Kapitel 36 - Elena

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Gerade als ich mit einem Tee zusammengekugelt am Tisch saß und die Nachrichten las, klingelte mein Handy. Wer rief denn sonntags um diese Uhrzeit an? "Andersen", meldete ich mich knapp ohne vorher zu schauen, wer dran war. "Guten Morgen Süße, gestern Abend wohl doch Spaß gehabt?", drang Annas freudige Stimme durch den Hörer. "Morgen, ja war dann ganz annehmlich, aber wieso rufst du denn so früh an?", fragte ich irritiert. "Ehm ... ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll", wurde sie ruhiger, ungewohnt ruhig. "Es geht um Jessica ... sie ...", brach ihre Stimme ab. Oh Gott, was war mit unserer besten Freundin? "Anna, was? Was ist passiert?", keifte ich förmlich. "Sie wird heiraten!", kreischte Anna nun auf. Mein Herz rutschte mir in die Hose, bevor es sich wieder an seine normale Stelle setzte. "Scheiße, du hast mich total erschreckt, mach das nie wieder! Aber das ist ja der Wahnsinn, ich freu mich so für sie. Wie hat Patrick ihr den Antrag gemacht? Du musst mir alles erzählen!", wurde ich ganz aufgeregt. Jessica war immer diejenige von uns dreien, die nie viel nach der 'Großen Liebe' gesucht hatte, oder wirklich daran glaubte und nun sollte sie die erste sein, die heiratete, ich war unheimlich glücklich. Anna und ich tauschten uns noch einige Zeit aus, doch ich versuchte dem Thema Männer aus dem Weg zu gehen, bis wir uns verabschiedeten und ich den Sonntag etwas an der frischen Luft verbrachte. Jessi heiratete, wie wunderbar. Einerseits freute ich mich für sie, andererseits kamen wieder diese Bilder von Marc hoch. Wir waren in unserem ersten gemeinsamen Urlaub nach dem Studium, auf Bali, wie klassisch, aber es war wunderschön. Gar nicht so touristisch, wie ich gedacht hatte. Eines Morgens wollten wir uns den Sonnenaufgang anschauen und wie jeden Morgen war ich noch ziemlich verschlafen. Unter einem dieser Holzbauten am Strand setzten wir uns in die Dunkelheit und warteten, bis die ersten Sonnenstrahlen am Horizont über dem Meer auftauchten. Marc saß hinter mir und hielt mich fest in seinen Armen, wobei er mir leichte Küsse auf mein Haar verteilte. Als die Sonne schon etwas am Himmel stand, stand er auf und fragte wo die Kamera sei. Verwirrt blieb ich sitzen und schaute um mich, bis er mich an den Händen nahm und mich bat aufzustehen. Wie gesagt, ich war noch ziemlich müde und verpeilt. Als meine Füße endlich den Sand berührten und ich mich aufrichtete, kniete er sich vor mich, hielt dabei meine Hände in seinen, zog ein dunkelblaues Samt-Etui aus seiner Hosentasche, welches er öffnete und ein wunderschöner silberner Ring, mit einem kleinen Diamanten in der Fassung, zum Vorschein kam. Mein Herz raste, es wollte gar nicht mehr aufhören. Noch bevor er was sagen konnte antwortete ich mit einem klaren 'Ja', doch er fragte mich trotzdem, wobei ich mich zu ihm herunterkniete, ihn in den Arm schloss und immer wieder 'Ja' sagte. Ich erinnerte mich an diesen Moment, als wäre es gestern gewesen, es war einer der schönsten Momente meines Lebens, auch wenn ich diesen Abschnitt hinter mir gelassen hatte, war er immer ein Teil meines Lebens, er formte mich, ohne ihn, wäre ich nicht so, wie ich heute bin.

Als der kühle Wind durch meine Haare sauste, blieb ich stehen und schloss die Augen für einen Moment. Diese Erinnerung hatte mich wieder so nachdenklich gemacht. Was war es denn überhaupt, was ich in diesem Leben wollte? Ich denke, dass was alle anstreben ist Gesundheit, Zufriedenheit, Erfolg, Glück und Liebe. Im Moment war ich gesund, war unheimlich zufrieden, sehr erfolgreich und vor allem war ich glücklich, ohne Wenn und Aber. Das einzige was mir in dieser Aufzählung fehlte war die Liebe. Da hatte ich gerade nicht wirklich Glück. Irgendwie spielte das ja auch alles zusammen und somit war ich nun doch nicht zu 100% glücklich. Aber vielleicht brauchte ich das auch erst einmal gar nicht, oder hatte ich diese Liebe schon gefunden und mit Marc verloren? Oder lag sie bei jemand ganz anderem? Jemand großen, blonden wohlmöglich? Ich musste etwas lächeln, was allerdings sofort in ein schmerzliches, niedergeschlagenes Gefühl umschlug, was mein Innerstes beinahe entzwei riss.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now