Kapitel 73 - Samu

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Ich war ein wirklicher Volldepp. Meine Zweifel verstand ich selbst ja kaum und dann musste ich natürlich Elena aufs neue damit konfrontieren. Was sie von mir denken musste, konnte ich nur erahnen und es war sicherlich nichts Gutes. Dadurch, dass sie doch einige Jahre jünger als ich war, machte ich mir schon Sorgen, ob sie es mit mir Ernst meinte, auch wenn alles an ihr mir sagte, dass sie mich von ganzem Herzen wollte. Sie war nicht an einer schnellen Nummer interessiert, auch wenn sie sich jetzt doch ziemlich rasch auf mich eingelassen hatte. Ihr ging es nicht um den Sex, doch irgendwie wollte mein Hirn das nicht so schnell begreifen. Ich konnte mir einfach nicht wirklich vorstellen, in ihrem Alter so zu sein, wie sie eben war. Sie hatte ihr Leben im Griff, war so selbstsicher und eben erwachsen. Mit 27 war ich noch wie ein albernes Kind. Und dann war da das mit Vivi. Ich hatte wirklich unheimlich Angst von Elena verletzt zu werden. Sie und Vivi waren ja etwa im selben Alter, aber unterschiedlicher hätten die beiden doch gar nicht sein können, was mir Elena auch immer wieder bewies. Mit ihr wollte ich was richtig ernstes, mit allem Drum und Dran, weil ich es mir in diesem Moment auch einfach nicht mit jemand anderem als ihr vorstellen konnte. Und auch das machte mir Angst, da Vivi diesem Thema mehr als abschätzig gegenüberstand. Mit 27 dachte man ja auch nicht an Familie oder ähnliches. Klar war das mit Elena und mir noch sehr frisch, doch auch solche Dinge und Gedanken gehörten meiner Meinung nach zu einer Beziehung dazu. Dieses Fernbeziehungs-Thema machte mir natürlich auch zu schaffen, sie nicht jedes Mal, wenn ich zuhause war zu sehen, machte mich schon bei dem Gedanken daran wahnsinnig. Wir hatten verschiedene Lebensmittelpunkte und irgendwie mussten wir das unter einen Hut bekommen, was mir noch etwas schwer fiel. Dennoch waren diese Zweifel völliger Unsinn und ich bereute es schon als ich sie ausgesprochen hatte, dass ich das getan hatte. Kein Wunder also, dass Elena die Lust auf mehr vergangen war und sie nur noch ins Bett zum Schlafen wollte. Ich musste das Thema unbedingt noch mit Riku besprechen, er wüsste bestimmt, ob ich Elena vielleicht doch nochmal darauf ansprechen sollte und mich wirklich erklären sollte. Nachdem ich mir noch Ewigkeiten den Kopf darüber zerbrach, was ich tun sollte, sah ich an mir herunter, wie Elena auf meiner Brust lag und ihre Hand unter meinem T-Shirt vergraben hatte, wo sie mich leicht streichelte. Sofort wurde ich wieder ganz ruhig, schloss meine Augen und schlief unter ihren Berührungen tief ein.

"Scheiße Samu, wir müssen aufstehen! Wir haben total verschlafen!", riss mich Elenas gehetzte Stimme aus dem Schlaf. "Los, raus aus dem Bett. Wir haben schon acht! Ich muss los und du auch!", rüttelte sie mich ungeduldig, bis ich die Augen öffnete und sah, wie sie schon unruhig durchs Schlafzimmer wuselte. Schon Acht? Shit, wir wollten doch um neun losfahren. Nun packte auch mich die Unruhe, ich rannte ins Bad, warf mir etwas Wasser ins Gesicht und zog mich rasch an. "Soll ich dir noch schnell ein Müsli machen?", fragte ich Elena, als ich mir noch einen Kaffee kochte. "Das wäre super lieb, danke", rief sie aus dem Bad. Nachdem ich den Kaffee geleert hatte, kam sie in die Küche und sah mal wieder wahnsinnig scharf aus, in ihrem engen Kostüm. "Bitte sehr und jetzt mal durchatmen", reichte ich ihr ein Einmachglas, in welches ich ihr das Müsli gefüllt hatte und zog sie eng an mich. "Danke, du bist ein Schatz", stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste mich liebevoll. "Ich muss jetzt aber echt los, tut mir leid, dass das heute Morgen so hektisch war. Ich sag dir Bescheid, wegen Wien. Und ruf mich an, wenn ihr in Nürnberg angekommen seid. Hab dich lieb", küsste sie mich erneut und lief aus der Wohnung, ohne, dass ich überhaupt so schnell auf das antworten konnte, was sie gerade sagte. Dieses 'Hab dich lieb' brachte mich allerdings wieder zum Grinsen. Ich schaute auf die Uhr, stellte die Tasse in die Spülmaschine und rannte aus der Wohnung. Gerade noch rechtzeitig kam ich am Hotel an, schnappte mir meinen Koffer und stand pünktlich um neun im Foyer. "Das war knapp Haber", zog Mikko kritisch eine Augenbraue hoch. "Verzeihen sie der Herr", verbeugte ich mich vor ihm, was er nur kopfschüttelnd abtat und nach draußen ging. "Verschlafen?", fragte mich Raul schelmisch. "Etwas", lächelte ich unschuldig. "Du alter Casanova", schlug er mir leicht auf die Schulter und stieg zu mir in den Wagen. "Die Kleine ist aber auch süß und wenn ich das so sagen darf, verdammt heiß", zwinkerte er mir zu. "Danke Raul, das weiß ich", lachten wir nun beide. Schneller als gedacht waren wir auch schon in Nürnberg und machten uns sofort auf in die Halle, wo praktisch schon alles startklar war. Ich freut mich richtig auf das Publikum und diesen Abend, hoffte aber gleichzeitig, dass ich Elena morgen in Wien wiedersehen würde. Nachdem ich sie angerufen hatte, dass ich angekommen war begann der Soundcheck. Alles lief wie am Schnürchen. Wieder dieses Gefühl auf der Bühne zu stehen, diesen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und ihnen einen wunderbaren Abend zu bescheren machte mich unsagbar glücklich. Nach dem gelungenen Konzert gingen wir noch etwas Trinken, als ich mein Handy hervorkramte und die gute Laune sofort wie verflogen war.

E: ~ Hey, ich habe mit Paul gesprochen und kann am Freitag leider nicht frei nehmen. Für Samstag und den halben Sonntag lohnt es sich nicht wirklich nach Wien zu fliegen. Es tut mir leid, aber wir werden uns schon bald wiedersehen, versprochen. Hab dich lieb 😘 ~

Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Sie hatte natürlich keine Schuld daran, aber immer stand ihr Job zwischen uns, was mich mehr als nur ein wenig nervte. "Was ist?", fragte mich Riku kritisch. "Ach nichts", gab ich genervt zurück. "Kann sie nicht kommen?", fragte er mitfühlend. "Nein, sie muss arbeiten, wie immer", wurde ich etwas sauer. "Aber dafür kann sie doch gar nichts. Mach ihr keine Vorwürfe, das wäre doch nicht fair. Sie hat sich doch bis jetzt auch nicht beschwert, dass du auf Tour bist oder?" - "Nein hat sie nicht, ach das ist doch alles scheiße, ich will sie doch einfach nur immer bei mir haben", fuhr ich durch mein Haar. "Samu so ist es eben, wenn man tourt und die Freundin mal einen richtigen Job hat, damit muss man eben klarkommen. Jetzt blas mal nicht so Trübsal und feier etwas. Das Konzert war Klasse", versuchte er mich aufzubauen.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now