Kapitel 52 - Elena

627 19 0
                                    

Nachdem ich noch ein langes Gespräch mit meiner Mutter führte und danach einfach wieder frische Luft brauchte rief ich meinen kleinen Bruder an. "Elli?", kam es durch den Hörer. "Hi, alles gut?", fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass absolut gar nichts gut war. "Ist Mama bei dir?" - "Ja, kam heute Morgen in aller Herrgottsfrühe an." - "Hat sie ... es dir gesagt?", wurde er leiser und ich spürte wie unangenehm ihm das war, mindestens genauso wie mir. "Ja hat sie, wie geht es dir Großer? Mama macht sich Sorgen." - "Ich bin bei Alina, also alles gut soweit. Ich weiß nicht was ich dir noch sagen soll. Was hältst du denn davon?", fragte er. "Was soll ich davon denn halten? Ich finde es scheiße, aber was soll ich tun? Mama hat mir versucht es zu erklären, und dass sie beide wohl nicht mehr glücklich waren, sie sich mit der Zeit auseinander gelebt hätten, aber irgendwie kann ich das gar nicht wirklich glauben. Hast du denn gar nichts gemerkt?" - "Nein, nichts, wenn, dann hätte ich dir das doch gesagt. Elli, ich weiß nicht, was ich machen soll, ich hab beide doch so lieb. Aber bin auf beide so sauer, das ist alles Scheiße. Kommst du mal wieder hier her?", flehte er nun. "Ich schaue, wie es passt, dann nächstes Wochenende, wenn du das willst. Ich bin für dich da ok?" - "Danke. Ich hätte vielleicht doch direkt mit zu dir kommen sollen." - "Quatsch, bei Alina bist du gerade besser aufgehoben, sie ist ein tolles Mädchen. Wir hören noch voneinander. Und wenn was ist, dann ruf jederzeit an", sagte ich, bevor wir uns verabschiedeten und ich wieder nach Hause ging. Am Abend setzten meine Mutter und ich uns mit einem Glas Wein aufs Sofa und erzählten die halbe Nacht, über alles Mögliche. Seit dem ich hier wohnte, hatten wir nicht mehr so ein Gespräch geführt. Wir sprachen über Marc, über den Job und noch vieles andere. Samu ließ ich lieber erst einmal außen vor, schließlich war das alles mehr als frisch zwischen uns. Es wurden noch einige Tränen vergossen, bevor wir beide tief und fest einschliefen und ich tatsächlich von Samu träumen musste.

Dienstags Morgen fuhr meine Mutter wieder nach Hause. Die paar Tage bei mir taten ihr offenbar sehr gut und auch mir, da ich immer mehr verstand, warum es mit meinen Eltern nicht mehr klappte, auch wenn mich das alles sehr wunderte. Vor ein paar Monaten an Weihnachten war ja auch noch alles gut, aber vielleicht war ich nur zu blind oder naiv das zu sehen. Mit Samu schrieb ich nur ab und zu in dieser Zeit, da ich mich voll und ganz auf meine Mutter konzentrieren wollte. Nach der Arbeit verabredete ich mich mit ihm in der Nähe seines Hotels um sich die Beine zu vertreten und einfach mal zu reden. "Elena, hier ist noch was dringendes reingekommen, das muss heute wieder raus", kam Paul vollkommen gehetzt in mein Büro. "Was jetzt? Es ist schon halb sieben. Für wen ist das denn?", fragte ich aufgeregt, da ich mich in einer Stunde mit Samu treffen wollte. "Ein großer Kunde, das muss gemacht werden. Die machen ziemlich Druck wegen des Schriftsatzes, anstatt dass sie uns das mal ein paar Tage früher schicken", griff er sich an den Kopf. Ich schrieb Samu schnell, dass es später werden würde und stürzte mich in die Akte, während mir Paul dabei half. Gemeinsam ging es deutlich schneller, aber vor neun würde ich es nicht aus dem Büro schaffen. Das war doch zum Mäuse melken.

E: ~ Sorry, es wird noch später, ich kann dir nicht sagen wie spät. Es tut mir wirklich wahnsinnig leid. ~

Tippte ich schnell, als ich merkte, dass es schier kein Ende nahm. "Hast du noch was vor?", fragte Paul, bedacht darauf, beiläufig zu klingen. "Ja, aber das hat sich jetzt wohl erledigt was", lächelte ich freundlich und versuchte das Ganze schnell abzuhandeln. Gegen halb zehn verließen wir das Büro. "Soll ich dich Heimfahren? Ich würde dich ungern jetzt noch U-Bahn fahren lassen", bot mir Paul freundlich an, was ich natürlich annahm. Auf der gesamten Fahrt spürte ich Pauls Blicke auf mir, ließ mich davon aber nicht beirren und schrieb Samu, dass ich endlich aus dem Büro gekommen sei. Als wir um die letzte Straßenecke bogen blieb mir beinahe die Luft weg.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon