Ryūji "Bon" Suguro (Blue Exorcist)

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Ebenfalls ein Wunsch von PrudenceBook.

Ich wandle nun schon seit geraumer Zeit auf Assiah und ich bereue meine Entscheidung keineswegs, ich bin sogar froh, diesen Weg gewählt zu haben.
Einen Teil der Menschenwelt habe ich bereits erkundet, bis mich ein Ort in seinen Bann zog und mich zum Bleiben bewegte, Kyoto. Nicht nur die Landschaft ist atemberaubend, sondern auch die Menschen, die hier leben. Am meisten faszinieren mich aber die Exorzisten, auch wenn sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, Wesen, wie mich, zu töten beziehungsweise zu bannen. Ich kann ihn ihre schlechte denkensweise über uns nicht übel nehmen, es gibt wirklich schlimme Dämonen, die nur Schaden anrichten wollen, aber das trifft eben nicht auf alle zu.

Wie immer beobachtete ich von den Gräbern aus die Menschen, würde ich mich ihnen nähern, würden die Exorzisten mich vertreiben. Der Friedhof ist in meinen Augen kein Ort der Trauer, sondern der Zusammenkunft und des Gedenkens. Niemand möchte gerne vergessen werden, doch eines Tages gibt es keinen mehr, der sich an einen erinnert, das ist unser aller Schicksal, an dem sich nunmal nichts ändern lässt. Aber mit den Gräbern kann man den Hinterbliebenen einen Ort geben, an den sie kommen können, wenn sie Sorgen haben und dann können sie mit den Verstorbenen reden, auch wenn diese nicht mehr antworten können, so fühlt man sich hinterher doch besser.

Ich sah einen Mönch und einen kleinen Jungen, die Spenden für den Tempel sammelten, doch keiner gab ihnen etwas. Sie alle sagen, der Tempel sei verflucht, weil Satan vor mehreren Jahren dort viele Exorzisten und Priester getötet hat. Das erklärt auch den Wunsch des Jungens, Satan zu töten.
Wirklich amüsant er hat noch nicht mal eine Mashō und will dennoch den Herrscher von Gehenna töten. Kein Wunder, dass alle ihn und seinen Vater auslachen und verspotten, allein ist es unmöglich seinen Plan in die Tat umzusetzen, selbst wenn er einmal der weltbeste Exorzist werden sollte.
Aber der kleine Junge tat mir leid, es ist gut, sich im Leben hohe Ziele zu stecken, um immer weiter zu machen, deshalb sollten die Erwachsenen nicht jetzt schon auf seinem Traum herumhacken. Zwar ist dieser nicht sehr realistisch, aber das ist doch für den Anfang egal.

Wutentbrannt rannte der kleine Junge zum Friedhof und direkt in mich hinein. Er konnte mich ja schließlich nicht sehen. Das brünette Kind tastete mein Bein entlang, wahrscheinlich dachte er, es handelt sich hierbei um eine unsichtbare Wand, oder ähnliches. Ich verpasste ihm einen kleinen Kratzer auf der Stirn, weshalb er nun mich und alle weiteren Dämonen sehen konnte.
"Wer oder was bist du?", fragte er verwundert und sah mich an.
"Ich bin (V/N), ein Yōkai, das ist eine Dämonenunterart, der Waffen nicht viel anhaben, aber Aria-Meister schon", beantwortete ich seine Frage lächelnd.
Ich hatte durch Zufall erfahren, dass er sich zu dieser Exorzistenklasse ausbilden lassen will.
"Das heißt, wenn du nur fleißig weiter lernst, wirst du mich und auch Satan irgendwann töten können", sprach ich weiter.
"Ja!", rief er mir mit großen Augen entgegen.
Vielleicht verstand er noch nicht ganz die Bedeutung hinter meinen Worten oder er dachte schon, wie ein waschechter Exorzist.

Er kam nach diesem Treffen jeden Tag wieder und wir unterhielten uns über alles mögliche, meist über die Eigenarten und Schwächen von Dämonen. Auch als er größer wurde und Begriff, was ich war, kam er dennoch.

Heute würde er seine Heimat verlassen, um ans Exorzisten-Kolleg zu gehen. Ich muss ehrlich sagen, ich würde ihn vermissen. Obwohl ein ich Dämon und er ein Exorzistenanwärter ist, sind wir Freunde geworden. Es schmerzt sehr daran zu denken, ihn irgendwann nie wieder zu sehen. Ich musste es ihm sagen, ihn für diesen Tag vorbereiten, bevor es zu spät ist und ich keine Gelegenheit mehr dazu habe.

"Bist du endlich fertig mit packen? Du lässt mich schon den ganzen Tag warten", fragte ich belustigt.
"Ja, ja. Ich würde dich ja gerne mitnehmen, aber durch die Bannkreise wirst du es wohl kaum schaffen", erwiderte er resigniert.
Langsam wird es Zeit es ihm zu sagen.
"Mein Aufenthalt in Assiah ist zeitlich begrenzt", begann ich.
"Was meinst du damit?!", fragte er entgeistert.
"Ryūji, jeder Yōkai hat nur eine gewisse Menge an Energie zur Verfügung, um seine physische Form aufrechtzuerhalten, wenn er sich dazu entscheidet in Assiah zu verweilen", erklärte ich ihm.
"Dann bleibe ich hier", entschloss er.
"Nein, es ist dir doch wichtig ein Exorzist zu werden", entgegnete ich.
"Aber du bist mir auch wichtig, zu einem Exorzisten kann ich auch später noch werden", warf er ein und seine Stimme wurde immer lauter.
"Ich will nicht, dass du meinetwegen zurücksteckst, du sollst dir deinen Traum erfüllen", flehte ich ihn an, legte eine Hand an seine Wange und streichelte diese sanft.
"Gut. Sobald ich meine Zulassung habe, werde ich dich besuchen kommen", gab er schlussendlich nach.
"Ich werde warten, versprochen", versicherte ich ihm.

Lieber lebe ich ein begrenzte Leben mit ihm, als ein unendliches ohne ihn. Das hatte ich mir an jenen Tag gedacht und es wie ein Mantra immer wieder vor mich hergesagt.
So zogen die Tage an mir vorbei, bis aus Tagen Wochen und aus Wochen Monaten wurden.
"Mein Energievorrat neigt sich dem Ende", sprach ich meinen Gedanken laut aus und betrachtete, wie sich bereits einige Partikel von meinem Körper lösten.
"(V/N)!", rief Bon über den Friedhof.
"Ryūji!", schrie ich erfreut und umarmte ihn stürmisch.
"Du bist noch da", stellte er erleichtert fest und umarmte mich ebenfalls.
Mein Körper begann langsam sich aufzulösen.
"Tut mir leid, ich konnte es nicht länger aufhalten", meine Stimme wurde weinerlich und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg nach unten.

"Ist schon gut", meinte er nur und strich mir sanft über den Rücken.
Seine Nähe beruhigte mich ungemein. Ich wollte nicht wahrhaben, dass das jetzt unser Abschied wird. Ich fühlte mich so geborgen, am liebsten wäre ich für immer in dieser Position verweilt.
"Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe, durch dich hatte ich endlich einen Sinn im Leben gefunden. Ich bereue es nicht, mich für dich entschieden zu haben"
Meine Schulter wurde von seinen Tränen durchnässt. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und streichelte durch seine gefärbten Haare, ehe sich mein Körper vollkommen auflöste.
"(V/N)", kam es mit tränenerstickter Stimme von ihm, als er in den Himmel sah.
Aus dem leisen Flüstern wurde ein verzweifelter Schrei und er sackte weinend auf die Knie.

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