Kapitel 45 - Samu

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Spät abends kam ich erst nach Hause, nahm mein Handy in die Hand und starrte auf das helle Display. Elena war online und tippte gerade etwas. Mein Herz raste förmlich. Was würde jetzt kommen? Doch dann war sie wieder weg. Verdammt! War sie wohl genauso verzweifelt und verwirrt von dem ganzen? Sollte ich den ersten Schritt machen? Völlig in Gedanken merkte ich kaum, dass mein Handy direkt in meiner Hand klingelte und vibrierte. "Hi Mikko, was gibt's?" - "Samu, ich muss dich wieder nach Berlin mitschleppen, es tut mir leid, aber es gab wohl Probleme mit dem Vertrag, irgendeiner Klausel, aber es muss gemacht werden", tönte Mikko durch das Telefon. "Ok, wann?", sagte ich nur. "Morgen Mittag." Sofort packte ich meine Sachen und überlegte, ob ich vielleicht doch nochmal mit Elena sprechen sollte und zwar persönlich. Ich konnte doch nicht so einfach aufgeben. So von Angesicht zu Angesicht war das doch nochmal anders und ich musste sie sehen. Ich vermisste sie wahnsinnig. Mein Gott diese verflixten Gefühle machten mich irre!

Die Zeit zog einfach so an mir vorbei. Mein Kopf war vollkommen leer und ich wusste nicht wirklich was mein Körper da genau tat, als er in den Flieger ein und ausstieg, ins Hotel fuhr, sich zum Sender begab und dort geduldig herumsaß, aber er tat es, er funktionierte, wie schon immer, selbst wenn ich mit meinen Gedanken wo ganz anders war. Über die Jahre hatte ich schon viele solcher Situationen, in denen ich eigentlich vom Kopf her nicht in der Lage gewesen wäre irgendetwas sinnvolles auf die Beine zu stellen, aber mein Körper tat es einfach, spulte sein Programm ab, ohne dass jemand merkte wie scheiße es mir ging. Darin war er mittlerweile ein wahrer Profi.

Der Termin im Sender zog sich wieder, obwohl es sich um ganze vier Sätze handelte. Diese Rechtsverdreher waren aber auch ein anstrengendes Völkchen schmunzelte ich etwas. Am Abend hatte ich beschlossen zu Elenas Wohnung zu fahren und setzte mich in die nächstbeste U-Bahn. In der Scheibe betrachtete ich mich kurz, diese letzten Wochen hatten mich ganz schön mitgenommen, es war nicht schrecklich, aber ich hatte auch schonmal bessere Tage gesehen. Warum war diese Frau auch so unfassbar vereinnahmend, ohne irgendetwas Besonderes dafür zu tun? Ich wuschelte einmal durch mein Haar, sodass es wenigstens den Anschein einer Frisur ergab, rieb mir das Gesicht und richtete mich mal etwas auf. So konnte ich Elena wohl doch besser gegenübertreten. Immer wieder überlegte ich mir, wie ich anfangen sollte, was ich ihr sagen wollte, doch so richtig was Intelligentes fiel mir nicht ein. Eher hätte ich mich zum Volldeppen gemacht, so unbeholfen, wie ich mich fühlte. Wo war nur meine Selbstsicherheit geblieben? In ihrer Gegenwart ging Diese regelmäßig flöten. Nach ein paar Stationen öffnete sich die Wagentür erneut, wobei mein Herz beinahe stehen blieb, bevor es sich wild in meinem Brustkorb austobte und ich wie gebannt weiter auf den nun leeren Eingang starrte.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now