Kapitel 59 - Samu

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Als mir Mikko sagte, dass Elena am Telefon war, konnte ich nicht mit ihr reden. Ich wusste nicht, ob ich mich hätte zügeln können. Ja das war total kindisch und albern, aber zuerst musste ich darüber nachdenken, wie ich es ansprechen würde und ob ich es überhaupt ansprechen sollte. Elena verstand wahrscheinlich im Moment gar nicht, warum ich so distanziert war, vor allem nicht nach dem Abend und dem Morgen, aber ich hatte plötzlich diese Angst von ihr verletzt zu werden. Ein weiteres Mal würde ich das sicher nicht durchstehen, nach Vivi war ich schon ein emotionales Wrack und mit Elena war es, trotz der unheimlich kurzen Zeit, die wir uns kannten, viel intensiver. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass sie einen Freund hatte, das war ja auch total unsinnig von mir, doch in meiner Brust machte sich bei dem Gedanken verletzt zu werden eine unendliche Beklommenheit breit. Mikko erzählte mir, was Elena ihm erzählt hatte, doch so wirklich hörte ich ihm gar nicht zu. Schließlich verabschiedete ich mich von ihm und fuhr geradewegs zu Riku. Ich brauche jetzt erst einmal einen guten Freund zum reden und Riku war bisher der Einzige, dem ich von Elena erzählt hatte. "Hatte da etwa jemand Sehnsucht?", fragte er und bat mich sofort lachend rein. "Riku, ich weiß gerade nicht wie ich anfangen soll", stürmte ich an ihm vorbei und fläzte mich auf sein Sofa. "Komm doch rein", lachte er und setzte sich zu mir. "Frau Anwältin?", zog er eine Augenbraue hoch. Ich nickte nur. "Ja auf, ein paar mehr Informationen, Gedanken lesen kann ich nur bedingt", richtete er sich auf und sah mich gebannt an. Ich holte einmal kurz Luft und erzählte von allem zu dem ich bisher keine Zeit gefunden hatte und dann diesem unfassbaren Wochenende. Als ich nochmal alles revuepassieren ließ durchzog wieder dieses wohlige, drückende Gefühl meinen Brustkorb. "Aber das hört sich doch gut an, du ... du bist ja echt total hin und weg von dieser Frau. Die muss ja was ganz Besonderes sein", grinste er verträumt. "Ja das ist sie, sie ist der Wahnsinn. Wirklich, ich kann das gar nicht beschreiben, aber dieses Bild, das verfolgt mich einfach, was soll ich denn machen. Ich will nicht wieder verletzt werden", raufte ich mir die Haare. "Hattest du denn das Gefühl, dass sie nicht ehrlich mit dir ist?", zog Riku eine Augenbraue hoch. "Nein, überhaupt nicht. Sie hat mir unheimlich viel schon jetzt anvertraut. Aber was wenn ..." - "Nichts 'Aber was wenn', du musst ihr vertrauen. So wie du von ihr erzählst hat sie dein Vertrauen auch mehr als verdient. Sprich sie nur darauf an, wenn es die Situation bietet, ansonsten glaube ich, machst du alles kaputt. Wenn sie dir so viel bedeutet, dann musst du das jetzt wohl wegstecken", unterbrach er mich sofort und redete auf mich ein. "Ja, du hast vermutlich recht, trotzdem ... Warum hat sie ein Bild mit diesem Kerl an der Wand hängen? Selbst wenn es ihr Ex ist, ich hab doch auch nicht von meinen Exfreundinnen Fotos in meiner Wohnung." - "Wie gesagt, wenn sich die Situation ergibt frag sie, aber fall nicht mit der Tür ins Haus. Ich kann dir die Frage nicht beantworten, aber es gibt bestimmt eine passable Antwort", zuckte er mit den Schultern. "Du siehst ja echt nur das Gute in ihr, obwohl du sie nicht mal kennst", lachte ich und schlug ihm leicht auf die Schulter. "Naja, wer meinem besten Kumpel so den Kopf verdrehen kann und ihn sogar für Bücher begeistern kann oder Papierkram, dann muss sie ja was besonders sein. Das muss man doch festhalten. Sie macht dich doch auch glücklich, also was will ich mehr. Du hast es dir verdient", grinste er schräg. In genau solchen Momenten war ich unendlich dankbar Riku als Freud zu haben. Er wusste irgendwie immer besser, was man machen sollte, obwohl es bei ihm selbst eher mäßig klappte in Sachen Liebe. "Shit", griff ich mir an den Kopf. "Was?", fragte Riku erschrocken. "Ich hab Elena versprochen zu schreiben, wenn ich angekommen bin." - "Die ist ja wirklich süß, dass sie sich so Gedanken macht. Dann ruf sie doch jetzt an", meinte er. Sofort kramte ich mein Handy raus und wählte ihre Nummer. Es klingelte komplett durch. Wollte sie mich nicht sprechen, oder hatte sie mal wieder ihr Handy nicht bei sich? "Versuch es doch einfach später nochmal. Vielleicht ist sie auch noch auf der Arbeit", beruhigte mich Riku, der meinen angespannten Gesichtsausdruck bemerkt hatte. Nachdem wir noch etwas beieinander gesessen und miteinander geredet hatten fuhr ich Heim, packte meinen Koffer aus und rief ein weiteres Mal bei Elena an. Besetzt! Eine halbe Stunde später versuchte ich es erneut. Wieder besetzt. Das war doch praktisch unmöglich, mit wem konnte man denn so lange telefonieren?

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt