Kapitel 143 - Elena

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Samu hatte sich nochmal mit dieser Nessa getroffen und erzählte mir, dass sie das wohl wirklich nur freundschaftlich zwischen ihnen sah. Ich freute mich für ihn, war vielleicht ein wenig skeptisch, aber ich vertraute da Samu ganz und gar.

Karfreitag verbrachte ich mit meiner Mutter und meinem Bruder. Wir gingen wandern, bis wir am Nachmittag müde und erschöpft über das Essen herfielen, was meine Mutter vorbereitet hatte. Während der Wanderung sprachen wir hauptsächlich über Belanglosigkeiten, wobei meine Mutter bezüglich Samu nicht wirklich locker lassen wollte. Doch viel erzählte ich ihr nicht. Als es zu dämmern begann ging ich raus in die Weinberge, die in nur einiger Entfernung zu unseren Haus entfernt waren. Gerade wenn ich zuhause war, verirrten sich tausende Gedanken aus meiner Vergangenheit, meiner Gegenwart und auch Vorstellungen über meine Zukunft in meinen Kopf, weswegen ich gerne die Stille und die frische Luft genoss. In der Nähe eines Wingert ließ ich mich auf einen Stein nieder. Es war schon immer einer meiner Lieblingsorte, man konnte den Sonnenuntergang sehen, der die hügelige Landschaft in ein angenehmes rot, gelb tauchte. Gerade wünschte ich mir nichts sehnlicher als mit Samu hier zu sitzen und gleichzeitig genoss ich es alleine zu sein. Die letzten Wochen hatten so einiges in meinem Leben verändert, vieles war schrecklich. Dinge, die ich niemals wieder erleben wollen würde, doch dann war da Samu. Er hatte alles auf den Kopf gestellt. Ich war unsterblich in ihn verliebt und wahnsinnig glücklich, wodurch alles andere einfach nur zweitrangig war. "Hey", hörte ich eine mir nur zu sehr bekannte Stimme, weswegen ich sogleich zu Seite sah. "Marc ... was ... was machst du denn hier?", sprang ich auf und knetete angespannt meine Finger. Nach unserer Trennung hatten wir einmal telefoniert und uns sonst nicht mehr gesehen. Das erste Mal seit ich ihn verlassen hatte sah ich ihm wieder in seine Augen, die zwar freundlich waren, doch gleichzeitig unendlich leidvoll aussahen. "Vermutlich das gleiche wie du. Ruhe suchen. Darf ich?", deutete er auf die freie Stelle auf dem Stein, auf welchem ich zuvor saß. "Ehm ... Ja natürlich", setzte ich mich auch wieder und sah auf die untergehende Sonne. Eine Weile schwiegen wir uns nur an, wobei ich immerzu seine Blicke auf mir spürte. Wenn wir zuhause waren verbrachten wir öfter Zeit hier oben, doch ich hatte niemals mit ihm hier gerechnet, da ich ihn meistens fast zwingen musste hier her zu kommen. "Wie ... wie geht es dir?", fragte er ganz leise. "Gut, mir geht es gut. Dir?", zog ich meine Knie an und sah zu ihm herüber. "Auch gut", antwortete er schnell. Er konnte mir nichts vormachen, dafür kannte ich ihn zu gut, ihm ging es nicht gut und zwar wegen mir, das konnte ich sehen. "Wie ist Berlin?", sah er zögerlich zu mir herüber. "Marc ... du willst das doch gar nicht wissen oder?", presste ich meine Lippen zusammen. Zaghaft schüttelte er den Kopf, "Nein, ich ... Elena ich vermisse dich. Ich hab so viel falsch gemacht und dich dadurch verloren. Meine Karriere war mir zu wichtig und ich hab dich vernachlässigt, dir nicht genug gegeben. Ich habe zu spät gemerkt, was wirklich zählt und wie ich mich wirklich dir gegenüber verhielt. Du hast so viel mehr verdient, als das, was ich dir gegeben habe und ich kann auch verstehen, dass du dir eben jemanden gesucht hast, der ... der dir das alles geben kann. Jemanden, der dich glücklich macht und dir beisteht, aber ... ach verdammt, ich kann dir das auch alles geben. Ich ... Elena ich liebe dich, über alles und ich kann nicht damit aufhören. Du warst und bist meine große Liebe, die Frau, mit der ich meine Geheimnisse teilte, der ich mein Herz ausschüttete, mit der ich mein Leben verbringen wollte, alt werden wollte, ich wollte und will dir all das geben, was du brauchst und verdienst", redete er auf mich ein, während er sich vor mich stellte und meine Hände in seinen hielt. Alles was er sagte kam von Herzen, das sah ich ihm an und es tat weh ihn so zu sehen, seine Verzweiflung zu sehen. "Bitte, wollen ... also können wir es nicht nochmal versuchen? Du und ich? Wir gehören doch zusammen, schon immer. Bitte Elena, ich werde alles dafür tun, dass du auch bei mir glücklich bist, dass ich dir zur Seite stehen kann. Ich liebe dich so sehr, die ... die ganze Zeit, seit du weg bist will ich nur dich wieder und habe mich nie getraut auf dich zu zugehen, doch ich kann dich nicht an diesen anderen verlieren", kniete er sich nun vor mich und sofort fühlte ich mich an diesen Morgen erinnert, als er mir den Antrag machte. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt und ich lauschte seinen Worten aufmerksam, doch was genau war das gerade? Natürlich war meine Entscheidung nicht das, was Marc wollte, doch damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Er wollte mich zurück und mir all das geben, was ich von ihm nie bekommen hatte - Rückhalt und Unterstützung. Doch was war da noch? Er hielt meine Hände in seinen, sah mich so unendlich liebevoll an, doch was ich dabei fühlte musste ich erst mal sortieren. Aber es waren keine Gefühle, kein Kribbeln, kein aufgeregtes Herzklopfen. Ich liebte diesen Mann, der gerade vor mir kniete mal, doch jetzt ... nein, da war nichts mehr. Dann aber, fiel mir auf, was er da gerade sagte: 'Ich kann dich nicht an diesen anderen verlieren.' Woher wusste er das denn? Sofort befreite ich mich aus seinem Griff und stand auf. "'Dieser andere'?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Bitte Elena, ich kann dir alles bieten, was du dir nur wünscht, mehr als er dir geben kann. Bitte", kam er erneut auf mich zu. "Woher ... also woher willst du denn wissen, dass ich jemand anderen hab?", sah ich ihn immer noch kritisch an. "Ehm ... also ... Jannis hatte nur so was erwähnt", stotterte er. "Sag mal wollt ihr mich hier eigentlich alle verarschen. Bist du deswegen hier? Weil Jannis es dir gesagt hat?", motzte ich ihn an, wobei er nur nickte. "Ihr seid doch echt das letzte. Marc ich liebe dich nicht mehr und wenn dir unsere Beziehung so wichtig gewesen wäre, dann hättest du verdammt nochmal früher auf die Idee kommen müssen, auch mal meinen Bedürfnissen nachzugehen. Du hattest zehn Jahre Zeit! Ja ich habe mich neu verliebt und er ist das Beste, was mir passiert ist. Ich war noch nie so glücklich. Noch nie! Mach mir das nicht kaputt. Ich will nicht mehr mit dir zusammen sein, das ist vorbei, endgültig! Du hattest genug Chancen in den zehn Jahren und du hast keine einzige genutzt um mir zu zeigen, wie viel ich dir bedeute und wie glücklich du mich angeblich machen kannst. Unsere Beziehung war vielleicht am Anfang toll und schön, aber dann ... dann war es alles selbstverständlich und ich hab dir oft gesagt, was ich gerne hätte, was unserer Beziehung gut getan hätte, doch du hast es einfach ignoriert und so weiter gemacht wie immer, weil es ja funktioniert hat. Es ging bei unserer Trennung nicht darum, dass ich unbedingt nach Berlin wollte, unbedingt diesen Job wollte. Marc, ich wollte endlich mal frei sein um zu erfahren wie es ist auch mal sein eigenes Leben zu leben und nicht das eines anderen - deines. Es war natürlich nicht alles schlecht, das sage ich nicht, aber mir hat so viel gefehlt bei uns und ... Samu gibt mir das alles", kam es wie ein Wasserfall aus mir. Zu Beginn, als ich nach Berlin ging, dachte ich noch viel an Marc und ob es nicht doch die falsche Entscheidung war ihn zu verlassen, doch je mehr Zeit ich hatte über alles nachzudenken, bemerkte ich, dass so viel in unserer Beziehung nicht mehr stimmte, dass es sowieso nur eine Frage der Zeit war, bis wir uns voneinander trennten. "Ja vielleicht war nicht alles perfekt, aber das ist es nie bei einer richtigen Beziehung. Du hast mir auch nicht immer das gegeben was ich wollte, aber ich habe mich nie beschwert." - "Ach ja was denn?", unterbrach ich ihn. "Na ... ehm ... also ... eben sexuell" - "Unser Sex dein Ernst? Nur weil ich nicht ständig über oder unter dir lag? Du weißt ganz genau warum! Das ist doch wohl ein großer Witz. Hier geht es doch um was ganz anderes. Nicht um Sex! Ich habe immer alles für dich getan, denk bitte mal darüber nach und wenn dir doch noch was ähnliches einfällt, was nichts mit deinen niederen Gelüsten zu tun hat, können wir vielleicht nochmal miteinander sprechen", schüttelte ich den Kopf, ging den Weg zurück nach Hause und ließ ihn an Ort und Stelle stehen.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now