Hauro (Das wandelnde Schloss)

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Dieser Oneshot wurde sich gewünscht von KokonyxFF.

"Hey, tut mir leid, dass ich solange nicht bei euch gewesen bin, aber es ist viel passiert seitdem letzten Mal", entschuldigte ich mich bei meinen Eltern und legte einen Strauß Blumen an ihr Grab. Es sind schon einige Jahre vergangen seit sie gestorben sind, dennoch besuche ich sie regelmäßig und berichtete ihnen von allen Neuigkeiten in meinem Leben. Die Hexe aus dem Niemandsland hatte sie verflucht und kurze Zeit später sind sie verstorben. Ich habe dieser Hexe bis heute nicht vergeben, doch es gibt da jemanden durch den der Schmerz erträglicher wurde und diesen jemand hätte ich ohne die alte Hexe niemals getroffen.

Ich war gerade mit einem frischen Strauß Blumen auf dem Weg zum Grab meiner Eltern, als einer der Diener der Hexe aus dem Niemandsland mich zu ihrer Sänfte brachte. Ich versuchte mich zu wehren, doch es brachte nichts. Die rothaarige Hexe reckte ihren Kopf aus der tragbaren Kutsche und sah mich an. Ich starrte nur auf den Boden vor mir, da ich nichts mit ihr zu tun haben wollte. Sie packte mich am Kinn und zwang mich, so sie anzusehen.
"Du bist wirklich ein hübsches Kind geworden, deine Eltern wären sicherlich stolz auf dich", grinste sie gehässig.
Wütend funkelte ich sie an.
"Was willst du von mir?", fragte ich sie harsch.
"Ich will, dass du mir Hauro's Herz besorgst", verlangte sie.
Hauro? Wer soll das sein?
"Vergiss es! Ich werde dir nicht helfen", entschloss ich und wandte mich zum Gehen. Die Hexe war sichtlich erbost darüber und schickte ihre Schergen hinter mir her.

Ich rannte die schmalen Straßen entlang. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was sie mit mir anstellen würde, wenn sie mich erwischen würde. Immer mehr der Schattengestalten quetschten sich durch die engen Gassen und schnitten mir alle Fluchtwege ab.
"Wie es scheint, verfolgen sie dich auch", ertönte neben mir eine Stimme.
Ruckartig drehte ich meinen Kopf zur Seite und erblickte einen jungen Mann mit blondem Haar. Wo kam er her? Es gab weder eine Abzweigung noch irgendetwas anderes, wo er hätte herkommen können.
"Halt dich gut an mir fest", meinte er auf einmal.
Überrascht sah ich zu ihm, als er plötzlich seinen Arm um meine Taille legte. Der Unbekannte festigte seinen Griff, ehe er hoch in die Luft sprang.

Ein erschrockener Laut entfuhr mir, während ich mich reflexartig an ihm festkrallte. Er begann zu lachen, als er mit mir im Arm durch die Luft schritt.
"Hab keine Angst. Streck einfach deine Beine aus und lauf weiter", gab er von sich.
Bei ihm klang das so einfach, er hatte das sicherlich auch schon hundertmal gemacht. Doch ich tat, wie mir geheißen. Etwas wackelig lief ich neben ihm her und sah nach unten auf die überfüllten Straßen, wo die Diener der Hexe nach uns suchten.
"Hier kannst du nicht bleiben", überlegte er laut.
Da hatte er recht, die Hexe aus dem Niemandsland würde mich weiterjagen, bis sie bekommt, was sie verlangt.
"Ich hab's, komm doch zu mir. Sophie würde sich sicher über etwas Gesellschaft freuen", schlug der Zauberer vor.
Wer war denn jetzt Sophie?
"Aber das geht nicht, wir kennen uns doch gar nicht", versuchte ich ihn eher weniger erfolgreich von diesem Plan abzubringen.
"Dann ändern wir das eben. Ich bin Hauro und du?", stellte er sich lächelnd vor.
"(V/N)", entgegnete ich perplex.
Begehrt sie etwa sein Herz?!
"Freut mich sehr. Jetzt kennen wir uns, also komm mit mir", meinte er.
Mir waren die Argumente ausgegangen, weshalb ich mich schlussendlich überreden ließ.

"So habe ich diesen wunderbaren, wenn auch manchmal etwas kindischen Zauberer kennengelernt. Anfangs hat er mich mit seiner Art ganz schön auf Trab gehalten, doch schon bald wollte ich ihn nicht mehr missen müssen. Zu Beginn hätte ich mich für meine Naivität ohrfeigen können, aber mittlerweile bin ich froh, mit ihm gegangen zu sein. Mit Sophie und den anderen Bewohnern des wandelnden Schlosses verstand ich mich sehr gut, auch wenn Markl, sein kleiner Lehrling, etwas misstrauisch mir gegenüber war, doch das legte sich schon bald darauf", berichtete ich ihnen strahlend.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich daran zurückdachte, wie Sophie mich herzlich mit einer Umarmung begrüßt hatte, nachdem sie von meinen Umständen erfahren hatte. Vor Freude war ich in Tränen ausgebrochen, da ich nun endlich wieder eine Familie hatte.

"(V/N)", rief der Zauberer, dessen Haare mittlerweile wieder ihre natürliche schwarze Farbe angenommen hatten.
Hauro hatte in der Stadt noch etwas zu erledigen gehabt, weshalb ich allein zum Grab gegangen bin. Der Mann, in den ich mich verliebt habe, kam zu mir und legte einen Arm um meine Taille. Er begrüßte leicht lächelnd meine Eltern und stellte sich ihnen vor.
"Ich danke Ihnen, dass Sie so eine reizende und wunderbare Frau großgezogen haben", bedankte er sich bei den Beiden, woraufhin mir die Röte ins Gesicht stieg.
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und lachte, ehe er beteuerte, wie süß ich doch sei.
"Macht's gut, bis zum nächsten Mal", verabschiedete ich mich von meinen Eltern und ging mit Hauro zurück.

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