Kapitel 97 - Elena

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Die Telefonate taten erstaunlich gut, auch wenn ich etwas Angst hatte, das Ganze immer und immer wieder durchzuleben, aber es wurde von Mal zu Mal besser. Als Samu mit seiner Gitarre im Arm diese verschiedenen Melodien spielte ging mir wieder das Herz auf. Er lebte richtig, was er spielte und diese Hingabe liebte ich an ihm unheimlich. Über Tag machten wir einen Spaziergang, sahen fern und kuschelten unheimlich viel miteinander. Im Moment brauchten wir beide die Nähe des jeweils anderen noch mehr, als sonst. Das Essen wollte bei mir immer noch nicht so wirklich runter. Ich hatte das Gefühl, dass es in meinem Bauch nur rumorte, wenn ich etwas zu mir nahm und obwohl ich mich total ausgelaugt und kraftlos fühlte bekam ich nie mehr als ein paar Bissen herunter, was Samu natürlich auch wieder Sorgen bereitete. "Wenigstens trinkst du, aber wenn das so weiter geht, muss ich dich ins Krankenhaus bringen", sah er mich skeptisch an und stellte mir eine heiße Milch mit viel Honig hin, damit ich wenigstens ein paar Kalorien zu mir nahm. Ich mochte es, wie Samu sich um mich kümmerte, auch wenn es mir etwas unangenehm war, dass er mich so umsorgte und ich ihm gar nicht wirklich etwas zurückgeben konnte. Der Tag ging schneller vorüber als ich dachte und so lagen wir schon bald wieder im Bett und schmiegten uns aneinander. Ich wollte gar nicht daran denken, dass er Mittwochmorgen schon wieder fliegen würde, so sehr hatte ich mich an seine Anwesenheit gewöhnt.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich wirklich besser, als noch am Tag zuvor, doch ich ließ mir mehr Zeit als sonst. Alles was ich tat, war auch sehr schleppend, doch ich hatte immer noch keinen Appetit. Es war ja nicht, dass es mir nicht schmeckte, oder ich nichts essen wollte, mein Körper sträubte sich gegen die Nahrungsaufnahme, was mir selbst Sorgen machte und mir nicht gefiel, aber was sollte ich denn tun? "Bist du bereit für heute?", strich mir Samu übers Haar. "Ich denke ja. Wir sehen uns heute Abend. Ich werde nicht so lange machen, versprochen", zog ich ihn zu mir herunter und küsste ihn zärtlich. "Na gut, ruf an, wenn was ist", umarmte er mich lange, bevor ich die Wohnung verließ.

"Morgen", kam Sylvia auf mich zu und hatte eine wahnsinnig besorgte Mine aufgelegt. "Alles in Ordnung mit dir? Du siehst noch immer nicht gesund aus", streichelte sie mir über den Oberarm. "Nein, es passt schon", gab ich gequält zurück. "Ist Paul in seinem Büro?", fragte ich etwas sauer. "Ja, warum?" - "Egal", winkte ich ab und stürmte, ohne zu klopfen, in sein Büro. "Elena", stand er erschrocken auf. "Noch nicht mit mir gerechnet was?", gab ich sauer zurück. "Geht es dir gut?", kam er auf mich zu. "Ja absolut. Sag mal willst du mich verarschen, wieso hast du mir das angetan", schrie ich ihn fast an. "Was meinst du?", sah er ehrlich irritiert zu mir herunter. "Warum hast du mich mit diesem Ekel alleine gelassen? Du bist das Letzte! Du kannst froh sein, dass nicht mehr passiert ist", kullerten mir die Tränen die Wangen herunter. "Scheiße Elena, was ist denn passiert?", nahm er mich in den Arm und streichelte über mein Haar. "Tue nicht so unschuldig. Du wusstest doch genau, was er mit mir vorhat", heulte ich sein Anzug voll. "Scheiße, hat er dich angefasst?", nahm er meinen Kopf in seine Hände und sah mich einfühlsam an. Ich nickte nur und sofort schloss er mich wieder in seine Arme. "Nein, das wollte ich nicht. Herr Welser geht immerzu mit ein paar Anwälten essen und bisher ist sowas nicht vorgefallen. Sonst hätte ich das doch nicht vorgeschlagen. Er war von deiner Arbeit beeindruckt, da dachte ich, es wäre eine gute Idee. Scheiße, das wollte ich nicht. Warst du schon bei der Polizei? Das geht nicht. Wir werden sofort alle geschäftlichen Kontakte mit ihm abbrechen. Was ein Arschloch. Niemand vergreift sich an dir, scheiße, es tut mir so leid", hauchte er mir nun einen Kuss auf den Scheitel und hielt mich fest an seine Brust gedrückt. So gut es tat gestern mit Anna und meinen Eltern zu sprechen, so schrecklich war es mit Paul darüber zu sprechen. Nachdem ich mich langsam beruhigt hatte, sprachen wir noch etwas darüber und Paul konnte mich doch davon überzeugen die Polizei zu verständigen, zu der er mich sofort brachte. Auch sonst kümmerte er sich rührend um mich, nahm mir etwas Arbeit ab und ließ mich früher nach Hause, was mir nur recht war. Zwar hatte ich den Tag über somit nicht wirklich viel gearbeitet, aber die Aufregung und diese Gefühlsachterbahn hatten mich total ausgelaugt. Erschöpft kam ich wieder heim und ließ mich aufs Sofa fallen. "Kaputt?", fragte Samu besorgt. "Etwas", lächelte ich gequält und erzählte von meinem Tag. "Wird die Polizei was tun?" - "Mal sehen, hier steht eben Aussage gegen Aussage, aber naja, was soll ich tun", zuckte ich mit den Schultern. "Abwarten", strich er über meinen Arm, ging in die Küche und begann die Sachen von gestern Abend aufzuwärmen, bevor wir uns an den Tisch setzten. "Das dachte ich mir schon", kam er um den Tisch herum und sah mich kritisch an, als ich wieder nur im Essen herumstocherte. "Ich kann nichts essen, mir wird schlecht", hob ich meine Schultern an, da ich schon nach dem ersten Bissen merkte, dass es mir beinahe wieder hochkam. Er zog einen Stuhl neben mich, nahm mir die Gabel aus der Hand, füllte diese und hielt sie mir vor den Mund, "Ein Gäbelchen für Samu." Sofort prustete ich los und küsste ihn. "Du sollst mich nicht küssen, sondern was essen, davon wirst du nämlich nicht satt", zog er lachend eine Augenbraue hoch. Zaghaft öffnete ich meinen Mund und aß die Portion. "Geht doch", streichelte er über meine Wange und hielt mit die nächste gefüllte Gabel entgegen, "Ein Gäbelchen für Mama." - "Du bist so ein Spinner", schüttelte ich lachend den Kopf und aß auch die zweite Portion, doch schon jetzt rumorte es wieder in meinem Magen. "Mehr schaff ich nicht", hob ich die Hände hoch. "Eine Gabel noch, bitte", sah er mich flehend an. "Mir ist schon schlecht." - "Komm schon ein letzter Happen für Hapa", lachte er, was mich sofort anstecke und ich ihn küssen musste. Wieso war er nur so goldig? "Ok", gab ich mich geschlagen und aß auf. Mit unendlicher Willenskraft behielt ich das eben aufgenommene in mir und war Samu mehr als nur dankbar, dass er mich so bemutterte. "Das war zwar nicht viel aber ein Anfang", begann er den Tisch abzuräumen. "Ich gehe schon ins Bett, ich bin sagenhaft müde", streichelte ich über seinen Arm, gab ihm ein Kuss auf die Wange und legte mich sogleich in bequemen Klamotten ins Bett.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ