Kapitel 35 - Samu

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Ich schaute auf die Uhr, Nessa war schon etwas später als vereinbart, doch ich ließ sie schließlich auch diesen Mittag warten. „Hallo mein Großer, schön dass du gekommen bist." Ich drehte mich um und schaute in Nessas tief grüne Augen. Sie sah umwerfend aus, mit ihren hohen Schuhen ging sie mir auf Augenhöhen, hatte ein enges dunkelrotes Kleid an und war etwas geschminkt. „Wow, du hast dich aber rausgeputzt", rutschte es mir raus. Sie lächelte verlegen, schnappte sich meine Hand und zog mich ins Gebäude rein „Du Charmeur." Der Club war schon relativ voll und nach kurzer Zeit trafen wir Nessas Freunde und auch ich kannte den ein oder anderen von früher. Nach ein paar Getränken wurden die Gespräche lockerer und die Stimmung hob sich.

Schon den ganzen Abend spürte ich Nessas Blicke auf mir, was mir etwas unangenehm war, wir waren schließlich einfach nur gute Freunde. Ich hatte schon einiges intus, als sie mich auf die Tanzfläche zerrte und begann sich anmutig zur Musik zu bewegen. Mir gefiel ihr Tanz und ich bewegte mich mit ihr. Sie kam näher auf mich zu und tanzte mich eng umschlossen an. Der Alkohol vernebelte mir total meine klaren Gedanken und ich gab mich Nessa mit jedem weiteren Schluck hin. Es machte Spaß mich so gehen zu lassen und die ganze Welt um mich zu vergessen. Ich schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als ich morgens in meinem Bett aufwachte. Ich schaute mich um, ich schien alleine zu sein. Gott sei Dank! Nun sah ich an mir runter. Warum zum Teufel war ich komplett nackt, was war gestern noch passiert? Schließlich spürte ich neben meinen Kopfschmerzen auch dieses doch bekannte Ziehen im Lendenbereich. Ich wusste ganz genau, wann ich ein solches Gefühl in diesen Regionen hatte, aber wollte es einfach nicht wahrhaben. Plötzlich hörte ich ein leises Klirren aus der Küche. Ich sprang auf, zog mir schnell was an und lief die Treppen runter. Das konnte ja wohl nicht wahr sein.

Nessa stand dort, nur mit einem meiner Shirts bekleidet, am Herd und machte Pancakes, dem Geruch zu urteilen. Wir hatten doch wohl nicht. Sie drehte sich um und lächelte verlegen „Guten Morgen mein Lieber, gut geschlafen? Ich habe ein paar Pancakes gemacht, du hast sicher Hunger." Nessa stellte zwei Teller voller Pancakes und zwei Tassen Kaffee auf den Tisch und kam nun zu mir rüber. Vorsichtig legte sie ihre Arme um meinen Körper, stellte sich auf die Zehenspritzen und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. Ich schaute sie verwirrt an, was sie sofort bemerkte. „Ehm ... willst du nicht erst mal was essen?" Wir setzten uns an den Tisch und ohne weitere Worte aßen wir die Teller leer. Die Pancakes waren köstlich, doch ich hatte ein ganz mieses Gefühl, dass ich nicht loswurde. „Hast wohl einen ziemlichen Filmriss was?", durchbrach Nessa nun die Stille. Ich nickte verlegen. „An was kannst du dich denn noch erinnern?", fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern „Wir haben getanzt", stotterte ich nun. Sie lächelte schief „Schade, die letzte Nacht war wirklich umwerfend. Ganz ehrlich." Nessa stand auf und ging um den Tisch zu mir, noch bevor sie ihre Arme um mich legen konnte stand ich schnell auf.

Fuck! Wie konnte ich nur so dumm sein und direkt bei erster Gelegenheit mit ihr in die Kiste springen? Da war gar nichts zwischen uns, nicht mal ein leichtes Kribbeln im Bauch, einfach nichts. Es tat mir so leid, als sie mich stutzig ansah, doch ich konnte sie nicht noch mehr verletzten, als ich es bisher schon sicherlich getan hatte. „Nessa, ich, also der Abend war toll und so weiter und ich bin unfassbar froh, dass wir uns wiedergefunden haben, aber eben nur als Freunde." Ich konnte nicht sehen, was in ihr vorging, doch schon kurz darauf stiegen ihr sichtlich die Tränen in die Augen. Verdammt, ich konnte weinende Frauen nicht einfach so stehen lassen. Behutsam schloss ich sie in meine Arme und strich ihr über die Haare. „Nein, nein, ich versteh schon, ich bin einfach nicht gut genug für dich und das war nur ein schneller Fick, um dich von dieser Elena abzulenken", entzog sie sich meiner Umarmung, rannte in mein Schlafzimmer und kam kurze Zeit später wieder angezogen runter und knallte geradewegs durch die Eingangstür. „Nessa, nein, es tut mir leid, du bist eine tolle Frau, bitte komm doch zurück", rief ich ihr vergeblich nach.

Ich rieb mir die Augen und nun fielen mir einige Fetzten von letzter Nacht wieder ein. Du vollkommener Esel! Wieso war ich so unfähig irgendetwas in meinem Liebesleben normal am Laufen zu halten?

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now