Kapitel 83 - Samu

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"Martin Andersen", reichte er mir schließlich seine Hand. Andersen? Nein, niemals, das konnte nicht Elenas Vater sein. Oder doch? Sie hatte mir erzählt, dass er ausgezogen sei und nun auf Wohnungssuche war. Es passte alles und mir wurde auch klar, warum er mir so unglaublich bekannt vorkam. Elena hatte eindeutig seine Augen. "Ehm ... Samu Haber, freut mich", lächelte ich und versuchte meine Aufregung etwas zu unterdrücken. Wenn das hier tatsächlich ihr Vater war, scheiße, was sollte ich denn jetzt machen? "Was arbeiten sie denn, wenn ich fragen darf? Da sie meinten, sie seien geschäftlich hier", sah er mich interessiert an. "Ich bin Musiker und gebe morgen ein Konzert mit meiner Band." - "Ah, sehr interessant. Was machen Sie denn für Musik?" - "Pop-Rock, sowas in der Art." - "Ich bin ja mehr für Rock zu haben. Wo spielen sie denn eigentlich hier?", sah er mich aufmunternd an. "In der Festhalle." - "Ach doch so groß? Ohje also könnte man sie schon kennen. Das ist mir aber peinlich. Hätte ich meine Tochter oder meinen Sohn dabei wüssten die bestimmt besser Bescheid", lachte er. "Kein Problem. Wie alt sind denn ihre Kinder?", fragte ich bewusst beiläufig. "Meine älteste ist 27 und mein jüngster 17", sagte er stolz. Es konnte gar nicht mehr anders sein. Ich saß hier allen Ernstes mit Elenas Vater in einer Bar und plauderte mit ihm bei einem Bierchen. Mir war es total unangenehm, vor allem weil er nichts davon wusste, dass ich mit seiner Tochter zusammen war und weil Elena sicher nicht damit rechnete, dass ich in einer Stadt wie Frankfurt zufällig auf ihren Vater treffen würde. "Haben sie Kinder?", fragte er schließlich. "Nein, bisher noch nicht. Das wird auch wohl erstmal nicht anstehen." - "Bei ihrem Beruf sind das wohl auch erschwerte Bedingungen. Aber ich sage ihnen, Kinder sind was Schönes. Ich könnte mir gar nicht vorstellen ohne zu sein. Ich hatte ja gehofft, dass es bei meiner Tochter auch bald so weit sein wird und ich mein Opa-Dasein antreten könnte, aber naja, das Leben läuft eben nicht immer geradeaus was?", zuckte er etwas enttäuscht mit den Schultern. Wieso sollte Elena denn bitte in nächster Zeit Kinder bekommen? Hatte sie mir vielleicht doch etwas verschwiegen? Und was zum Teufel sollte ich jetzt bitte noch sagen? Plötzlich klingelte mein Handy, was mich völlig aus dem Konzept brachte. "Verzeihung, einen Moment", sagte ich und ging dran. "Guten Abend der Herr, ich dachte ich probiere es mal mit Telefon, nachdem du mir nicht geschrieben hast", hörte ich Elenas Stimme endlich wieder, doch das mir ihr Vater gegenüber saß, in diesem Moment war mir mehr als unangenehm. "Hi, wie geht's? Ich sitze gerade in der Hotelbar und habe nicht auf mein Handy geschaut." - "Nicht so schlimm. Wie gerne wäre ich jetzt bei dir, dann könnte ich dich auch ein paar meiner Leute vorstellen oder ganz andere Dinge mit dir tun", sagte sie verführerisch. Wenn sie wüsste. Aber wie sollte ich ihr denn sagen, dass ich mit ihrem Vater bereits Bekanntschaft gemacht hatte? Und verdammt wurde ich allein durch ihre Stimme wieder scharf, neben ihrem Vater, na super! "Das wäre schön, wir können ja ein anderes Mal gemeinsam hier her. Können wir morgen nochmal telefonieren?" - "Aber natürlich. Schlaf gut!" - "Du auch", sagte ich leise. "Ach so und Samu", hielt sich mich noch kurz auf, "Ich liebe dich." Sofort pochte mein Herz wieder gegen meine Brust. Diese Worte aus ihrem Mund lösten in mir immer wieder diese unglaublichen Gefühle aus. "Ich liebe dich auch meine Süße", sagte ich und musste bei dem Gedanken an sie sofort lächeln. "Ihre Freundin?", grinste Martin Andersen etwas keck. "Ja", lächelte ich. "Noch frisch oder?" - "Ehm ... ja", stotterte ich. Scheiße war das merkwürdig mit ihrem Vater über unsere Beziehung zu sprechen, auch wenn er das nicht wusste. "Machen Sie sie glücklich. Immer und immer wieder. Man muss an sich und der Beziehung immer arbeiten. Weil wenn die Liebe einschläft oder nicht gepflegt wird, so wie sie es auf jeden Fall verdient, dann verliert man nicht nur einen liebgewonnenen Menschen oder dieses Gefühl, sondern es wird ein riesiger Teil aus dem Leben gerissen", redete er auf mich ein. Zustimmend nickte ich ihm zu. Wie recht er hatte und sicher waren einige Dinge auch auf sich und die Beziehung zu Elenas Mutter bezogen. "Ich quatsche sie ja total zu, das tut mir wirklich leid, aber mir fehlt so ein wenig der Anschluss. Wie auch immer, ich sollte jetzt auch gehen, schließlich muss ich morgen zur Arbeit und ich will sie bei ihren Konzertvorbereitungen gar nicht stören. Es war eine Freude sie kennen zu lernen. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Gute Nacht", lächelte er und schüttelte mir überschwänglich die Hand. "Mir war es eine Freude. Danke für die nette Gesellschaft. Gute Nacht", verabschiedete ich mich, woraufhin er nach oben verschwand. Oh Mann war das eine merkwürdige Situation, aber gleichzeitig auch so unbeschwert. Er war unheimlich freundlich und offen, das gefiel mir. Nach ein paar Minuten verließ auch ich die Bar und ließ mich schlussendlich ins Bett fallen. Was für ein verrückter Abend.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now