Kapitel 47 - Samu

637 23 0
                                    

Wir saßen eine gefühlte Ewigkeit in dieser U-Bahn, fuhren Berlin auf und ab, während mir Elena einfach nur vorlas. Noch nie hatte ich so etwas getan, ich war nicht wirklich ein Bücherwurm, doch Elenas liebliche Stimme, diese Geschichte, dieses ungewöhnliche Ambiente es war ein unglaubliches Erlebnis. Als sie sich so an mich kuschelte, raste mein Herz wie verrückt, bevor es ganz ruhig und regelmäßig schlug. Ihre Nähe, ihre kleinen Hände auf meinem Körper, ihr Atem, alles beruhigte mich. Auf dem Weg zu ihrer Wohnung zog ich sie so nah wie möglich an mich, sie war um einiges kleiner als ich und dieser Beschützerinstinkt setzte bei mir ein, obwohl sie sich, mit ihren ganzen Kampfsportarten, sicher ganz gut hätte selbst verteidigen können. Mit ihrer Handtasche konnte sie das zumindest ganz gut, musste ich schmunzeln.

Nun standen wir wieder an ihrer Wohnungstür, genauso wie vor ein paar Wochen, weswegen ich schon drauf und dran war wieder die Treppen herunter zu gehen. "Willst du noch mit reinkommen?", fragte sie schüchtern. Ein breites Grinsen überzog mein Gesicht, bevor ich mich umdrehte und wieder ein absolutes Pokerface aufsetzte, "Gerne." Innerlich tobte ich und versuchte diese Freude wirklich zu bändigen. "Wein?", fragte sie. "Ja, warum nicht, aber diesmal nicht so viel. Was hast du denn da?", gab ich grinsend zurück. "Haha. Schau selbst, ich zieh mich mal um", deutete sie auf den Kühlschrank und ein kleines Weinregel daneben, in dem Rotwein lagerte. Sie hatte wirklich viel guten Wein, ich konnte mich gar nicht entscheiden. Schließlich nahm ich einen Rotwein, machte etwas Musik an und setzte mich aufs Sofa. "Konntest du dich denn entscheiden?", kam sie um die Ecke und ich erkannte sie fast nicht wieder. Bisher kannte ich sie nur in Buissines Kleidung oder eben diesem wahnsinnig heißen Kleid, nun trug sie ein weites T-Shirt und eine lockere Stoffhose, während ihre Haare zu einem ziemlich unordentlich Dutt nach hinten gebunden waren. Sie war völlig ungeschminkt und doch war sie wunderschön. In dieser legeren Kleidung gefiel sie mir noch viel besser, als so schon. Ich stand schlicht auf solche natürliche Frauen. "Erde an Samu, noch anwesend?", fuchtelte sie mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum. Ihre Erscheinung hatte mich total wegtreten lassen. "Sorry, bei deinem Anblick, da kann ich mich so schwer konzentrieren", zwinkerte ich ihr zu. "Du bist so ein Spinner", lachte sie und schaute sich die Weinflasche an. "Oh, das ist sogar einer meiner Lieblingsrotweine. Hast du gut rausgesucht Finne", stellte sie ihn zurück und lächelte mich zufrieden an, bevor wir, uns innig in die Augen schauend, anstießen. Sie schien wie ausgewechselt. Was hatte sie denn so umgestimmt, nachdem sie sich nach diesem Abend nicht mal gemeldet hatte und mich davor so abblitzen ließ? Es störte mich ja nicht, aber trotzdem stellte ich mir diese Fragen. "Hast du am Wochenende schon was vor?", fragte ich sie. "Ich glaube nicht, normal plane ich sowas nicht. Hast du denn was vor?" - "Bisher nicht", zwinkerte ich ihr zu. Nun legte sie ihren Kopf schräg auf die Rückenlehne und sah mich an. Ich rutschte etwas herunter und legte meinen ihr gegenüber, sodass wir uns in die Augen sehen konnten, wobei gerade tausende Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten. Wir redeten noch kurz, bis wir einfach nur da lagen und uns ansahen. Schließlich musste ich etwas lächeln. "Du hast verloren", kicherte sie leise. "Ach das war ein Wettbewerb. Ich verliere nie Frau Anwältin, dass das klar ist", zog ich eine Augenbraue hoch und schaute ihr weiterhin eindringlich in ihre nun dunkelblau wirkenden Augen. Vorsichtig verflochten wir unsere Finger ineinander, wobei ich ihren Handrücken leicht streichelte. Jede Minute, die wir länger so nah beieinander lagen, stieg das Verlangen nach ihren Lippen, während mein Herz unkontrolliert hart pochte. Zaghaft glitt ich von ihrer Hand zu ihrer Wange, woraufhin sie ihre Augen schloss und meine Berührung erneut sehr genoss. Sollte ich sie jetzt küssen? Diese Frau machte mich total verrückt und gleichzeitig so unsicher, wie ich es schon lange nicht mehr bei einer Frau war. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte öffnete sie die Augen, drückte mich leicht nach hinten, sodass ich bequem auf ein paar Kissen lag und kuschelte sich an meine Brust. Liebevoll streichelte sie meinen Oberkörper mit ihren zierlichen Fingern, was mich noch mehr in Ekstase brachte und ich mir eine körperliche Reaktion, in den südlicheren Regionen wirklich mit aller Willenskraft unterdrücken musste. Dieser Abend brauchte keine tausend Worte oder die vielen Gespräche, sondern war gerade durch diese Ruhe, die nur durch unsere Berührungen gefüllt wurde, perfekt.

"Müde?", grinste ich, als ihre Hand etwas erschlaffte und ihr Bein leicht zuckte. "Ein bisschen", nuschelte sie. Meine Güte war sie süß. "Willst du nicht lieber ins Bett?", fragte ich leise. "Mhmm", nickte sie, machte aber keinerlei Anstalten aufzustehen. "Komm, ich bring dich", stand ich langsam auf und hob sie hoch, sodass sie in meinen Armen lag. Ganz zärtlich hielt sie sich an mein Shirt fest und legte die andere Hand in meinen Nacken. Ihr Kopf lag an meiner Schulter und sie sah mich mit diesem Schlafzimmerblick an, was nicht nur wahnsinnig heiß aussah, sondern gleichzeitig unheimlich niedlich. Vorsichtig trug ich sie in ihr Schlafzimmer, wo ich sie im Bett absetzte und etwas zudeckte. Grinsend betrachtete ich sie mir noch kurz, sie sah wahnsinnig goldig aus, wie sie sich in ihre Decke kuschelte, bevor ich mich auf den Weg machen wollte. "Samu", murmelte sie plötzlich. "Ja?", kam ich wieder einige Schritte zum Bett. "Bleib doch bitte", streckte sie eine Hand nach mir aus. "Ehm ...", schaute ich unschlüssig um mich, ob sie das gerade ernst meinte. "Komm", rückte sie nun auf die andere Bettseite und klopfte auf die nun frei gewordene. Immer noch in Klamotten legte ich mich unsicher zu ihr ins Bett, woraufhin sie sich sofort an mich kuschelte und ich sie in den Arm nahm. Nun legte sie ein Bein über mich und krallte sich in mein T-Shirt, wobei sie genüsslich aufstöhnte. Sofort war meine Anspannung verflogen und bald schlief auch ich tief und fest ein.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now