Sesshōmaru (InuYasha) Teil 2

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Ich war etwas angespannt, immerhin könnte mich dieser Yōkai jeden Augenblick töten, wenn er wollte. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu ihrem provisorischen Lager zu folgen, wo ein zweiköpfiger Drache und eine Art Frosch oder Kröte auf uns warteten.
"Das ist A-Un und der kleine Griesgram ist Jaken", stellte Rin mir die Beiden vor.
Wobei sich der Kleinere von Beiden sofort beschwerte, wie unverschämt die Menschen doch seien. 
"Jaken, das reicht", sprach Sesshōmaru ein Machtwort, was diesen sogleich zum Schweigen brachte.
"Freut mich euch kennenzulernen, mein Name ist (V/N)", lächelte ich und verbeugte mich leicht.

Mit der Zeit fiel mir auf, dass man einige "Privilegien" hat, wenn man mit dem Herrschers des Westen reist, nicht nur von den Menschen, sondern auch von anderen Yōkai's  werden seine Anhänger, aber vor allem er selbst respektiert und gefürchtet. Auch wenn das nicht auf alle von seinen Gefolgsleuten zutraf, denn Jaken wird im Grunde immer von den anderen Dämonen verspottet oder ignoriert. Wenigstens kommen sie mir so nicht zu nahe, es sei denn, sie gehören zu der streitlustigeren Sorte, aber auf die trafen wir nur selten.

Auch die größte Reserve an Lebensenergie neigt sich irgendwann dem Ende zu. Anfangs war es nur ein leichtes Kratzen im Hals, welches mich auf meinen Hunger hinwies, doch die Symptome wurde schon bald schlimmer.
Mein Kopf schmerzte, alles in meinem Körper zog sich in mir zusammen. Ich fiel auf die Knie und fasste mir an den Hals.
"(V/N), was hast du denn?", fragte Rin, die zu mir eilte.
Ich brauchte Lebensenergie, doch ich wollte und konnte mich nicht an ihr bedienen. Nicht nur, weil mich Sesshōmaru sonst töten würde, denn ich habe sie in der Zeit wirklich lieb gewonnen.
"Komm nicht näher", krächzte ich und hoffte so sie auf Abstand zu halten.
Ausgerechnet in solchen Fällen ist die grüne Kröte nicht da.

Mit zittrigen Beinen erhob ich mich und entfernte mich von dem kleinen Mädchen, welches mir besorgt hinterher sah. Ich musste hier weg. Meine Umgebung verschwamm immer mehr vor meinen Augen, während ich tiefer in den Wald lief. Irgendwo musste es doch ein Lebewesen geben, welches ich ohne Schuldgefühle verzerren konnte. Selbst ein kleines Nagetier würde mir fürs Erste genügen. Aber es schien fast so, als hätten die Bewohner des Waldes meine Aura gespürt und die Flucht ergriffen. Weit und breit war kein einziges Lebewesen vorzufinden. An einem Baum ließ ich mich langsam auf den Boden sinken und schloss entkräftet meine Augen.

Nach einer Weile vernahm ich Schritte, die sich auf mich zubewegten, sie gehörten zu einer starken Präsenz, die mir nur all zu bekannt vorkam.
Was will er denn ausgerechnet jetzt hier?
"Ich habe Rin nicht angerührt", sprach ich mit einer fast schon heiseren Stimme.
Das war der einzige Grund, der mir auf die Schnelle in den Sinn kam.
"Deswegen bin ich nicht hier", er klang wie immer kühl und desinteressiert.
"Weshalb dann?", fragte ich und öffnete meine Augen einen Spalt breit, nur um zusehen, dass er im Begriff war sich vor mich hinzuknien.
"Rin würde es nicht gefallen, wenn du nicht wiederkommst, deshalb werde ich dir etwas von meiner Lebensenergie abgeben", mit diesen Worten umfasste er meine Schultern mit seinen großen Händen und kam meinem Gesicht näher.

Mit vor Schock geweiteten Augen beobachtete ich stumm sein Tun. Ich hatte noch nie zuvor die Lebensenergie eines Yōkai's in mir aufgenommen. Mein Herz schlug wie wild, während sich mein Körper anspannte.
Seine goldenen Iriden trafen meine, als unsere Lippen ebenfalls zueinander fanden und ein Teil seiner Lebensenergie in mich überging. Ein unbeschreibliches Gefühl durchstreifte meinen Körper, doch so schnell, wie es kam, ging es auch wieder, als der Silberhaarige sich von mir löste.
Er stand auf und entfernte sich von mir, während ich noch an Ort und Stelle verharrte.
"Steh auf, wir gehen", richtete Sesshōmaru das Wort an mich und lief voraus.
Mit etwas Abstand folgte ich ihm.

Als wir beim Lager ankamen, begrüßte Rin uns beide mit einem breiten Lächeln.
"Geht es dir wieder gut?", fragte sie an mich gewandt.
Ich bestätige ihre Frage mit einem leichten Nicken, doch das reichte ihr schon, um mich freudestrahlend zu umarmen.
"Dann hat Sesshōmaru-Sama dir wirklich geholfen."
"Ja,aber woher weißt du das denn?", entgegnete ich überrascht.
Daraufhin begann sie mir zu erzählen, was geschehen war. Nachdem ich mich vom Lager entfernt hatte, erschien der silberhaarige Yōkai. Er erkundigte sich bei Rin nach meinem Verbleib, da ich ja auf sie aufpassen sollte. Diese schilderte ihm, was passiert war und bat ihn, mir zu helfen. Ohne etwas zu erwidern machte er sich auf die Suche nach mir. Ich bedankte mich bei ihr und wuschelte ihr kurz durch ihre Haare, ehe ich mich von ihr löste.

Bei Sesshōmaru hatte ich mich noch gar nicht bedankt. Der Yōkai stand etwas Abseits des Lagers und sah in die Ferne.
"Was willst du?", fragte er, als er meine Präsenz wahrnahm.
"Ich wollte mich bei dir bedanken"
"Das nächste Mal kommst du schon bei den ersten Anzeichen deines Hungers zu mir, verstanden?", entgegnete er harsch.
"Du musst das nicht machen, ich kann mich allein darum kümmern"
"Das habe ich gesehen", meinte er mit einem spöttischen Unterton in der Stimme.
Er hatte ja Recht, es war töricht von damit so nachlässig umzugehen. Sein geringes Vertrauen in mich wird somit wohl aufgebraucht sein.
Mir blieb also nichts anderes übrig, als sein Angebot zu akzeptieren, zumindest, wenn ich nicht wollte, dass er mich einfach so hier zurücklässt. Wobei ich glaube, dass Rin ihn das ganz schön übel nehmen würde, aber das würde ihn nicht aufhalten.

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