gelächter aus. Sie hatten doch wirklich gedacht, dass Kira mich getötet hatte. Nur L sah mich mit einer gelangweilten Miene an, während der Rest überrascht und teilweise erbost wirkte. Scheinbar war der Meisterdetektiv meiner Farce als Einziger auf die Schliche gekommen. Wirklich schade, aber eigentlich hatte ich damit gerechnet. Kira hatte keinen Grund mich zu töten, da meine Hinrichtung für morgen festgelegt war und er nicht wissen konnte, dass ich nicht mehr im Gefängnis bin. Sonst könnte man an seiner Glaubhaftigkeit zweifeln, wenn er jemanden tötet, der sowieso bald schon stirbt. So machtbesessen scheint er nun auch wieder nicht zu sein, dass er jeden bekannten Schwerverbrecher selbst hinrichten will. Es sei denn, er wäre einer von den hier Anwesenden, aber das halte ich doch für sehr unwahrscheinlich.

"Ihr hättet Mal eure Gesichter sehen sollen", brachte ich, nach Luft schnappend, hervor.
"Sie sind doch wahnsinnig", kam es von Inspektor Yagami, der mich streng ansah.
Das traf es eigentlich ziemlich gut. Ich zog nur eine Grimasse und setzte mich wieder auf den Stuhl. Nachdem sich alle von dem Schock erholt hatten, sprachen sie weiter, während ich nur gelangweilt mit meinen Haaren spielte. Hoffentlich gestaltet sich der Rest des Tages interessanter.
"Und (V/N), was hältst du von meiner Theorie?", fragte L, als er geendet hatte.
Ich sah ihn mit großen Augen an und konnte mir denken, dass er annahm, ich hätte nicht zugehört, was ja auch zum größten Teil stimmte.
"Ich halte sie für plausibel, dennoch fehlen dir die nötigen Beweise. Selbst wenn es dir durch mein zutun gelingen sollte dies zu bestätigen, so kannst du Trotz alledem nicht zu 100 Prozent erweisen, dass er auch die restlichen Gefangenen getötet hat", erwiderte ich.
Mal ganz davon abgesehen, dass immer noch keiner weiß, wie er die Morde bewerkstelligt hatte.
Der Schwarzhaarige nickte nachdenklich und schickte die Ermittler raus, um mit mir noch einmal den genauen Plan durchzugehen, damit am morgigen Tag nichts schiefgeht.

Ich stand auf dem Dach des Gebäudes, wartete darauf, dass die letzten Stunden vergingen und somit dem nächsten Morgen unaufhörlich entgegenschritt. Egal, was morgen geschehen wird, es wird mein letzter Tag auf Erden sein. Es ist fast schon bedauerlich, dass ich mein Leben so vergeudet habe, aber ich will nicht im Selbstmitleid versinken, ich habe es auch nicht anders verdient. Ich habe selbst anderen Menschen ihre Zukunft geraubt, in dem ich ihnen das Leben nahm. Im Grunde erhalte ich meine gerechte Strafe. Ich sollte zufrieden sein. Die einzige Frage, die mich brennend interessierte, war die, wie ich sterben werde. Ist es ein schneller oder ein qualvoller Tod? Ersteres wäre mir natürlich lieber, jedoch wäre Letzteres gerechtfertigter. Immerhin habe ich meinen Opfern auch nicht die Wahl gelassen und meistens diesen Tod für sie gewählt. Wieso sollte mich also nicht dasselbe Schicksal ereilen?

Ich vernahm Schritte hinter mir, drehte mich um und erblickte dort den Meisterdetektiv höchstselbst, der hinauf in den Himmel sah.
"Du solltest reingehen, es wird bald regnen", meinte er, ohne mich anzuschauen.
Er hatte recht, es zogen immer mehr dunkle Wolken auf.
"Befürchtest du etwa, dass dein Plan gefährdet wird, sollte ich mich erkälten?", fragte ich scherzhaft.
"Ja", kam es von ihm, ohne mit der Wimper zu zucken.
Diese Antwort war vorherzusehen, dennoch breitete sich ein unwohles Gefühl in mir aus.
"Die meiste Zeit deines Gefängnisaufenthaltes hast du in Einzelhaft verbracht, daher ist dein Immunsystem sehr geschwächt", versuchte er sich zu erklären.
"Mach dir Mal keinen Kopf, ich werde schon nicht vorher krepieren", entgegnete ich abwehrend und ging an ihm vorbei nach drinnen.

"Sayonara, L", verabschiedete ich mich am darauffolgenden Tag von dem Meisterdetektiv und den Ermittlern, ehe ich mich zum vereinbarten Ort aufmachte.
Er ist wirklich faszinierend und speziell zugleich. Schade, dass sich unsere Wege jetzt schon trennen.
Diese zwei Tage waren wirklich schön gewesen.
Ich trug wieder meine Sträflingskleidung und lauerte Light in einer schmalen Seitengasse, an der er jeden Tag vorbeiläuft, auf. Ich überprüfte noch einmal die Kamera, die an meiner Kleidung befestigt war. Als er kam, packte ich ihn von hinten und hielt seinen Mund zu. Ich zog ihn mit mir, bis zum Ende der Gasse, ehe ich mich zu erkennen gab. Seine Augen weiteten sich vor Schreck.

"Na, überrascht? Hast wohl gedacht ich sei tot. Tja, da hast du dich geirrt", grinste ich und ließ ihn los.
"Wie kommt es, dass du noch lebst?!", fragte er entsetzt.
"Wie es aussieht kann man sich weder auf die Justiz noch auf Kira verlassen", gab ich schulterzuckend von mir und wandte mich kurz von ihm weg.
Das sollte ihm genug Zeit geben, mich zu töten. Mit gezücktem Messer drehte ich mich wieder zu ihm. Dieses Mal zierte ein selbstsicheres Grinsen sein Gesicht.
"Hast wohl deinen Mut gefunden, was Kleiner", meinte ich spielerisch und wackelte ein wenig mit dem Messer vor ihm herum.
Er ignorierte mich und fixierte stattdessen seine Armbanduhr.

"Du solltest den Gott der neuen Welt lieber nicht unterschätzen", entgegnete er hämisch.
Toll, jetzt hat er auch noch einen Gottkomplex. Warum muss er denn ausgerechnet eine Kamidere sein?
Plötzlich verlor ich die Kontrolle über meinen Körper. Die Hand, in welcher ich das Messer hielt, bewegte sich zu meinem Hals, ehe die Klinge in mein Fleisch schnitt. Das warme Blut quoll aus meiner Kehle. Ich röchelte, als ich krampfhaft versuchte zu atmen.
War er dafür verantwortlich? Fragte ich mich, als meine Beine zusammensackten und ich kraftlos auf den Boden fiel.
Er ist also wirklich Kira. Hoffentlich reichen die Aufnahmen als Beweis. L hat es von Anfang an gewusst, er ist wahrlich ein Meisterdetektiv.
Dünne Rinnsale aus Blut floßen aus meinem Mund, während meine Sicht verschwamm und ich nur noch schemenhaft sah, wie Kira an mir vorbeiging. Ich driftete immer weiter in die erdrückende Schwärze ab.

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