Kapitel 37 - Samu

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Alles was hätte schief laufen können, lief gerade schief. Ich war wirklich glücklich, Nessa wieder als Freundin gefunden zu haben, aber natürlich hatte ich nichts Besseres zu tun, als mit ihr zu schlafen und alles zu zerstören. Ich Vollidiot! Und Elena hatte ich wohl auch einfach zu sehr bedrängt und ihre klaren Worte einmal zu viel ignoriert. Sie mochte mich vielleicht, aber wahrscheinlich nur als Freund, so wie sie sich verhielt konnte ich keine wirklichen Schlüsse daraus ziehen. Es war ein riesiges Gefühlschaos. Die Woche war eine einzige Qual, als ich mich zu den Proben mit den Jungs schleppen musste. Es machte ja Spaß, vor allem weil wir schon bald wieder auf Tour gehen würden, aber trotzdem, war ich immerzu in mich gekehrt und spulte eben mein Programm ab. Mit Riku konnte ich nicht reden, obwohl es wohl besser gewesen wäre, aber er schien selbst etwas in sich gekehrt zu sein, weswegen ich ihn nicht noch mit meinen Problemen belasten wollte.

Ich hatte eine Chance, eine einzige und diese musste ich irgendwie nutzen. Ich hatte eine Einladung zu einer Veranstaltung während der Berlinale und diese wollte ich auf jeden Fall wahrnehmen. In Berlin, in Elenas Nähe, fühlte ich mich, trotz ihrer Abweisungen, gerade mehr als nur wohl und mochte es dort zu sein. Auf der anderen Seite fühlte ich mich ziemlich mies, dass ich mit Nessa geschlafen hatte. Elena und ich waren zwar kein Paar, waren auch wohl noch ziemlich weit davon entfernt eines zu sein, aber es fühlte sich trotzdem so an, als hätte ich sie hintergangen. Im Moment war ich leider viel ohne meine Jungs unterwegs, doch irgendwie musste ich gerade meine eigene Person etwas mehr promoten, was auch völlig in Ordnung war. Zum Glück tourten wir bald wieder und ich hatte sie wieder um mich, da sie mir immer mehr Halt geben konnten. Zwar wusste ich noch nicht genau, ob Elena meine Einladung auch annehmen würde, aber ich hoffte es. Sie hatte mir nicht geschrieben, was mich so unruhig machte, aber ich wollte ihr nicht deswegen schreiben, die Einladung musste irgendwie genügen, sonst hätte ich mich ja total zum Affen gemacht. Unwirsch stand ich vor meinem Kleiderschrank und versuchte das perfekte Outfit zu finden. Eigentlich hatte ich damit nie Probleme, auch weil es nur ein verdammter Anzug war, aber es musste passen. Schließlich war ich schon wahnsinnig spät und verpasste beinahe meinen Flug. "Sag mal was hat da denn so lange gedauert?", fragte Mikko, der mich wie immer begleitete. "Sorry, hab die Zeit vergessen", gab ich schnell zurück und steckte mir im Flieger sofort die Kopfhörer rein. Bald schon warf ich mich im Hotel ins Bett und versuchte zu schlafen, woran allerdings nicht wirklich zu denken war. Am nächsten Morgen wachte ich müder, als ich ins Bett gegangen war, auf und duschte erstmal ausgiebig. Selten fühlte ich mich so rastlos, doch der Gedanke daran, dass sie nicht kommen würde, oder auch dass sie kommt, nach dem sie mich so hat abblitzen lassen, brachte mich beinahe um. Egal was passierte, ich wusste gar nicht wirklich, wie ich ihr hätte gegenübertreten sollen.

Am Abend schmiss ich mich in Schale und war mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Hoffentlich würde es ihr auch gefallen. Nachdem ich es über den roten Teppich geschafft hatte, wartete ich im Vorraum, wo viele Tische aufgestellt waren und Sekt ausgeschenkt wurde, unterhielt mich mit verschiedenen Leuten und schaute ständig ob ich ihre wallenden, blonden Haare irgendwo entdeckte, doch was für ein Idiot war ich eigentlich. Hätte sie sich dazu entschieden zu kommen, hätte sie mir doch sicherlich Bescheid gegeben. Entnervt strich ich mir durch die Haare. "Alles in Ordnung?", fragte Mikko, der zu mir trat. "Ja, alles bestens", gab ich rasch zurück. "Aha", zog er eine Augenbraue hoch. "Etwas mehr Begeisterung, zumindest nach außen. Ich weiß, dass es nicht dein Lieblingsevent ist, aber hey, eine Film umsonst, ist doch ok", klopfte er mir auf die Schulter und verschwand wieder. Es war ja nicht, dass mir diese Veranstaltung nicht gefiel, es war schon sehr interessant, aber warum hatte ich Elena nicht einfach nochmal geschrieben oder sie angerufen ob sie kommt? Ich vollkommener Depp. Es dauerte noch, bis der Film beginnen würde, doch ich hatte mich schon damit abgefunden, dass sie nicht kommen würde, warum auch? Warum sollte sie mit mir einen weiteren Abend verbringen? Sie war noch so jung und hatte sicherlich besseres zu tun, als mit jemandem wie mir Zeit zu verschwenden. Warum machte ich mir überhaupt noch Hoffnungen? Wenn sie was von mir wollte, dann wäre schon längst was zwischen uns passiert. Ich trank einen großen Schluck Sekt, stützte meinen Kopf in meine Hände und atmete genervt aus, bevor ich wieder nach oben sah.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now