Kapitel 148 - Elena

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Dienstagmorgens ging ich etwas müde ins Büro, wo die halbe Belegschaft um Sylvia herumstand. "Morgen, hast du schon gehört?", fragte Sylvia enthusiastisch. "Was?", ging ich zu der Traube aus Anwaltsgehilfinnen. "Na hier, ist zwar auf Finnisch, aber ich hab es mal übersetzen lassen. Unser Klient wird wohl Papa und wird wohl auch bald heiraten. Wusstest du das? Ich dachte, die beiden seien getrennt. Stand zumindest im Protokoll", sah sie mich fragend an. Schnell überflog ich die paar Zeilen Text und war nur schockiert, was diese verdammten Journalisten da wieder über Samu schrieben. Er konnte ja kaum aus dem Haus gehen ohne direkt in den Schlagzeilen zu landen. Zum Glück blieben er und ich bisher aus den Medien raus, was ja beinahe an ein Wunder grenzte. Wir mussten vorsichtiger sein als zuvor, wenn er nun wieder mehr im Mittelpunkt stand, durch diese ganze The Voice of Germany Sache. "Mhmm ... ich wäre mir da nicht so sicher, was da immer so im Internet steht", zuckte ich nur mit den Schultern und wollte schon gehen. "Na du hast ihn doch letztens erst getroffen ... hat er da nichts gesagt?", fragte Alexandra, Pauls Sekretärin. "Hä, was?", sah ich sie irritiert an. Woher wusste sie, dass ich ihn treffe? Mein Herz raste, Paul durfte das nicht erfahren. "Na auf der Berlinale. Herr Mertens hat mir erzählt, dass ihr dort ward und der gute Herr Haber auch. Er ist dein Klient, also habt ihr euch sicher unterhalten", sah sie mich interessiert an. Gott sei Dank! "Ja ... ehm ... wir haben uns kurz unterhalten, aber doch nicht über so was. Das ist ja auch schon eine halbe Ewigkeit her", versuchte ich sie abzuwimmeln. "Das ist doch unfair, dass du ihn so oft sprechen darfst", schmollte Sylvia etwas, wobei sie ein einheitliches Nicken von den anderen Frauen bekam. "Ich seid doch verrückt", lachte ich und schüttelte den Kopf. "Ach komm schon, er gefällt dir doch auch", sah sie mich auffordernd an. Bei dem Gedanken an Samu schlug mein Herz sofort schneller und mir wurde ganz warm, doch ich musste mich zügeln, damit ich mich nicht verplapperte. "Sylvia, ich glaube wir hatten das schon oder? Und außerdem gehen euch meine Vorlieben gar nichts an", scherzte ich und ging in mein Büro. "Jaja Frau Andersen", rief mir Sylvia noch hinterher, wobei die anderen Damen etwas kicherten. Als ich ungestört war, rief ich sofort Samu an. "Guten Morgen Prinsessa, alles klar? Womit hab ich diesen frühen Anruf verdient?", lachte er. "Hast du es noch nicht gelesen?", fragte ich irritiert. "Ach du hast es wohl schon gelesen. Ja hab ich und mir von Mikko erstmal einen Einlauf kassiert", scherzte er, was ich gar nicht lustig fand. "Samu wir müssen echt aufpassen. Wir können uns das gerade beide nicht leisten, dass das mit uns jemand mitbekommt. Das was da drin steht ist ja völlig egal, aber wir müssen vorsichtiger sein", stützte ich meinen Kopf ab. "Ich weiß, wir sind aber doch vorsichtig mein Schatz. Mach dir keine Sorgen ok?", sagte er ganz ruhig. Gerade konnte ich seine Zuversicht nicht sonderlich verstehen, denn wir machten gerade eine wahre Gratwanderung. Wir wollten unsere Zweisamkeit einfach so genießen, doch das war nicht unbegrenzt möglich, weder in Deutschland, noch in Finnland. Wir mussten ohne Ende aufpassen, was nicht nur anstrengend war, sondern vor allem unangenehm, diese völlige Freiheit aufzugeben. "Ich meine es ernst, du kannst ja kaum was essen gehen ohne gleich in den Schlagzeilen zu landen. Wie konnte das überhaupt passieren? Glaubst du es waren irgendwelche Frauen in der Praxis." - "Keine Ahnung, vielleicht. Das geht ja schneller rum, als man gucken kann. Aber hey, von uns ist doch noch alles save. Bleib ruhig. Mikko kümmert sich um alles, dass nichts über uns geschrieben wird, außer das, was ich will", redete er weiterhin beruhigend auf mich ein. "Wie was du willst? Willst du etwa doch an die Presse? Mit was?" - "Naja mit der Trennung. Ich will nicht, dass wenn das mit uns irgendwann ans Licht kommt, dass du dann so Stress bekommst. Die Fans sind zwar wirklich toll, aber manche sind eben ... naja sagen wir einnehmend. Und ... für die Presse ist das sowieso ein gefundenes Fressen", sagte er mir, doch das ging nicht. Sofort schaltete sich mein Juristengehirn ein, so sinnvoll und fürsorglich es auch war, was Samu sagte. "Auf keinen Fall! Dann fliegt uns die Klage um die Ohren. Wegen mir kannst du danach alles Mögliche in die Öffentlichkeit tragen, aber wenn du jetzt was preisgibst, untergräbt das deine Glaubwürdigkeit und wir können es gleich vergessen. Bleib zurückhaltend wie immer! Ich sprech hier gerade als deine Anwältin nicht als deine Freundin ok. Das ist wichtig! Gib nichts an die Öffentlichkeit weiter!", redete ich etwas unsanft auf ihn ein. "Aber was wenn ...", begann er, doch ich unterbrach ihn sofort schroff. "Nein Samu! Es ist mir scheißegal ob ich dann irgendwie was abbekomme, aber du gibst gefälligst nichts an die Presse weiter! Nicht, dass du und Vivi getrennt seid, noch sonst irgendetwas! Wenn du willst, dass nicht mehr sowas über dich abgedruckt wird, wie dieses Interview dann musst du deine Zurückhaltung weiter bewahren, wir dürfen das nicht verlieren. Und im Moment, so wie es ist können wir es nicht verlieren. Also lass es so!", redete ich mich fast in Rage. Gerade war es mir ziemlich egal, dass ich ihn so anpampte, aber wir durften den Rechtsstreit nicht verlieren und durch so eine unbedachte Aktion würde mir ja glatt meine Argumentationsgrundlage geraubt. "Verstanden", gab er kleinlaut zurück. "Tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe, aber bevor irgendwas nach außen tritt, sprichst du das bis zur Urteilsverkündung mit mir ab ok?" - "Ja ok, ich ... Elena ich will nur nicht, dass du irgendwann ... es ist nicht einfach im Rampenlicht zu stehen. Man braucht da echt eine dicke Haut und meine Freundinnen hatten es bisher wirklich nicht einfach. Ich will dich einfach nur beschützen. Aber du hast recht, ich werde nichts an die Presse geben. Versprochen Frau Anwältin", sagte er absolut sanft und einfühlsam. Mir war klar, dass es ihm darum ging, doch das war nun mal zweitrangig. Solange nichts von uns beiden an die Öffentlichkeit getreten war, gab es keine Probleme und bis zum Gerichtstermin war es nur noch etwas mehr als ein Monat. Bei einem Termin würde es auch sicher bleiben, dafür war der Sachverhalt zu knapp und die Sachlage sowieso ziemlich mager. Wie auch immer wir mussten das gewinnen, egal zu welchem Preis!

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now