Kapitel 110 - Elena

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Ich brauchte Samu gerade mehr, als ich mir eingestehen wollte und vor allem mehr, als ich zulassen wollte. Immer wieder rang ich mit mir, doch was brachte das? Ich wusste doch schon die ganze Zeit, dass ich nur Samus Nähe brauchte, weswegen ich mich auf Zehenspitzen nach unten schlich und zunächst eine ganze Weile zusah, wie Samu mit dem Rücken zur Tür, ruhig atmend da lag. Als ich seine tiefe, traurige Stimme hörte, wusste ich aber doch, dass er wach war. Mein Herz schlug bis zum Anschlag, irgendwie wollte ich zu ihm, aber andererseits eben auch nicht, doch ich konnte nicht die ganze Nacht hier stehen und Samu beim Schlafen zusehen. Schließlich ging ich zu ihm und mein Gott fühlte es sich wieder gut an ihn zu berühren, seine warme Haut zu spüren, seinen Geruch einzuatmen, mit ihm Zärtlichkeiten auszutauschen. Mein Kopf machte zwar gerade Randale, aber meinem Herz ging ganz ruhig und regelmäßig, sodass ich binnen Sekunden in seinen Armen weg döste. Am Morgen darauf wurde ich vor ihm wach und betrachtete ihn mir noch eine ganze Zeit, wie er tief ein und ausatmete, wohlig unter meinen leichten Streicheleinheiten aufstöhnte und dieses wunderbare Grinsen seine Lippen umspielte. So verstrubbelt in die Kissen eingekuschelt sah er fast noch heißer als sonst aus, aber vor allem unfassbar süß. Samu war nicht nur alles, was ich mir erträumt hatte, als ein Partner, er war mehr als das und vor allem gab er mir so viel zurück, was ich so noch nie erfahren hatte. Alles was er tat kam von Herzen, überall steckte diese Leidenschaft, Liebe und Zuversicht drin. Dieses hin und her meiner Gedanken und Gefühle machte meine Entscheidung nicht wirklich leichter. Vorsichtig, sodass er nicht wach wurde, stand ich auf, schmiss mich in Laufklamotten und rannte ziellos durch die Straßen. Draußen war es schweinekalt, doch diese kalte, klare Luft war genau das Richtige für mich. Ich konnte mir doch gar nichts mehr vormachen. Meine Liebe für Samu war unbändig, ich brauchte ihn, nicht nur als Liebhaber, oder Freund, sondern vor allem als Partner, in allen Lebenslagen. Allein in dieser kurzen Zeit in der wir uns nun kannten, fühlte ich mich ihm näher und verbundener, als vielen meiner langjährigen Freunde. Ich liebte alles an ihm, selbst wenn er mal wieder zweifelte oder so, denn auch das brachte uns nur noch näher zusammen. Jeder dieser kleineren und größeren 'Rückschläge' oder wie man das auch nennen mag, schweißte uns mehr und mehr zusammen, formte unsere Beziehung und zwar in einer wunderbaren Art und Weise. Dadurch wurden unsere Zuneigung und unsere Liebe nur noch größer. Samu und ich würden auch diese Schwangerschaft und das Leben mit einem, für mich eigentlich fremden, Kind durchstehen. Ich würde alles dafür geben wollen, dass Samu glücklich war und er wollte mich und das Kind, warum sollte ich ihm da also im Wege stehen? Gemeinsam, glaubte ich fest daran, dass wir das schaffen könnten. Auch wenn mich die Sex-Sache verletzte, selbst wenn er vollkommen unschuldig war, konnte ich erstens nichts mehr daran ändern und zweitens vertraute ich ihm nichtsdestotrotz. Vielleicht war das alles nichts für die Ewigkeit, aber wenn man es nicht probierte, konnte man es niemals herausfinden und ich wollte es mit Samu herausfinden, mit keinem anderen Menschen auf dieser Welt wollte ich das in diesem Moment mehr. Zurück in der Wohnung, als ich wieder diese tiefblauen Augen und sein wunderschönes Lächeln sah, wusste ich, dass ich Samu wollte, mit allem was ich hatte. Auch wenn ich ihn wirklich nicht zu lange zappeln lassen wollte, musste ich mich irgendwie erklären und auch meine Zweifel auf den Tisch legen. Doch wieder seine Zuversicht und seine liebevollen Worte zu hören, durchströmte mich mit einem wunderbaren, warmen Gefühl, was mir noch mehr Sicherheit gab. Klar hoffte ich darauf, dass wir das ohne Probleme hinbekommen könnten, doch ganz ehrlich, wann gab es denn mal keine Probleme. In seinen Armen, durchströmte mich wieder dieses wunderbare Gefühl und ich wurde nur noch mehr in meiner Entscheidung für Samu bestätigt. Eine ganze Weile saßen wir noch aneinander gekuschelt, küssten uns und gaben uns gerade gegenseitig Halt. Samu nahm das Ganze natürlich auch ordentlich mit und auch deswegen wollte ich für ihn da sein. Ein Kind, da kam eine riesige Verantwortung auf ihn zu und ob er dafür schon gewachsen war, wussten wir wohl beide nicht so wirklich. Schließlich lösten wir uns voneinander, da er bereits jetzt mehrere Anrufe weggedrückt hatte und die Leute ihn natürlich alle erreichen wollten. Ich räumte die Küche auf, während Samu praktisch ununterbrochen am Handy hing. Wieder ging ich durch seine Wohnung und sah mir die Fotos an den Wänden an. Es waren einige mit den Jungs, aber auch viele mit seiner Familie. Es war schön, diese ganzen glücklichen Menschen zu sehen, die Samu hatte, als mich plötzlich mein klingelndes Handy aus diesen Gedanken holte. "Ja?" - "Hi Elena, alles klar?", klang Rikus Stimme durch den Hörer. "Ja, alles gut", lächelte ich. "Habt ihr euch ausgesprochen?" - "Das haben wir", biss ich mir auf die Unterlippe. "Das freut mich. Wenn du willst können wir heute Abend noch mal sprechen. Also um sieben müsstest du ihn irgendwie hier her locken. Aber das bekommst du schon hin. Es ist alles vorbereitet, ich glaube es wird ihm gefallen und du musst ihn so herrichten wie besprochen. Versprochen?", sagte er ganz enthusiastisch. "Ok das bekomm ich hin. Dann bis später", verabschiedete ich mich von ihm. "Bis später?", stand Samu hinter mir und sah mich kritisch an. Erschrocken sah ich zu ihm. Verdammt, denk dir schnell was aus. "Ehm ... ja das war Anna, die wollte später nochmal zurückrufen, weil sie noch was vor hat", zuckte ich mit den Schultern. "Achja", zog er eine Augenbraue hoch, kam ein paar Schritte auf mich zu und legte seine Hände an meine Taille. "Ja", sagte ich schnell und lächelte unschuldig. "Na gut, hast du etwas Lust auf Helsinki?", fragte er glücklich. "Oh ja, ich bin schon ganz schön gespannt." - "Aber wir lassen das ruhig angehen, nicht so wie in Wien, ich meine du hast jetzt einen echt alten Freund, also Erbarmen", lachte er, lehnte sich zu mir herunter und küsste mich zärtlich. "Natürlich, du sollst mir ja noch etwas erhalten bleiben", grinste ich, wir zogen uns an und machten uns auf den Weg nach draußen. Samu war wirklich ein toller Stadtführer, er zeigte mir seine Lieblingsplätze und erzählte mir wieder die wildesten Geschichten. Es fühlte sich wieder so richtig losgelöst an und immer wieder tauschten wir Zärtlichkeiten aus, was mein Herz nur noch höher schlagen ließ. Zwischendurch schaute ich, wo dieser Standort war, den mir Riku geschickt hatte und versuchte Samu Stück für Stück in diese Richtung zu leiten und glücklicherweise, konnte er mir auch auf diesem Weg viel erzählen, weswegen ihm gar nicht auffiel, dass ich ihn zu einem ganz bestimmten Ort lockte. Er würde sich sicherlich wahnsinnig freuen.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt