Kapitel 53 - Elena

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Ich sah mich schon auf der Straße sitzen, mit einer Abmahnung in der Probezeit konnte ich ja vergessen, dass mich Paul weiterhin beschäftigen würde. Als Samu diese Geschichte erzählte glaubte ich fast selbst an deren Wahrheit. Er hatte wohl schnell durchschaut, wo hier das Problem lag und reagierte unheimlich gut, was mich wirklich sehr freute und ich mich innerlich selbst ohrfeigte, dass ich ihm das nicht schon früher gesagt hatte. Eigentlich wusste ich ja, dass ich mit Samu darüber reden konnte, aber immer wenn ich es wollte, legte mir mein Kopf wie so oft Steine in den Weg. Ich wusste, er würde wieder zurück kommen, drum ging ich in die Richtung, in die er verschwunden war und schmiss mich überglücklich an ihn heran. In diesem Augenblick, als er mich an sich presste, kam allerdings alles mit meinen Eltern wieder hoch, ohne dass ich es irgendwie hätte unterdrücken können. Normal war ich nicht so nah am Wasser gebaut und hatte meine Gefühle doch unter Kontrolle, aber sobald ich mich bei jemandem so sicher fühlte konnte ich das nicht mehr steuern. Samu musste zwar denken, ich sei eine mächtige Heulsuse, aber eigentlich fühlte ich mich bei ihm nur so richtig und verstanden.

Langsam hatte ich mich beruhigt und nahm meinen ganzen Mut zusammen ihm alles von vorne bis hinten zu erzählen. Bei Samu fühlte ich mich total wohl, obwohl wir uns ja wirklich kaum kannten. "Meine Eltern ... die beiden sind schon eine halbe Ewigkeit zusammen und waren immer glücklich, zumindest habe ich nie etwas gegenteiliges gemerkt und ... sie haben ...", brach meine Stimme ab und die Tränen schossen mir wieder in die Augen. "Alles gut, lass es raus. Ich weiß das ist eine Scheißsituation", drückte Samu meinen Kopf an seine Brust. "Das braucht einfach nur Zeit, bis man das überwunden hat, manchmal mehr, manchmal weniger. Aber mach dir selbst keine Vorwürfe und sei nicht sauer auf deine Eltern, das wäre Unsinn", redete er weiter mit dieser tiefen Stimme auf mich ein. Ich hatte ja kaum was gesagt und doch fand er gerade die richtigen Worte für mich. "Deine Eltern auch?", sah ich zu ihm hoch. "Ja, aber schon seit Langem, da war ich noch ziemlich klein. Es war nicht schön, aber mit der Zeit kommt man damit klar. Aber du bist doch stark und wenn das mal nicht reichen sollte bin ich immer für dich da", zwinkerte er mir zu. "Danke", streichelte ich über seine Wange und sah ihm wieder in die Augen. Es war ja nicht, dass ich so von meinen Eltern abhängig war aber natürlich verletzt es einen, egal wie alt man nun ist, wenn so etwas passierte und da ich meinen Eltern wahnsinnig nahe stand und sie mir immer Halt gaben, in jeder Lebenslage war es nur umso schlimmer. "Wenn du geweint hast bist du ja fast noch süßer", lächelte er und wischte meine Wangen trocken. "Wohl eher aufgequollener", grinste ich schräg. "Unsinn, mir gefällst du, sehr sogar. Danke übrigens, dass du mir das alles anvertraust", legte er seine Hand unter mein Kinn. "Aber jetzt erzählst du mir mal, warum du mir nicht vorher gesagt hast, dass dein Chef dir verbietet mich zu treffen und was das überhaupt mit ihm auf sich hat", zog er kritisch eine Augenbraue hoch. Ich atmete tief durch und erzählte ihm alles von Paul und mir, also seinem Liebesgeständnis sowie von seiner Drohung mit der Abmahnung, oder mir den Fall wegzunehmen. Den Teil, dass ich beinahe mit ihm geschlafen hatte ließ ich allerdings außen vor, das war zu intim und ging ihn nichts an. Als ich alles los war, fühlte ich mich wahnsinnig befreit und ärgerte mich über mich selbst, dass ich mich ihm nicht schon früher anvertraut hatte. "Warum hast du mir das nicht einfach gesagt? Ich hätte das doch verstanden und eine Lösung gäbe es doch auch", sah er mich fragend an. "Samu, mein Job, dein Fall sind mir wichtig und ich wollte nicht, dass du dir dann einen anderen Anwalt deswegen suchst. Du brauchst es auch gar nicht abzustreiten, du hättest es getan. Ich mag dich unheimlich, ich glaube, du hast das gemerkt und genau deswegen hab ich mich dazu entschieden, es vielleicht doch zuzulassen ... mit dir, egal, was Paul davon hält. Das mit ihm war ja ... ach ich konnte dich nicht vergessen, von Anfang an irgendwie und ich dachte, wenn ich mich auf ihn einlasse könnte ich meine Gefühle für dich unterdrücken oder vergessen." - "Du bist echt verrückt, aber jetzt musst du gar nichts mehr unterdrücken oder vergessen, nie mehr ok. Aber warte, das heißt also wir tun hier was Verbotenes?", streichelte er meine Wange und biss sich auf die Unterlippe. Sofort kribbelte es wieder in meinem Herzen und meinen Gliedmaßen. "So was in der Art", kicherte ich. "Das ist heiß! Gefällt mir irgendwie", schaute er nachdenklich nach oben. "Du bist so ein Spinner", kniff ich ihm in die Seite wobei er zusammen zuckte und begann zu lachen. "Ist da jemand kitzelig?", legte ich meine Hände direkt wieder an seine Seite. "Ich warne dich ", hob er einen Finger empor. "Sonst?" - "Das willst du nicht riskieren, glaub mir", grinste er schief. "Aha", setzte ich mich über ihn auf seinen Schoß und fuhr mit meinen Händen unter sein Shirt. "Frau Anwältin, aufgepasst, ich kann da echt für nichts garantieren, das ist meine Schwachstelle", hielt er mich an meinen Handgelenken fest. Wir verhielten uns wie Kinder, aber das war mir egal, denn ich merkte, dass auch Samu mehr als glücklich war in diesen Momenten, in denen wir miteinander Zeit verbrachten und rumalberten. "Ok, dann hör ich lieber auf, aber die erste Schwachstelle ist notiert", fuhr ich mit meinen Händen seine Arme rauf in seinen Nacken und schaute zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her. Dieses unfassbare Bedürfnis ihn zu küssen, diesen Kuss von Samstagmorgen nachzuholen überkam mich innerhalb weniger Millisekunden. "Dann muss ich mich wohl in Acht nehmen", begann er nun an meinen Flanken hoch und runter zu streicheln.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now