Joker (Black Butler)

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Ebenfalls ein Wunsch von FoxSinofGreed97.

Enthält Spoiler zum Manga (Band 6-8) und dem Anime (Book of Circus)

(S/N) = dein Spitzname bzw. Künstlername im Zirkus

Ich war eine der Wenigen, die wusste, was mit den Kindern, die wir entführten, geschah. Zu gern hätte ich versucht, Vater davon abzubringen, da es sicherlich auch noch andere Wege gab, an die gewünschten Knochen zu kommen. Ich hätte es Joker und den Anderen mitteilen sollen, dann hätten wir sicher etwas unternehmen können, doch mir waren die Hände gebunden. Nicht nur, weil ich seit meiner Geburt stumm war, sondern weil unser Vater mir gedroht hatte, dass, wenn ich es irgendjemandem verrate, dass er die Kinder im Arbeiterhaus als nächstes, für die Herstellung von Prothesen, opfern würde und das konnte ich nicht zulassen. Sie waren doch unsere Hoffnung, der Grund, weshalb wir das alles auf uns genommen haben, die Anderen würden mir nie verzeihen, wenn ihnen etwas zustoßen würde. Es ist schon schlimm genug, dass wir sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen haben.
Ich konnte meine Familie doch nicht auch noch damit belasten. Sie haben es bereits schwer genug. Daher lebte ich mit diesem Geheimnis und den Schuldgefühlen, die dieses mit sich brachte.

Vor jeder Aufführung ist mir schlecht und das liegt daran, dass wir nach den Shows neue Kinder entführen würden.
"Geht es dir gut, (S/N)?", fragte eine bekannte Stimme und legte seine Hand auf meine Schulter, was mich aufblicken ließ.
Ich zwang mir ein Lächeln auf und nickte schließlich, um den Rothaarige zu beschwichtigen.
"Es wirkt fast so, als würde eine schwere Last auf dir liegen", kam es auf einmal von Joker, der sich neben mir niedergelassen hatte und in den Himmel blickte.
Dasselbe gilt für ihn und die übrigen Mitglieder der ersten Riege, bis auf Snake. Ihnen allen tat es weh, immer wieder Kinder zu entführen, dennoch wirkten sie viel unbeschwerter. Da merkt man Mal wieder, was für gute Schauspieler sie sind, anders wie ich, die diesen Schmerz nicht so gut verbergen konnte.
"Wenn dich etwas bedrückt, kannst du es mir ruhig anvertrauen. Ich bin für dich da", lächelnd wuschelte er mir durchs Haar.
Ich wurde leicht rot und sah verlegen zur Seite, was ihn auflachen ließ. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mehr für ihn, als für einen großen Bruder empfinde, aber er sieht in mir nur einen Teil seiner Familie, nicht mehr und nicht weniger.
Nach einer Weile meinte er: "Lass uns auch weiterhin unser bestes geben", und erhob sich.
Vielleicht sind diese Gefühle für ihn der Grund, weshalb mich seine gutherzige Art immer wieder aufbauen konnte, obwohl sich rein gar nichts verändert hatte.

In der Nacht war es dann soweit, wir brachen auf ins East End und hielten Ausschau nach neuen Kindern, die so wie wir damals allein und hilflos waren, aber auch jene, die kein Zuhause mehr hatten oder hungerten. Keiner würde nach ihnen suchen oder sie vermissen. Sie sind Schafe, die keinen Platz in dieser Welt zu haben scheinen, so hat man es uns zumindest eingebläut, aber jeder verdient eine Chance, so auch sie, nur wird ihnen diese nicht gewährt.
Mein Lächeln wirkte aufgesetzt, wie das einer Puppe, als Joker mit einem Kind zur Kutsche kam. Die Übelkeit überkam mich erneut und mein Herz schmerzte, als ich sah, wie es mit vernebeltem Blick uns entgegenschritt. Es wirkte verzaubert von der Illusion, die wir dem Kind vorgaukelten, ehe wir es mit uns nahmen.
Hoffentlich müssen sie vor ihren Tod nicht leiden, diese Vorstellung war das Einzige, dass es mir erträglicher machte.

Als wir uns auf dem Rückweg begeben wollten fiel mir ein Kind ins Auge. Es war zu jung, als dass es für unseren Vater von Interesse war. Bei genauerer Betrachtung, stellte ich fest, dass es sich hierbei um ein Mädchen handelt. Sie war abgemagert und sah mit starrem Blick zu Boden. Sie tat mir so leid. Lieber hätte ich sie mitgenommen, als sie hier ihrem Schicksal zu überlassen, aber sobald sie alt genug wäre, hätte Vater sie zu sich rufen lassen, nur, um aus ihr Prothesen herstellen zu lassen. Das konnte ich nicht zulassen, es hatte schon so viele Kinder erwischt, es sollte nicht noch einem weiteren passieren.
"Komm, lass uns gehen, (S/N)", meinte Joker zu mir.
Ihm war das Kind ebenfalls nicht entgangen und auch er musste sehr mit sich kämpfen, um seine Fassade aufrecht zu erhalten.
Sollten wir es irgendwann schaffen, uns von unserem Vater loszureißen, dann möchte ich mich um solche Kinder, die kein Zuhause mehr haben, kümmern.

Hoffnung trieb uns nichtsahnende Schafe zu diesen Taten. Die Hoffnung den Kindern im Arbeiterhaus ein besseres Leben zu ermöglichen. Wir waren jung und naiv und vertrauten unserem neuen Vater blind, doch er nutzte uns aus, befleckte unsere kindlichen Seelen mit Schuld und unsere Hände mit Blut. Uns allen war bewusst, dass diese Taten falsch waren, doch wir klammerten uns an diesen hauchdünnen Seidenfaden, der sich Hoffnung nennt.
Dabei wollten wir doch nur über die Hügel und weit, weit weg, wie Tom the Piper's Son.

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