Kapitel 79 - Elena

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Er liebte mich! Diese Worte klangen zunächst so surreal und doch stand er vor mir, schaute mich erwartungsvoll durch seine himmelblauen Augen an und meinte es von ganzem Herzen. Um ehrlich zu sein, wollte ich in diesem Moment genau das gleiche sagen, war aber mehr als erleichtert, dass er es tat. Diese drei einfachen Worte bedeuteten so viel und waren alles andere als einfach. Dennoch spürte ich, wie mich diese Wärme und das Gefühl von Geborgenheit, wie im Sturm einnahm. Seine Zärtlichkeiten, ließen mich in weit entfernte Universen verschwinden, aus welchem ich, selbst beim besten Willen, nicht mehr zurückkommen konnte. Samu war so bestimmt und doch unendlich zärtlich, dass ich in seinen Händen wie Wachs war. Seinen warmen Körper neben mir, sein wohliger Duft, seine zarte Haut, sein wunderschönes Gesicht, ließen mich selbst meinen Hunger vergessen und ich schlief schneller als ich gucken konnte ein.

Als ich langsam meine Augen öffnete, spürte ich Samus kräftige Arme um mich und seinen warmen Körper an meinem Rücken. Zaghaft streichelte ich über die Innenseite seines linken Unterarms und betrachtete mir die schwarze Tinte, die unter seine Haut gestochen war. Was dieses Tattoo wohl aussagte? Vorsichtig sah ich mir auch den anderen Unterarm an, auf dem ein Schriftzug prangerte. Auch dort strich ich leicht drüber, wobei er mich etwas zu sich zog und mir wohlig in meinen Nacken atmete. "Das kitzelt", raunte er schließlich. "Bist du auch mal wach", stichelte ich etwas, woraufhin er an meinem Ohr knabberte und mir einen sanften Kuss auf den Hals gab. "Was machst du da überhaupt?", fragte er mich. "Ich hab mir deine Tattoos angesehen. Haben die eine Bedeutung?", drehte ich mich in seinen Armen und schaute endlich in seine wunderschönen Augen. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, wobei er etwas nickte und mich liebevoll küsste. "Na gut, dann gibt es jetzt eine Haber-Tattoo-Geschichtsstunde", lachte er und setzte sich etwas auf. "Mhm ... Also das Superman-Tattoo hab ich, weil ich einfach super bin", zuckte er lachend mit den Schultern "Nein Spaß, ich bin ein riesiger Fan von Jon Bon Jovi und naja, als ich noch ziemlich jung war, dachte ich, es wäre doch eine fabelhafte Idee mir auch so eins wie er stechen zu lassen." - "Jugendsünde also, oder doch noch in Ordnung", lächelte ich ihm zu. "Ist noch in Ordnung, gerade so, außerdem kann ich jetzt ja dein Superman sein", küsste er mich sanft. "Du Spinner", musste ich lachen. "Gut, naja, also zwei meiner Tattoos sind mehr so aus Liebeskummer entstanden und ich bin wahnsinnig froh, dass ich mir nicht den Namen oder so hab tätowieren lassen, das hatte ich nämlich erst vor. Ich glaube ich erspare dir erstmal die ganze Geschichte oder willst du sie hören?", griff er sich an den Kopf und zeigt mir zuerst seinen rechten Unterarm und dann seine rechte Wade. "Du bist aber ein richtiger Softie was, erzähl ruhig, ich hab Zeit", lachte ich. "Aufgepasst meine Liebe", küsste er mich und biss mir dabei zärtlich auf die Unterlippe. "Naja, als ich die vier Jahre in Spanien war, was soll ich sagen, ich genoss mein Single-Dasein in vollen Zügen und als ich zurückkam, ich weiß nicht, da sehnte ich mich nach mehr, nach was Ernstem eben und so stürzte ich mich in diese Beziehung mit Tea. Ich kannte sie noch von früher, als wir uns schon ziemlich nahe standen und dann kam eins zum anderen. Irgendwie liebte ich sie schon, aber so im Nachhinein, war das nichts Halbes und nichts Ganzes, doch da, naja ich war hoffnungslos verliebt und nach ein paar Monaten, keine Ahnung, da ließ ich mir als Liebesbeweis das 'forever yours' stechen. Ich dachte, dass es für immer hält und ich gab mich der Beziehung wirklich bedingungslos hin. Als ich dann begann mich wieder mehr der Musik zu widmen hatte ich weniger Zeit für sie, was mir selbst nicht gefiel, aber ich hatte eben diesen Traum und ich konnte mich davon nicht abhalten lassen, auch wenn ich dann und wann mit dem Gedanken spielte alles hinzuschmeißen und einfach ein normales Leben mit Tea zu führen. Ihr gefiel es nämlich nicht, dass ich so viel unterwegs war und auch ziemlich abwesend, wenn wir dann beisammen waren. Das war eine harte Zeit, die ganzen Vorstellungsgespräche bei den Plattenfirmen, die Streitgespräche in der Band, wegen der Lieder und so weiter. Da war nicht viel Zeit für Zweisamkeit und naja, dann suchte sie sich diese eben wo anders. Sie hatte mehrere Monate einen Anderen und ich hatte es gar nicht gemerkt, weswegen ich komplett am Ende war. Das mit der Band lief nicht und dann das. Ich trank viel und ließ mir dieses Ding auf meinem Bein stechen. Mein Gott, dabei hatte ich wirklich keinen klaren Kopf. Da war dann auch die Zeit in der ich mich keiner Frau mehr so hingegeben habe und wieder nur meine Bedürfnisse befriedigte, nicht mehr und nicht weniger. Jahre später mit Vivi hab ich mich meinen Gefühlen endlich wieder geöffnet, weil mir ein riesiger Teil schlicht gefehlt hatte in dieser Zeit. Erst nach der Trennung von Tea schrieb ich dann 'Forever yours', naja irgendwie für sie, aber vor allem für mich um damit abzuschließen. Das genau der Song ein solcher Erfolg war, finde ich ziemlich ironisch, da ich in der Zeit am liebsten alles weggeschmissen hätte und ich es gar nicht bis hierher geschafft hätte", lachte er angespannt. Diese Offenheit berührte mich richtig und ich spürte, dass dieser Schmerz von damals wirklich lange gebraucht hatte um überwunden zu werden. "Wow, die Geschichte hab ich schon ewig nicht mehr erzählt, es tut irgendwie gut darüber zu reden. Ich meine das ist schon ziemlich lange her und ich bin echt darüber hinweg, aber naja, sowas prägt", zuckte er mit den Schultern und lächelte. Er hatte sicherlich Recht, dass reden dabei half und mir brannte schon die ganze Zeit diese Ex-Freund-Thema unter den Nägeln, aber irgendwie war ich noch nicht bereit dazu Samu von Marc zu erzählen, warum auch immer. "Danke, dass du mir das erzählt hast", hauchte ich ihm schließlich einen Kuss auf die Lippen. "Ok weiter geht's. Dieses Zeichen heißt 'Samurai', naja, auch hierbei hatte ich wohl ziemliche Flausen im Kopf um mir das stechen zu lassen, aber es sieht ja auch ganz gut aus oder? Gut, also das hier, auf meinem Oberarm und auf dem Unterarm gehört irgendwie zusammen und hat auch eine etwas längere Geschichte. Ich lebe nach dem Prinzip und damit ich es nicht vergess hab ich es mir unter die Haut stechen lassen", grinste er nun. "Ja und was heißt es, oder muss man da erst einen Dechiffrierkurs machen?", zog ich eine Augenbrauch hoch. "'Dream like a child, Follow your heart, be honest, work hard', weißt du, über die Jahre, hab ich mir über den Sinn des Lebens schon viele Gedanken gemacht und den ein oder anderen auch in Songs festgehalten, aber die vier Dinge, genauso wie das 'Choose to be me' die waren immer allgegenwärtig. Es waren verschiedene Situationen, in denen ich mir immer wieder bewusst wurde, dass diese Dinge unsagbar wichtig sind für ein glückliches Leben, zumindest für mich. Das hat mich auch immer begleitet und mich auch manchmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Und so ein Lebensmotto, naja, das braucht natürlich nicht jeder, aber irgendwie weiß man dann, auf was es wirklich ankommt", lächelte er zufrieden und zog mich eng in seine Arme. "Wow, interessant. So sehr habe ich bisher gar nicht darüber nachgedacht. Also schon um was es so geht im Leben, was man erreichen will, aber so ein richtiges Motto, das ist schön", grinste ich ihm zu. "Hast du eigentlich Tattoos?", fragte er schließlich. "Ja, eins", gab ich schnell zurück. "Kann ich es sehen?", fragte er, wobei er mir ein Kuss auf die Lippen gab. Sofort begann mein Atem schneller zu gehen. Wenn ich es ihm zeigte, müsste ich ihm die gesamte Geschichte erzählen. Wollte ich das? Jetzt und hier? Seit Ewigkeiten hatte ich nicht mehr darüber gesprochen, die Menschen in meinem Umfeld kannten die Geschichte und wussten, dass sie mich immer und immer wieder einholte und ich schon einige Male beinahe daran zerbrach. Ich presste meine Lippen zusammen und sah Samu angespannt an. "Du musst nicht, wenn du nicht willst", streichelte er mir über meine Wange und küsste zärtlich meine Nasenspitze. Etwas entspannter nun atmete ich auf. Samu war so einfühlsam und wusste immer genau, wie er mein Unbehagen in Luft auflösen konnte.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now