Sebastian Michaelis (Black Butler)

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Dieser Oneshot wurde sich gewünscht von Theweirdo_Demon.

Das ewige Leben eines Dämons ist fad und trostlos, zwar versuchen wir es, durch den Verzehr von verzweifelten Seelen aufzupeppen, doch diese Befriedigung hält nicht lange an. Versteh einer die Menschen, die sich so ein Dasein wünschen. Ich hatte keinerlei Interesse an meinen Artgenossen, jedoch weckte einer von diesen eben jenes Interesse. Er mimte den Butler für einen jungen Earl mit einer bemerkenswerten Seele. Ich selbst war an eine, in meinen Augen, nicht minderwertige, Seele geraten. Eine verbitterte und von der Welt enttäuschte Seele, wie ich sie am liebsten mag. Warum ich mich für ihn interessiere, war leicht zu beantworten, er hat, genau wie ich, ein Faible für Katzen. Ich kannte vor ihm keinen anderen Dämonen, der diese Vorliebe mit mir teilte.
Eines Unterschied mich jedoch von anderen Dämonen, ich empfinde genauso wie Menschen Freud und Leid und gaukel sie nicht nur vor. Das jahrelange Leben mit und für Menschen hatte mich ihren Emotionen näher gebracht. Auch wenn ich mich meistens distanziert verhalte, so dient dieses Verhalten nur dem Selbstschutz, ich bin im Grunde viel freundlicher und sensibler.

In einer regnerischen Nacht im November begnete ich dem teuflischen Butler und seinem Herrn wieder. Grell trat blutbesudelt aus dem Haus des wahrscheinlich letzten Opfers, Mary Jane Kelly. Madame Red und ich standen noch im dunklen inneren des Gebäudes. Doch auch wir beide gaben uns zu erkennen. Der junge Earl war nicht überrascht uns zu sehen. Sogleich schickte er seinen Butler los, um Jack the Ripper einhalt zu gebieten. Meine Herrin hatte mir befohlen nur im Ernstfall einzuschreiten. Während sie sich um ihren Neffen kümmern wollte, beschäftigte der Shinigami Sebastian. Doch Lady Angelina konnte dem Sohn ihrer toten Schwester nichts antun, sie brachte es nicht übers Herz. Grell missfiel diese Schwäche und wollte sie dafür bestrafen. Ich jedoch stellte mich dazwischen und so durchbohrte seine Kettensäge mich anstatt meine Herrin.
Teile meines Cinematic Records kamen zum Vorschein.

"Milady, Ihr solltet Euch von diesem unfähigen Shinigami trennen, er könnte Euch jederzeit hintergehen", riet ich meiner Herrin, als ich ihr den Tee brachte.
"Ich weiß, aber ich verlasse mich auf dich", entgegnete sie nur.
Hach, sie war manchmal ganz schön naiv.
"Milady, Ihr seid zum Tee mit dem Earl Phantomhive verabredet", erinnerte ich sie an die Zusammenkunft am Abend.
"Ach ja, richtig. (V/N), du und Grell begleitet mich."
"Wie Ihr wünscht."
Es war das erste Mal, dass Lady Angelina mich zu einem Adligen mitnahm, sonst musste ich immer nur ihre Spuren verwischen, wenn sie als Jack the Ripper unterwegs war und ihr ein Alibi verschaffen. Nur dass dieser, von der Farbe Rot besessene, Shinigami uns begleitet, passt mir gar nicht. In seiner Rolle als Butler ist er mehr, als nur ein wenig tollpatschig.

Ich half Madame Red in die Kutsche und setzte mich ihr gegenüber, während Grell den Zweispanner fuhr. Meine Herrin war die Fahrt über sehr angespannt. Sie fürchtete, dass ihr Neffe, der Wachhund der Königin, die Wahrheit über sie erfahren könnte. Wer konnte es ihr verübeln, wenn er es herausfinden würde, würde er sie bestimmt töten lassen, aber das werde ich um jeden Preis verhindern.
Vor dem Landsitz des Earl Phantomhive wurden wir ausgerechnet von dem Teufel empfangen, der mein Interesse geweckt hatte. Grell war sichtlich von ihm angetan, doch Sebastian ignorierte ihn. Er hielt meiner Herrin die Hand entgegen, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Dann tat er das Gleiche bei mir. Bislang hatte ich ihn immer nur flüchtig gesehen, wenn ich in der Stadt Besorgungen machte, doch von nahen ist sein Antlitz noch anziehender. Erst jetzt wurde mir klar, welche Wirkung wir Teufel auf die Sterblichen haben können.

Seine feuerroten Iriden haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Wie in Trance folgte ich ihm in das Anwesen, ebenso wie meine Herrin und Grell.
Die Stimmen der Anderen traten nur gedämpft an mich heran. Erst als Madame Red meinen Namen erwähnte, realisierte ich, dass sie mich dem Earl vorgestellt hatte. Sie deutete mit ihrem üblichen Lächeln auf mich, woraufhin ich mich rasch verbeugte.
Ich stand nah bei meiner Herrin und hielt meinen Blick gesenkt, während sie sich ausgelassen mit ihrem Neffen unterhielt. Na ja, sie schien sich als Einzige wahrhaftig zu amüsieren. Den Jungen schien unsere Anwesenheit eher zu nerven.
"Sebastian, bring Tee und Gebäck", befahl der Kleinere.
"(V/N), hilf ihm dabei", forderte Lady Angelina mich auf.
"Jawohl", antworteten Sebastian und ich unisono, ehe wir uns verbeugten und das Zimmer verließen. Ich verstand nicht ganz, weshalb meine Herrin mich damit beauftragte oder warum ich sie überhaupt begleiten sollte.

In der Küche drapierte Sebastian die Scones auf einer silbernen Etagere und jeweils zwei auf die beiden Teller für unsere Herrn. Ich bereitete nebenbei einen Earl Grey zu, der Tee musste nur noch einen Moment ziehen, als ich ein Miauen hörte. Sofort schnellte mein Kopf in die Höhe, raschen Schrittes begab ich mich zu der Tür, die in den Garten führte und öffnete diese. Zum Vorschein kam eine kleine pechschwarze Katze mit bernsteinfarbenen Augen. Ich hockte mich neben das zierliche Geschöpf und begann es zu streicheln. Die kleine Katze fing augenblicklich an zu schnurren. Sebastian gesellte sich zu mir und stellte der Mieze eine Schale Milch hin. Unsere Finger berührten sich, als er ebenfalls begann die Katze zu streicheln. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich hoffte, dass er es nicht bemerken würde. Obwohl mir bewusst war, dass seine ausgeprägten Sinne es wahrgenommen haben.

Damit endeten meine cinematographischen Aufzeichnungen.
Grell erzürnte die letzte Szene sichtlich. Er holte erneut mit seiner Kettensäge aus und ich konnte nicht ausweichen, ich wäre gestorben, wenn Sebastian nicht dazwischen gegangen wäre. Der Butler hielt das Sägeblatt mit seinen behandschuten Händen von mir fern. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er hatte keinerlei Grund mich zu beschützen, schließlich hatte sein Herr ihm befohlen uns zu beseitigen. Also wieso tat er das?
Madame Red folgte dem Geschehen mit entsetztem Blick, während ihr Neffe gelangweilt drein schaute. Meine blutende Bauchwunde haltend stackste ich zu meiner Herrin. Mit einem sanftem Lächeln sah ich zu ihr.
"Jack the Ripper wird nicht mehr länger morden, wenn Madame Red von ihrer Strafe befreit wird", sprach ich an den Earl gewandt.
Sie sollte verschont bleiben und solange, wie möglich weiterleben. Der Phantomhive nickte nach einer kurzen Bedenkzeit. Sonderlich zufrieden schien er nicht zu sein, aber das kümmerte mich wenig. Ich löste den Vertrag und zog, ohne noch einmal zurückzublicken, von dannen.

Das ist vor über 100 Jahren gewesen, unsere Herrn sind bereits verstorben. Grell sammelt noch immer Seelen ein und Sebastian habe ich seit damals nicht mehr gesehen. Die Begegnung mit ihm war wie ein schöner Traum, um dem endlosen Dasein eines Teufels einen Sinn, eine Begierde zu geben, die nicht so leicht gestillt werden kann. Noch heute sehne ich mich nach seiner Nähe, ein Grund mehr, die kurze Zeit, die wir zusammen verbracht haben, wie einen Schatz zu hüten.

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