Satoru Fujinuma (Erased)

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Ebenfalls ein Wunsch von Mew_Dark.

Enthält Spoiler zum Ende der Serie.

Vor 15 Jahren wurde ich von Satoru Fujinuma gerettet. Wir waren in der Grundschule in einer Klasse, hatten aber nie viel miteinander zu tun. Ich mochte ihn damals, wie heute, sehr und wollte ihm auch näher kommen, doch er war immer mit seinen Freunden unterwegs. Und ich traute mich nicht ihn anzusprechen. Er schien nett und mitfühlend zu sein. Satoru war immer für seine Freunde da, diese Eigenschaft mochte ich besonders an ihm. Er fand zu dieser Zeit immer mehr Freunde, sogar Kayo, die sonst immer alleine war, zählte bald zu ihnen. Nur ich war Luft für ihn, auch die Anderen aus der Klasse mieden mich, den Grund dafür kannte ich bis heute nicht. Zu jener Zeit gab es eine Entführungsserie, zumindest wurde eine versucht, doch Satoru und seine Freunde konnten die Mädchen, die sich der Entführer herausgesucht hatte, vor ihm beschützen. So auch mich.

Ich kann mich nur noch wage an die Ereignisse erinnern, aber es war im März 1988 geschehen. Damals bin ich wie jeden Tag allein nach Hause gelaufen. Mein Weg war nicht gerade kurz und ich musste an dem zugefrorenen See vorbei. An diesem Tag ist mir Satoru hinterhergelaufen. Neben mir blieb er stehen und fragte, ob meine Eltern zu Hause waren. Ich verneinte seine Frage. Meine Eltern mussten immer bis spät abends arbeiten, deshalb sah ich sie kaum. Er bot mir an, mit zu ihm zu gehen, bevor ich ablehnen konnte, hatte er schon meine Hand gepackt und mich mit sich gezogen. Im Augenwinkel sah ich einen Mann, welcher schnell in eine Gasse verschwand. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen. Erst im nachhinein wurde mir klar, dass es sich hierbei um meinen Entführer handelte. Satoru wirkte die ganze Zeit über sehr angespannt, erst als wir von seiner Mutter hereingelassen wurden, entspannte er sich. Sie war gar nicht überrascht, dass ihr Sohn jemanden mitgebracht hatte.

Am Abend rief Satoru's Mutter meine Eltern an und klärte mit ihnen, dass ich den Rest der Woche bei ihr bleiben könne. Weshalb die Beiden wollten, dass ich bei ihnen bleibe, wusste ich nicht. Satoru meinte, er würde es mir später erzählen.
Doch dazu kam es nie.

Zwei Tage nachdem er mich bei sich aufgenommen hatte, ging er zur Wakaba-Sporthalle, um Misato, ebenfalls jemand aus unserer Klasse, der einsam war, nicht allein zu lassen. Aber an diesem Tag kam er nicht mehr nach Hause.
Sein Körper trieb leblos im kalten Wasser, als man ihn fand. Man brachte ihn sofort ins Krankenhaus. Seine Mutter fuhr zu ihm und ließ mich allein in der Wohnung zurück. Sie war traurig und aufgewühlt, als sie spät Abends zurückkam. Sie erzählte mir, dass ihr Sohn im Koma lag. Das erfuhren auch bald die anderen Schüler aus meiner Klasse. Sie sammelten spenden, um die Krankenhauskosten zu bezahlen, da seine Mutter nur einen kleinen Job in einem Supermarkt hatte. Ich besuchte ihn jeden Tag, auch als er nach Hause kam. Nach diesem Vorfall kehrte ich zurück zu meinen Eltern. Die Zeit mit ihm war zwar kurz, aber dennoch wunderschön. Ich hoffte sehr, dass er eines Tages wieder aufwacht.

15 Jahre hatte es gedauert, bis er endlich aus dem Koma erwachte, jedoch besaß er keinerlei Erinnerungen an die Geschehnisse von damals. Ich besuchte ihn weiterhin, auch wenn er sich kaum an mich erinnerte. Seine Freunde kamen ebenfalls zu Besuch, neben ihnen fühlte ich mich immer fehl am Platz, da wir ja im Grunde gar keine Freunde waren. Kenya, ein guter Freund von ihm, berichtete mir, weshalb Satoru mich an jenem Tag mit zu sich nach Hause nahm. Ich fühlte mich schuldig, dass ich ihn in Gefahr gebracht hatte.

Danach besuchte ich ihn immer seltener, bis ich gänzlich damit aufhörte. Die Schuldgefühle nagten an mir und ich konnte Satoru einfach nicht mehr unter die Augen treten.
Kenya war der Einzige, der meine Zerrissenheit bemerkte und mir seine Hilfe anbot. Wir tauschten unsere Nummern aus und er sagte, er würde mich anrufen, wenn sie den wahren Täter stellen. Ich wartete auf diesen Anruf, es war der einzige Grund, warum ich überhaupt noch aufstand.

Gedankenverloren schaute ich in den Himmel, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich nahm den Anruf entgegen.
"(V/N), es ist soweit. Komm bitte zum Krankenhaus", sagte Kenya.
"Ich komme sofort", erwiderte ich.

Vor dem Krankenhaus standen Satoru's Mutter, Kenya und Hiromi, er ist ebenfalls ein Freund von Satoru.
"Komm es ist gleich soweit", kam es von Frau Fujinuma.
Ich nickte zur Bestätigung und folgte den Dreien. Sie platzierten ein Luftkissen unterhalb des Krankenhausdaches. Ich war verwirrt über ihr handeln, doch auf meine Frage hin meinten sie nur, dass ich abwarten sollte.

Als Satoru mitsamt seinen Rollstuhl auf das Kissen fiel, sah ich geschockt nach oben und erkannt den Täter, den Mann, der versucht hatte mich zu entführen, unseren ehemaligen Grundschullehrer Yashiro-sensei. Ich konnte nicht glauben, dass er es wirklich war, er war doch immer so nett zu allen gewesen. Wie naiv ich doch war, wäre Satoru nicht gewesen, dann wäre ich schon lange tot.
Gaku Yashiro wurde wegen dem Verdacht auf versuchten Mord vorläufig festgenommen. Ich beobachtet wie die Polizei ihn abführte. Endlich war diese Ungewissheit verschwunden. Ich kehrte den Anderen den Rücken und ging, niemanden fiel es auf, das dachte ich zumindest.

"(V/N), warte!", sagte Satoru, der mir gefolgt war.
Ich blieb stehen und er fuhr neben mich.
"Meine Mutter erzählte mir, dass du mir keinen Tag von der Seite gewichen bist, dafür danke ich dir. Und von Kenya erfuhr ich, dass du dir zum Teil die Schuld an meinem Unfall gibst", sprach er weiter.
Mein Blick war stur gen Boden gerichtet. Ein leises "Es tut mir leid" entfleuchte meinen Lippen und einzelne Tränen bahnten sich den Weg meine Wangen hinunter.
"Ach, jetzt wein doch nicht, (V/N). Ich habe diesen Weg aus freien Stücken gewählt, um dich und die Anderen zu retten", meinte er lächelnd.
Meine Wangen färbten sich bei seinen Worten augenblicklich rot. Er zog mein Gesicht sanft ein Stückchen zu sich runter und wischte mir mit seinem Daumen die Tränen weg.
"Weißt du, du hast mir in den letzten Wochen ganz schön gefehlt."
"Du mir auch, Satoru."

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