Kapitel 150 - Elena

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In der Presse verbreitete sich die Nachricht von Vivis Schwangerschaft und somit von Samus Vaterschaft wie ein Lauffeuer auf allen Kanälen. Es war unfassbar, was für Spekulationen dort aufgeworfen wurden und was für Märchen erzählt wurden. Auch in den Sozialen Medien ging es rund. Nicht nur Glückwünsche waren darunter, sondern auch viele Anfeindungen gegen beide. Ich konnte nicht verstehen, wie sich sowas Fan nennen konnte. Die meisten waren allerdings mehr die Sorte: Solange Samu nichts dazu sagt, stimmt es nicht, was ich auch ziemlich niedlich fand.

Mittlerweile vermisste ich Samu so sehr, dass es schon unnatürlich war. Jeden Abend wenn ich alleine in meiner Wohnung saß, fühlte ich mich total einsam und verlassen, obwohl ich das ganz und gar nicht war. Über Tag hatte ich meine Klienten und meine Kollegen, am Abend ging ich zu Alma in den Finnisch-Unterricht, zum Sport in einen Verein in meiner Nähe und mit einer Laufgruppe war ich auch noch einmal unterwegs. Dennoch war das nicht das Wahre, denn wenn ich abends einschlief, war ich alleine und morgens, wenn ich mich am liebsten an Samus starke Brust gekuschelt hätte, war da niemand. Es würde noch über eine Woche dauern, bis ich zu ihm fliegen würde, doch das war noch so lange hin. Da auf der Arbeit nichts wirklich interessantes passierte, verging die Woche nur schleppend. Schrecklich! Zum Glück hatte ich mich Freitagabend mit Joel verabredet, dann war ich wenigstens nicht alleine. Direkt nach der Arbeit zog ich mich in meinem Büro rasch um und machte mich auf den Weg zu einem netten Restaurant, in dem wir uns treffen wollten. Wir umarmten uns kurz, bevor wir uns an einen entlegenen Platz setzen und nachdem wir etwas bestellten, begannen über alles Mögliche zu quatschen, als mein Handy klingelte und ich mit Herzklopfen dranging. Normal tat ich sowas nicht, wenn ich mich mit jemandem traf, doch ich musste Samus Stimme hören. "Hey Prinsessa, was machst du denn so?", fragte er direkt. "Hi. Bin gerade mit Joel essen. Du?" - "Wo denn?", fragte er erneut. "Du bist aber neugierig", kicherte ich. "So bin ich eben, auf jetzt sag doch mal", sagte er mit einem leicht ungeduldigen Unterton, weswegen ich ihm einfach das Restaurant nannte. Wahrscheinlich kannte er es sowieso nicht, aber wenn er es unbedingt wissen wollte. "So zufrieden?" - "Ja bin ich. Ich muss ja wissen wo sich meine Freundin rumtreibt", lachte er. "Du bist so albern. Ich vermiss dich echt, aber es dauert noch eine Woche", sagte ich etwas wehleidig. "Keine Sorge, das bekommen wir auch noch hin", sprach er etwas atemlos. "Was machst du denn?" - "Lauf gerade etwas durch die Gegend sorry", gab er schnell zurück. Er war verrückt. Eine Weile telefonierten wir noch, bis wir auflegten und ich mich wieder Joel widmen konnte. Was ein merkwürdiges Telefonat. "Dein 'Beschützer'?", grinste er. "Ja", biss ich mir auf die Unterlippe. "Na auf erzähl mal von ihm", forderte er mich auf. "Mhm ... also wo fang ich an", überlegte ich, als es urplötzlich an der Scheibe hinter mir klopfte ich mich ruckartig umdrehte und in Samus hellblaue, leuchtende Augen sah. Sofort stand ich auf und sah in Richtung Eingang, durch den Samu geradewegs reinkam und auf mich zulief. Das war doch gerade ein Traum, aber da stand er. In seiner vollen Größe, mit diesem süßen Lächeln, seiner breiten Brust und diesem angenehmen Geruch. "Guten Abend Engelchen", legte er seine Hand an meine Wange, lehnte sich herunter und küsste mich absolut zärtlich. Seine weichen Lippen fühlten sich wie immer so wunderbar an, bis wir uns lösten und ich ihm breit lächelnd in seine tiefblauen Augen sah. "Was machst du denn hier?" - "Dieses Mal wollte ich dich überraschen. Ich konnte nicht länger warten", streichelte er über meine Wange. Deswegen war er so scharf drauf zu wissen wo ich mich aufhielt. "Dann hast du dir die Erzählung wohl gespart", stand Joel neben uns und lächelte uns an. Erst jetzt bemerkte ich, dass er noch da war und wir gerade mitten in einem Restaurant standen. Schnell sah ich mich um, doch noch waren nur ein paar Leute anwesend und wir waren in einem dunkleren Eck untergebracht. Bisher hatte ich mir nicht solche extremen Gedanken gemacht mit Samu in der Öffentlichkeit zu sein, doch nach dem Artikel war ich fast schon paranoid. "Hab ich wohl. Samu, das ist Joel, ein Kommilitone und sehr guter Freund. Und Joel, das ist Samu, naja mein Freund und 'Beschützer'", grinste ich zufrieden. Die beiden gaben sich die Hand, wonach wir uns setzten und Samu sich auch noch etwas bestellte. "Samu Haber also. Damit hätte ich zwar nicht gerechnet, aber jetzt macht diese ganze Geheimniskrämerei von Anna auch Sinn", zwickte Joel mir leicht in den Unterarm, wobei er uns anstrahlte. "Jaja, sie kann echt gut dicht halten, nicht so wie Jannis. Hat es natürlich direkt meinen Eltern erzählt", schüttelte ich den Kopf. "Anna ist schon toll. Was Besonders", sah er grinsend zur Seite und verfiel dieser Schwärmerei total. Hatte Anna nicht genau das Gegenteil gesagt? Hatte sie nicht mit ihm darüber gesprochen? Gerade war es mir etwas unangenehm, dass ich hier so zwischen den Fronten stand. Vorsichtig nahm Samu meine Hand in seine, streichelte über meinen Handrücken, was mich aus meinen Gedanken riss und ich einen etwas klareren Kopf bekam. "Ehm ... ja dann erzähl mal. Ich weiß bisher nur Annas Sicht", versuchte ich locker zu sagen, was mir wohl auch gelang. "Ich war ein paar Tage bei ihr. Wir verstehen uns toll. Gott sie macht mich verrückt! Keine Ahnung was da noch draus wird, aber ich bin echt super happy", plapperte er aufgeregt vor sich hin. Fuck, Anna hatte nicht mit ihm gesprochen und nun saß ich hier mit ihm und er war total verknallt in meine beste Freundin, die es eben nicht war. "Schön", sagte ich zurückhaltend, was mir von Samu einen verwirrten Blick bescherte, doch Joel merkte das gar nicht. Zum Glück. "Was hat sie dir denn erzählt", fragte er neugierig. "Das musst du selbst aus ihr rausquetschen. Ich bin hier nur der Kuppler, aber nicht die Brieftaube", lachte ich und strich ihm über den Arm. Irgendwie tat er mir leid. Er war wirklich ein super netter, liebevoller, gutaussehender, charmanter und witziger Kerl, der auch jemanden ebenso wundervolles verdient hatte und eigentlich passten Anna und er perfekt zusammen. Vielleicht etwas zu perfekt.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now