Benedict Blue (Violet Evergarden)

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Dieser Oneshot wurde sich gewünscht von Schenell03.

Sehnsucht beschreibt die Gefühle der Menschen, für die ich Briefe schreibe wohl am Besten, aber auch mein Herz ist von Sehnsucht geplagt. Mein Verlangen war es, einer gewissen Person nah zu sein, mit der ich mich gut verstand. Er ist zu allen freundlich, allerdings war ich verunsichert. Ich wollte ihm meine Gefühle gestehen, doch er hätte sicherlich schon längst das Gleiche getan, wenn er dasselbe empfinden würde, schließlich nimmt er sonst auch kein Blatt vor den Mund. Deshalb entschloss ich mich, zu schweigen, und weiterhin so zu tun, als sei nichts. Dies half mir die Gefühle der Kunden in meinen Briefen besser zum Ausdruck zu bringen, da es mir ja genauso ging. Jedoch brachte mich das nicht sonderlich weiter.

Die Mittagspause verbrachte ich, wie so oft, mit ihm. Er hatte Mal wieder versucht, die Frauen von der Rezeption einzuladen, welche ihn, wie zu erwarten war, abblitzen ließen, weshalb er niedergeschlagen auf sein Essen schaute. Es schmerzte ihn so zu sehen, in dem Wissen, ihn doch nicht helfen zu können, egal, wie sehr ich es auch wollte.
"Macht dir nichts draus, die Richtige ist da draußen und wartet auf dich, du musst nur die Augen offenhalten", ich legte meine Hand auf seine Schulter und lächelte ihn aufmunternd an.
Normalerweise hätte er dadurch zumindest etwas bessere Laune bekommen, doch dies war nicht der Fall, eher verschlechterte sie sich noch. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, da ich ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen habe.

"Benedict, was ist los?", fragte ich ihn, in der Hoffnung eine anständige Antwort zu bekommen.
"Was meinst du?", stellte er lediglich eine Gegenfrage, um meiner auszuweichen.
"Du kannst mir nichts vormachen, ich kenne dich schon lange genug, um zu sehen, dass dich etwas bedrückt und es liegt nicht an der Abfuhr, die steckst du nämlich normalerweise besser weg", erklärte ich ihm.
"Meine Pause ist vorbei, also man sieht sich dann später", meinte er und stand auf.

Er hat gelogen, aber der blonde Junge verschwand, ehe ich ihn damit konfrontieren konnte. So kehrte ich ebenfalls zurück an meine Arbeit, dabei versank ich immer wieder in Gedanken und konnte mich nicht konzentrieren, da ich mir Sorgen um Benedict machte. Den anderen AKORA's blieb meine Abwesenheit nicht unbemerkt, aber nur Cattleya sprach mich darauf an.
"Ist alles in Ordnung mit dir, du wirkst so nachdenklich?"
Ich erzählte ihr, was passiert war und fragte sie um Rat, da sie Benedict schon viel länger kennt, als ich und sein Verhalten vielleicht einschätzen kann.
"Lass ihm etwas Zeit, er muss darauf erst einmal eine Antwort finden, bevor er dir eine geben kann", riet sie mir.
Man merkt wirklich, dass sie sehr viel Erfahrung in solchen Dingen hat, denn sie findet immer die passenden Worte, eine richtige AKORA eben.

Nachdem ich meine Arbeit erledigt hatte ging ich gleich nach Hause und wartete nicht, wie sonst, auf ihn.
Auch am nächsten Tag ging ich ihm aus dem Weg, obwohl mir dies zunehmend schwerer fiel. Erst recht nachdem ich von Iris erfahren habe, dass er sich nach mir erkundigt hatte. Als ich das hörte, kam das starke Bedürfnis in mir auf, mich bei ihm zu entschuldigen. Weshalb ich runter in die Sortierhalle ging, wo seine und die Stimme des älteren Postboten erklang, was mich an Ort und Stelle verharren ließ. So, dass ich ihnen zuhören konnte, ich sie aber nicht sah und sie mich auch nicht.

"Alles in Ordnung, du siehst bedrückt aus?", stellte der Ältere fest.
"Jetzt fängst du auch noch damit an, (V/N) hat das Gleiche gesagt. Mir geht es gut, sie ist diejenige, die sich komisch verhält", gab Benedict leicht genervt von sich.
"Was hast du ihr darauf geantwortet?", fragte er weiter, ohne auf den Rest einzugehen.
"Gar nichts, ich bin weggelaufen", nuschelte er und sah vermutlich zur Seite.
"Vielleicht versucht sie dir ja den nötigen Freiraum einzuräumen, den du brauchst, um eine Antwort zu finden", überlegte sein Kollege.
"Aber das wollte ich doch gar nicht", versuchte der Blonde sich zu verteidigen.
Der ältere Postbote lachte daraufhin und stellte ihm eine einfache Frage, die doch so viel mehr war.
"Du bist in sie verliebt, nicht wahr? Warum sagst du es ihr dann nicht einfach?"
Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um keinen Mucks von mir zu geben, während stumme Tränen über meine Wangen liefen, als ich seine Antwort darauf hörte.

"Ja, das stimmt. Es ist nur so, sie ist eine AKORA, ich kann ihr doch nichts bieten, außerdem hat es nie den Anschein gemacht, als würde sie das Gleiche empfinden"
Ich konnte mir das nicht länger mit anhören und trat, mit Tränen in den Augen, hervor.
"Das stimmt stimmt doch gar nicht! Nichts von alledem", ergriff ich das Wort, um ihn nicht weiterhin in diesem Glauben zu lassen.
"(V/N)", gab er überrascht von sich.
"Ich bin nicht AKORA geworden, um einen reichen Mann zu finden, sondern um den Menschen zu helfen, ihre Gefühle mitzuteilen. Ich hätte dir ja gern schon früher meine Gefühle gestanden, aber deine Zurückhaltung hat mich verunsichert. Ich dachte, wenn du mich lieben würdest, dann würdest du dies offen sagen", machte ich meinen Standpunkt klar.

Wir beide hatten offensichtlich zu viel Angst, um unsere Gefühle offen zu zeigen, da wir befürchteten, abgewiesen zu werden, was unserer Freundschaft tiefe Kratzer verpasst hätte und vielleicht hätte sie sich nie wieder richtig davon erholt, ohne dass es zwischen uns seltsam geworden wäre. Benedict trat mir gegenüber und wischte mir behutsam die verbliebenen Tränen weg.
"(V/N), ich liebe dich", sprach er die Worte aus, auf die ich so lange gewartet hatte.
"Ich dich auch, Benedict", entgegnete ich freudig und verband unsere Lippen miteinander.
Er erwiderte den Kuss und ich spürte deutlich, wie er in diesen hinein lächelte.

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