Jirō Azuma (Black Torch)

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Ebenfalls ein Wunsch von Charly77777.

Nichts weiter als unendliche Schwärze umgab mich. Das erinnerte mich daran, was Reiji einmal über einen Auslöschungsstein erzählt hat. Dieser gleicht der Hölle auf Erden, gelähmt und umgeben von absoluter Dunkelheit, schwindet das eigene Fluidum zunehmend. Das ähnelte meiner jetzigen Situation stark. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie und warum ich in einem dieser Steine versiegelt wurde. Möglicherweise ist der Mononokeanteil in mir außer Kontrolle geraten und hat nicht nur mich, sondern auch andere in Gefahr gebracht, so wie damals.

Es war noch nicht lange her, dass unser kleines Team ein neues Mitglied bekommen hatte, als wir ein spezielles Training absolvieren sollten, um uns gegen Illusionszauber zu wehren.
Fuyō, ein Mononoke, der mit der Behörde, der wir alle angehören, zusammen arbeitet, erschuf den Illusionszauber hellblättrige Lotusraserei, welche aus traumatischen Erfahrungen und Ängsten unheimliche Trugbilder erschafft. Unsere Aufgabe bestand darin, unbeschadet aus diesem Zauber zu entkommen.

Nachdem die Blätter mich umschlossen und  in einer großen Lotusblütenknospe einsperrten, sah ich mich um, doch alles war dunkel und menschenleer, einzig eine raue Stimme war zu vernehmen, die mir etwas zu flüsterte.
"Es ist alles deine Schuld, nur wegen dir ist sie tot. Ihr Blut klebt an deinen Händen", sie wurde mit jedem Wort aggressiver.
"Nein, das ist nicht wahr", entgegnete ich und hielt mir die Ohren zu, während ich gleichzeitig meine Augen schloss.
"Sieh dir wenigstens an, was du getan hast", kam es auffordernd von ihr.
Ich konnte mir denken, was die Stimme mir zeigen wollte, doch ich wollte es nicht sehen, nicht noch einmal. 

Zwei Hände legten sich auf meine Augen und schoben die Lider nach oben, so, dass mir keine andere Wahl blieb, als es mir anzusehen. Überall war Blut und es ging von dem Körper meiner Mutter aus, die mit Kratzern übersät war. Tränen rannen meine Wangen hinab und mein Blick wurde starr.
"Du undankbares Kind, hast einfach deine Erzeugerin getötet, wenn du mir immer noch nicht glaubst, dann sieh auf deine Hände"
Tatsächlich waren diese mit der dunkelroten Flüssigkeit bedeckt.
Ich wusste, dass das nur eine Illusion ist, dennoch übermannten mich meine negativen Gefühle und übernahmen die Kontrolle. Fluidum begann aus meinen Körper zu strömen und formte meine rechte Hand zu einer Klaue, die etwa fünfmal so groß war, wie meine Hand, ebenso bildete sich auf dieser Seite ein geschwungenes Horn auf meiner Schläfe. Mit einem gezielten Hieb konnte ich die Lotusblüte von Innen heraus zerstören. Der Mononoke in mir lief aber weiterhin Amok.

Ob das Gezeigte wirklich der Wahrheit entsprach oder doch nur eine traumatische Verzerrung meiner Erinnerungen war, wusste ich in Wirklichkeit nicht, ich hatte es mir eingeredet, dass es eine Illusion sei, um mich selbst zu beruhigen. Denn ich kann mich nicht erinnern, wodurch meine Mutter starb. Alle sagten es geschah durch einen Unfall, aber das würden sie auch behaupten, wenn ich die Schuldige wäre, nur um mir keine Schuldgefühle zu bereiten.

Meine Sicht war verschleiert, als würde mich das Fluidum vollständig umhüllen. Ich versuchte mich mit aller Kraft gegen ihn zu wehren, doch er unterdrückte mich, so, dass mir nichts anderes übrig blieb, als zuzuschauen, wie er meinen Kameraden angriff. Er schlug nach Jirō, aber zusammen mit Rago, der Mononoke, der mit ihm einen Pakt geschlossen hatte, hielt er meine Faust auf.
"(V/N), was ist denn auf einmal los mit dir?!", drang Jirō's Stimme gedämpft zu mir vor.
Ich konnte ihm nicht antworten.
Als mein Körper der enormen Menge an Fluidum nicht mehr stand hielt, brach ich zusammen. Shiba hatte mir einmal erklärt, dass mein Körper an diese Menge Fluidum nicht gewöhnt ist und er deshalb immer in Mitleidenschaft gezogen wird, sobald meine andere Hälfte die Kontrolle übernimmt. Nach so einem Ausbruch kann ich mich für eine Weile nicht bewegen und auch nach dem sich mein Körper einigermaßen erholt hat, spüre ich die Kraftlosigkeit noch tief in meinen Knochen sitzen

Als ich wieder zu mir kam, sprach mich Jirō direkt darauf an, er war der Einzige aus unserer Vierergruppe, bestehend aus ihm, Reiji, Ichika und mir, dem ich die Wahrheit darüber erzählt habe, dass ich halb Mensch und halb Mononoke bin. Es gibt nur wenige unserer Art und sie alle werden beobachtet. Die, die nicht in dieses Geheimnis eingeweiht wurden, nehmen an, dass wir einen Pakt mit Mononoke geschlossen haben, diese allerdings in manchen Situationen nicht im Zaum halten können.
Ich habe mich von Anfang an gut mit ihm verstanden, was nicht nur daran lag, dass wir uns im gewissen Maße ähnlich waren. Ich mag seinen Charakter und dass er sich nicht davor scheut auszusprechen, was er gerade denkt. Der Schwarzhaarige schien mit dieser Erkenntnis auch kein Problem zu haben, andere wären womöglich auf Abstand gegangen.

Wenn ich es mir recht überlege, muss diese Schwärze nicht zwangsläufig bedeuten, dass ich in einem Auslöschungsstein versiegelt wurde. Vielleicht ist mein Körper von dem letzten Amoklauf, an dem ich mich nicht mehr erinnern kann, so ausgelaugt, dass ich in eine Art komatösen Zustand gefallen bin. Möglich wäre es zumindest. Dann frage ich mich aber, wie lange dieser Zustand noch anhält oder ob er überhaupt ein Ende hat.

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