Kapitel 61 - Samu

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Ich war schon völlig am Verzweifeln, als mein Handy endlich klingelte. Sofort ging ich ran "Elena, ein Glück." - "Hey, wie geht's?", fragte sie schüchtern. "Ich hab mir schon Sorgen gemacht, weil ich es schon so oft probiert habe, ist alles gut?" - "Ja alles gut, ich habe mit Anna, einer Freundin, telefoniert. Ich musste ihr einiges berichten", sagte sie nur, ich konnte aber nicht deuten, ob ich jetzt etwas lachen sollte oder einfach ruhig bleiben sollte. "Es tut mir leid, dass ich heute Mittag so ein Idiot war. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Natürlich hätte ich liebend gerne mit dir gesprochen. Sorry, es war einfach ... nicht so wichtig", sprudelte es aus mir raus. "Was ist nicht so wichtig?", fragte sie etwas kritisch. "Manchmal bin ich auch zu viel Kopfmensch, mir sind so viele Sachen durch den Kopf, ich war auf einmal so unsicher, ach, keine Ahnung. Wie gesagt es ist wirklich nicht mehr so wichtig. Hat sich praktisch erledigt." - "Na gut", gab sie kurz zurück. Oh man, ich hatte da echt wieder was fabriziert. "Elena, bitte sei mir nicht böse. Ich bin manchmal einfach ein Vollidiot." - "Das kannst du wohl laut sagen", kicherte sie endlich wieder. "Ich vermisse dich jetzt schon unglaublich", raunte ich ins Telefon. "Ich dich auch. Sehr! Aber wir haben ja, weil du ein Vollidiot bist, morgen ein Telefondate", lachte sie. "Das war natürlich alles geplant." - "Du darfst mich wann immer du willst anrufen, da musst du dir nicht sowas Bescheuertes überlegen", sagte sie weiter. "Verstanden Chef! Wie war dein Tag?" - "Naja, außer dass ich mir die ganze Zeit Gedanken gemacht habe gut. Hatte heute wieder einen ewig langen Gerichtstermin. Du?" - "Ich war noch bei Riku und haben etwas gequatscht. Also nichts spannendes", gab ich kurz zurück. "Riku war der Gitarrist oder?", fragte sie unsicher. "Ja genau", lachte ich. Es war wirklich unvorstellbar, dass sie unsere Band nicht kannte. Ich musste sie unbedingt mal persönlich bekannt machen. Vor allem mit Riku, die beiden würden sich sicher sehr gut miteinander verstehen. Nachdem wir noch etwas miteinander sprachen legten wir auf. Ich war unheimlich froh, dass wieder alles gut war. Sollte sich die Situation als günstig erweisen, sie auf diesen Typen anzusprechen, würde ich das tun, aber solange musste ich mich beherrschen, so wichtig war es letztlich auch nicht. Ich Volltrottel reagierte auch immerzu über, dabei gab es doch gar kein wirklichen Grund dazu.

Die letzten Vorbereitungen für unsere Tour standen an. Nachdem mit Elena alles geklärt war, fühlten sich die Proben unfassbar an. Die Musik, die Jungs, unsere Songs, die Vorfreude auf unsere Fans, es passte alles. Bevor wir auf Achse waren besuchte ich noch meine Mutter, wo auch Sanna, meine Schwester, zugegen war. "Und? Du wirkst so glücklich, wegen der Tour, oder muss ich was wissen?", fragte sie, als meine Mutter gerade in der Küche verschwunden war. Mit Sanna konnte ich schon immer über alles reden, obwohl sie etwas jünger war, war sie wie eine große Schwester für mich in diesen Situationen. "Naja, es ist noch ziemlich frisch alles, aber ja, sie heißt Elena und oh ja ich bin glücklich", fuhr ich mir grinsend durch die Haare. "Freut mich für dich, du hast es verdient. Wann lern ich sie denn mal kennen?" - " Mal sehen, das ist nicht ganz so einfach, aber lass uns erstmal etwas Zeit für uns", biss ich mir auf die Unterlippe. "Aber klar doch. Sagst du es Mum?" - "Noch nicht, immer mit der Ruhe", zügelte ich ihren Enthusiasmus, schließlich hatten wir uns vor kurzem erst das erste Mal geküsst, also wollte ich da nichts überstürzen.

Mit Elena telefonierte ich fast jeden Abend und obwohl wir uns nicht sehen konnten, fühlte ich mich ihr so nah, wie keinem anderen Menschen sonst. Klar vermisste ich sie, und von Tag zu Tag wurde es schlimmer, aber ich war mir mit ihr so sicher, dass mir das Warten viel weniger ausmachte, nur meine Vorfreude stieg täglich. Schließlich stand auch schon der erste Halt in Köln an. Das Gefühl wieder auf der Bühne zu stehen, die Jungs hinter mir, vor all den leuchtenden, glücklichen Gesichtern, die lauthals all unsere Songs mitschmetterten, erfüllte mich unheimlich. Der Tour-Auftakt war gelungen, nun konnte es die nächsten Wochen so richtig losgehen. Abends lag ich erschlagen im Bett und schaute kurz bevor ich drohte einzuschlafen noch auf mein Handy, wobei ich sofort lächeln musste. Elena war das Wochenende bei ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder, weswegen ich nicht zu aufdringlich sein wollte, aber allein ihren Namen auf dem Display zu lesen machte mich glücklich. Ich antwortete ihr kurz, da es aber schon ziemlich spät war, dachte ich mir schon, dass die kleine Schlafmütze sicher schon tief und fest schlief, weswegen ich mich beruhigt in meine Decke kuschelte und ebenfalls zufrieden einschlief.

Der nächste Abend war ebenso sagenhaft, weswegen wir uns mit den Jungs noch in die Hotelbar setzten und, da wir nun wieder einen Tag frei hatten, richtig einen drauf machen konnten. Nach nur ein paar Minuten gesellten sich einige Damen zu uns, die sich von den anderen, immerzu was ausgeben ließen. Ich hielt mich mit Osmo an der Seite der Bar etwas bedeckter. "Sag mal, willst du nicht auch da rüber. Die Blonde ist doch genau dein Typ und sie ist ganz süß", sah Osmo mit einem Blick rüber. Ich zuckte nur die Schultern ohne überhaupt hinzusehen, "Kein Interesse, die drei sollen ruhig ihren Spaß haben." - "Gibt es da vielleicht etwas, was ich noch nicht weiß? Oder von wem ich nichts weiß?", zog er eine Augenbraue hoch. "Ja vielleicht", grinste ich verlegen. "Aha, wann lernen wir sie denn kennen? Oder ist es noch gar nicht so weit?", fragte er neugierig. Das alle immer so gespannt auf Elena waren, war ja fast zum Schießen. "Nächste Woche vermutlich, aber ich will hier nichts versprechen", zwinkerte ich ihm zu. "Du weißt aber schon, dass wir da in Deutschland sind", sagte er irritiert. "Ja, und?" - "Aber sag mir nicht es ist ein deutscher Fan", griff er mir eindringlich an die Schulter. "Nein, sie ist ... du wirst sie kennenlernen", lächelte ich zufrieden und freute mich schon wahnsinnig auf Dienstag.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Onde histórias criam vida. Descubra agora