Kapitel 75 - Elena

558 12 0
                                    

"Fang doch einfach an", bat ich Samu und sah ihn gespannt an. Obwohl ich diese beiden Tage nur mit ihm genießen wollte, brannte mir das Thema unter den Fingernägeln. Das konnte nicht warten, sondern musste geklärt werden und zwar richtig. "Weißt du, als ich so alt war wie du, da war ich ein richtiger Idiot, nicht so wie heute, ein ganz süßer Idiot sondern ein Arschloch-Idiot. Ich hatte noch nichts wirklich in meinem Leben erreicht und nur Flausen im Kopf. Vor allem konnte ich mir nicht mehr vorstellen eine richtige Beziehung mit jemandem zu führen. Ich bin nicht stolz drauf, aber ich stürzte mich von einem in den nächsten One-Night-Stand. Es war für mich nie etwas Besonderes und ich hatte auch in diesem Alter keine großen Gefühle für jemanden, was zwar mehrere Gründe hatte, aber vor allem war ich jung, naiv und blind für dieses wunderschöne Gefühl und naja, ich konnte mir nicht vorstellen, dass das bei jemand anderem, bei dir, anders sein könnte. Das du vielleicht auch nur etwas Spaß willst und dann ist auch gut. Mit Vivi waren es am Anfang diese Gefühle, auch auf ihrer Seite, aber als es an die wirklich ernsten Themen ging, wie heiraten, Kinder, Familie, da war es auch bei ihr vorbei und ich hatte nur solche Angst, dass ich wieder so verletzt werde. Du bist so anders, unterschiedlicher zu Vivi könntest du gar nicht sein und genauso anders sind meine Gefühle für dich, ein Vergleich wäre nicht nur falsch, sondern auch überflüssig. Es sind absolut bescheuerte Zweifel, wir sind ja auch bei weitem nicht so weit über diese Dinge zu sprechen, aber ich will einfach, dass du weißt, dass ich irgendwann heiraten möchte, Kinder haben möchte, dass ich eine Familie gründen möchte. Ich werde nicht mehr jünger und das war schon immer ein Traum. Wenn dich das jetzt vielleicht abschreckt, dann ist das so, aber ich will offen und ehrlich zu dir sein", hielt er meine Hand und sah mich dabei eindringlich an. Ich war gerade etwas sprachlos, was sollte ich ihm denn jetzt darauf antworten. Im Moment war ich bei weitem noch nicht bereit dazu an Familienplanung oder ähnliches zu denken, aber ja ich wollte auch Kinder, eine Familie. Irgendwann! Aber wirklich darüber nachgedacht hatte ich noch nicht. Mit Marc, nach seinem Antrag, war das ganze Thema natürlich real und ich machte mir darüber Gedanken, aber das mir Samu gerade so direkt erzählte, was er sich für seine Zukunft, vielleicht sogar für unsere Zukunft vorstellte, brachte mich schon in Verlegenheit. Selbst nach dieser kurzen Zeit, in der wir uns kannten, konnte auch ich mir mehr mit ihm vorstellen, viel mehr, doch diese Konfrontation brachte mich schlicht aus der Fassung. "Du musst jetzt auch gar nichts dazu sagen. Ich sage auch nicht, dass wir sofort heiraten und eine Horde Kinder in die Welt setzten sollen, aber ich will einfach, dass du das von Anfang weißt. Mach dir jetzt keine zu großen Gedanken deswegen. Und naja, das mit der Fernbeziehung macht mir schon zu schaffen. Ich will dich eben immer in meiner Nähe und das ist nicht so einfach mit Helsinki und Berlin, ich habe sowas auch noch nie gemacht um ehrlich zu sein. Aber bald wirst du mich schon öfter an der Backe haben, wenn das ok für dich ist", lächelte er mir zu und streichelte mir sachte über die Wange. "Danke für deine Ehrlichkeit", zog ich ihn zu einem Kuss an mich heran. "Ich hab dich nicht vergrault?", fragte er unsicher. "Nein, ganz und gar nicht. Samu, ich bin noch relativ jung, ja, aber auch ich habe mir über solche Dinge schon mal Gedanken gemacht. Ich möchte auch Kinder und eine Familie, also irgendwann. Und ich finde es gut, dass du mir das so gesagt hast, wirklich, das war mutig, es gäbe sicherlich Frauen, die hätten Reiß aus genommen, aber ich nicht. Ich weiß nicht, wo uns das Schicksal noch hinführt und ob wir wirklich irgendwann, richtig, über dieses Thema reden werden, aber du musst wissen, dass es mir mit dir von Anfang an ernst war. Ich bin kein Mensch für diese schnellen Nummern, war ich noch nie und ich will das mit uns beiden wirklich, so sehr", streichelte ich über seinen Handrücken. "Wow, mir fällt gerade echt ein Stein vom Herzen", küsste er mich erneut sehr zärtlich. "Eigentlich ist es echt ein No-Go sowas schon so früh in einer Beziehung anzusprechen, ich weiß, aber ich hatte ja offensichtlich Glück", lachte er etwas. "Naja, ich bin ja auch nicht irgendeine Beziehung", zwinkerte ich ihm zu, woraufhin er mich zu sich zog und leidenschaftlich küsste, "Das bist du ganz und gar nicht." Nachdem wir gezahlt hatten, verließen wir Arm in Arm das Café und sahen uns noch einige Dinge an. Samu war wohl schon einige Male in Wien, aber so richtiges Sightseeing, nach Elena-Art hatte er noch nicht hinter sich. "Sag mal, musst du dir das immer alles durchlesen?", fragte er genervt. "Mein Lieber, das angucken ist ja ganz schön und gut, wobei du ja auch langsam schon schlapp machst, aber ich will auch wissen, was ich da sehe", zog ich ihn zu mir herunter und küsste ihn zärtlich. "Oh man, das ist zu viel Kultur für mich", legte er seinen Kopf in den Nacken, weswegen ich laut loslachte. "Morgen können wir es ruhiger angehen lassen, damit du für Sonntag fit bist, alter Mann", zwinkerte ich ihm zu. "Nicht so frech Frau Anwältin", zog er mich an sich, knabberte an meinem Ohrläppchen und hauchte mir leichte Küsse auf den Hals.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Onde histórias criam vida. Descubra agora