Kapitel 144 - Elena

425 11 0
                                    

Wutentbrannt riss ich die Tür auf und rief durchs Haus, "Jannis!" Vorsichtig lugte er vom oberen Treppenabsatz herunter, "Ja?" - "Komm mal bitte", sagte ich schroff. Etwas schüchtern, tapste er die Treppe herunter und blieb vor mir stehen. "Du weißt, was ich will oder?", verschränkte ich meine Arme vor dem Körper, wobei er nur leicht nickte. "Kannst du mir mal verraten was das soll? Ich dachte du findest Samu nett und warum infiltrierst du das so, indem du Marc zu mir schickst?", motzte ich ihn an. "Ich ... es tut mir leid, das war vielleicht nicht so gut." - "Nein war es nicht. Und warum?", fragte ich verwirrt. "Ja ich mag Samu, er ist sehr nett, sehr lustig und so weiter, aber ... ich glaube nicht, dass er was für dich ist. Du bist im Moment mit ihm glücklich, aber wie lange und vor allem wie soll das funktionieren. Gehst du dann nach Finnland und lässt mich ganz alleine? Ich kann das nicht. Marc und du ... ihr ward perfekt! Marc war immer für mich und dich da, er war schon immer der großer Bruder, den ich nie hatte und wir haben eben noch weiterhin Kontakt, obwohl ihr getrennt seid. Samu kann das niemals sein, außerdem ... Elena er ist doch viel zu alt für dich. Ganz ehrlich er könnte mein Vater sein. Du willst doch auch irgendwann eine Familie und dann mit ihm? Wann? Wenn er schon auf die 50 zugeht? Sorry, so sehr ich Samu auch schätze und ihn ganz sympathisch finde, ihr beide habt keine Zukunft und du siehst das einfach nicht. Ich will nur dein bestes und naja ich dachte wenn Marc und du nochmal miteinander sprecht, könnte ... könntet ihr es nochmal probieren", rückte er schließlich mit der Sprache raus, doch dadurch wurde ich nur noch wütender. "Ich kann auch mit Samu eine Familie gründen und ob das dann in Deutschland oder Finnland ist, ist ja wohl meine Sache. Jannis, du bist mittlerweile alt genug um auf deinen eigenen Füßen zu stehen! Und die paar Jahre sind ja wohl ein Witz. Alter ist nur eine Zahl, nicht mehr und nicht weniger und ob Samu jetzt 20, 30, 40 oder 50 ist, ist mir sowas von egal! Ja Marc war immer ein richtiger Kumpel für dich, aber das reicht für eine Beziehung eben nicht. Akzeptier doch einfach, dass ich glücklich bin, wie es gerade ist und hör auf dich in mein Leben einzumischen", beendete ich meine Standpauke und ging in die Küche um mir ein Glas Wasser zu holen. "Was ist euch denn über die Leber gelaufen?", fragte meine Mutter, die aus dem angrenzenden Wintergarten kam. "Du hast doch sowieso alles gehört", gab ich pampig zurück. "Nur teilweise. Du ... du willst nach Finnland? Kommt dein Samu da her?", fragte sie. "Ja kommt er, aber nein, also zumindest nicht in nächster Zeit. Keine Ahnung, vielleicht irgendwann", zuckte ich mit den Schultern. "Ihr ... ihr habt also schon Pläne, auch mit ... mit Kindern?" - "Was? Nein. Meine Güte, hier hat man auch wirklich keine Ruhe. Man spricht eben ab und zu über sowas, vielleicht irgendwann, aber nicht sofort. Samu und ich kennen uns doch noch gar nicht so lange. Ich bin dann mal oben und hätte gerne meine Ruhe", sagte ich rasch und verschwand nach oben. Jetzt waren schonmal nicht alle unsere Verwandten hier, dann waren alle anderen doppelt und dreifach anstrengend. Alsbald schlief ich ein und wachte voller Tatendrang auf, weswegen ich mir ein paar Sportsachen anzog und joggen ging. Wieder kam ich an dem Wingert vorbei und musste sogleich an Marc denken, was er mir sagte war immer noch total surreal. Wieso kam er denn jetzt damit? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Er konnte doch nicht wirklich glauben, dass ich sofort zu ihm zurückrenne. Da ich total müde war, hatten Samu und ich gestern Abend nicht telefoniert, sondern nur kurz miteinander geschrieben, weswegen ich seine Stimme schon beinahe vermisste. Verschwitzt und angenehm erschöpft kam ich wieder zuhause an und duschte ausgiebig. Am Frühstückstisch herrschte etwas gedrücktere Stimmung, bis es an der Tür klingelte und mein Vater, gut gelaunt wie immer hereinspazierte. Irgendwie war es ganz schön, dass sich meine Eltern immer noch so gut verstanden, aber gleichzeitig war es auch umso schwerer, die Trennung zu akzeptieren. "Meine große Maus, wie geht's dir?", schloss er mich in die Arme. Wie immer genoss ich es in seinen Armen, da ich schon immer ein Papakind war. "Mir geht's super und dir? Hast du eine Wohnung bekommen?" - "Das hört sich doch gut an. Aber sicher eine richtig schicke sogar, direkt in Frankfurt. War zwar nicht ganz billig, aber ich hab mich direkt in sie verliebt", grinste er zufrieden. "Dann musst du sie aber auch mal präsentieren." - "Wir können direkt los und ... Jannis möchtest du auch mit?", fragte er ihn vorsichtig. "Alina kommt noch", antwortete er nur schnell, stand auf und verschwand in sein Zimmer. Irritiert sah ich zwischen meinen Eltern hin und her. "Er braucht einfach Zeit", zuckte meine Mutter mit den Schultern und strich sanft über den Oberarm meines Vaters, der betrübt zu Boden sah. "Ich wünschte, er würde wenigstens mal mit mir reden. Ich kann ... wir haben das doch beide entschieden und ich will nicht der Böse sein", ließ er weiterhin den Kopf hängen. "Soll ich mal mit ihm reden?", fragte ich und nahm meinen Vater etwas in den Arm. "Das musst du nicht, wir bekommen das schon hin", lächelte er aufgesetzt. "Na auf jetzt, ab in die Stadt", harkte er sich bei mir ein und manövrierte mich zu seinem Wagen. "Wie geht es dir denn nun wirklich meine Maus?", fragte er auf dem Weg. "Was meinst du? Gut", zuckte ich rasch mit den Schultern. "Elli, komm schon. Ich weiß, dass du nicht gern andere mit deinem Schmerz belastest, hast du auch damals nicht, aber du kannst immer mit mir reden." - "Ja ich ... ich weiß. Aber ich muss sagen ich denke kaum darüber nach und bin im Moment wirklich zufrieden und auch glücklich. Glaub mir, ich will gerade nicht mehr darüber sprechen, wenn ich das will komm ich natürlich zu dir, wie immer Papa." - "Ja Mama hat schon von ... wie heißt er denn eigentlich, erzählt", grinste er neugierig zu mir herüber. "Ihr seid echt ganz schöne Klatschtanten. Er heißt Samu." - "Aha, lernen wir ihn denn auch mal kennen?" - "Jaaa, irgendwann, wenn wir beide mal Zeit haben", schüttelte ich den Kopf. Dass sie alle so neugierig sein mussten. Bei ihm zuhause sah ich mich erstmal um, es war eine sehr moderne, wunderschöne Wohnung mit super Ausblick, ähnlich zu Samus Wohnung, weswegen ich mich sofort wohl fühlte. Den Tag über verbrachten wir noch bei ihm und in der Stadt, unterhielten uns sehr gut, bevor er mich wieder heim brachte und ich endlich mit Samu telefonieren konnte.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now