Kapitel 139 - Samu

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Wie ein kleines Kind wippte ich mit meinen Füßen hin und her, als ich vor Vivis Tür auf sie wartete. "Los, sonst sind wir zu spät", hielt ich ihr die Tür auf und drängte sie förmlich ins Auto. "Wir müssen sowieso warten, bleib mal ruhig", sagte sie etwas genervt. Am liebsten wäre ich gerast, als wäre es ein Notfall, doch ich hielt mich artig an die Verkehrsregeln, da dem kleinen Etwas in Vivis Bauch auf keinen Fall etwas passieren durfte. Bei ihrem Frauenarzt, setzten wir uns in eine Ecke des Wartezimmers, welches brechend voll war, mit jungen Mädchen, hochschwangeren Frauen und kleinen Kindern, die in einer Ecke spielten. Gerne hätte ich mich dazugesetzt und mit den Kleinen gespielt, doch schon jetzt wurde ich von einigen der Damen interessiert angesehen. Offensichtlich war ich einer der wenigen Männer, die zu solchen Terminen mitkamen, doch das schien nicht der einzige Grund, warum wir so angegafft wurden. Immer wieder hörte ich unsere Namen, als sich die Damen miteinander flüsternder Weise unterhielten. "Das gibt Tratsch", wisperte mir Vivi zu. "Ja vermutlich, hoffentlich wird da nicht wieder so ein Schwachsinn abgedruckt", schüttelte ich den Kopf. "Naja mal abwarten. Offiziell sind wir ja nicht getrennt", zuckte sie mit den Schultern. Sie hatte recht. Das Interview, welches ich nicht gegeben hatte, hatte ich ja widerrufen und somit waren Vivi und ich noch ein Paar. Zumindest für die Öffentlichkeit. Womöglich sollte ich dazu wirklich mal ein Statement abgeben, nicht, dass irgendwann Elena als die Böse dasteht. "Frau Raudsepp bitte", wurden wir aufgerufen und gingen an den durchlöchernden Blicken der Frauen vorbei. "Und sie sind der Ehemann?", fragte die Ärztin. "Nein, aber der Vater des Kindes", lächelte ich freundlich. "Sehr schön, dass sie gekommen sind, dann fangen wir mal an und vielleicht wissen wir heute schon genaueres wegen des Geschlechtes, also wenn sie das gerne wissen würden", bat sie Vivi auf eine Liege und machte alles für den Ultraschall bereit. Interessiert und etwas aufgeregt guckte ich genau zu, wie das durchsichtige Gel auf Vivis Bauch verteilt wurde, der immer noch sehr flach war, wobei ich mich fragte, wie da nur ein stattlicher Haber reinpassen sollte, und wie sie dann mit dem Gerät vorsichtig über die Haut glitt. "Ach schauen sie mal, das Herzchen schlägt schon ganz kräftig", deutete sie auf einen kleinen dunklen Punkt der sich stetig, pochend bewegte. "Hier ist der Kopf und der Rücken, der kleine Po und die Beinchen und Füßchen und hier haben wir die Hände", fuhr sie auf dem Bildschirm die schwarz-weißen Konturen ab. Fasziniert und perplex sah ich mir mein Kind an. Mein Fleisch und Blut. Ich war nur noch sprachlos. "Bitte sehr, ich habe es zweimal ausgedruckt", hielt die Ärztin zwei Bilder in der Hand, wovon ich das eine an mich nahm und immer noch vollkommen überwältigt anstarrte. "Wollen sie beide wissen, was es wird?", fragte sie nun erwartungsvoll. Mit einem fragenden und leicht flehenden Blick sah ich zu Vivi, die lächelnd nickte. "Es wird ein kleiner Junge", grinste sie mich an. "Yes, ein Mini-Samu", machte ich eine Siegerpose, wobei beide Frauen lachen mussten. Das musste ich Elena erzählen. Ich war so überwältigt von alle dem und freute mich so richtig auf den kleinen Fratz, der da in einigen Monaten das Licht der Welt erblicken würde. Es war kein Wunschkind ja, aber diese Erfahrung war neu und aufregend, weswegen ich mich trotzdem freute. Nach dem Termin brachte ich Vivi wieder nach Hause, wo ich noch einen Kaffee trank und wir etwas miteinander redeten. "Hast du schon eine Idee für einen Namen?", fragte ich Vivi. "Nein, du?", lächelte sie mich an. "Nicht wirklich. Es gibt viele schöne Namen. Vielleicht können wir uns wann anders mal darüber unterhalten. Ich muss langsam heim", stand ich schon zum Gehen auf. "Wartet deine Elena?", fragte sie vorsichtig. "Nein leider nicht, aber ich muss das hier alles mal verarbeiten", lief ich Richtung Tür. "Ich würde sie gerne mal kennen lernen", öffnete mir Vivi die Tür. "Wen? Elena oder was?", fragte ich irritiert. "Ja. Ich meine ohne sie hätten wir uns wahrscheinlich erst vor dem Kreissaal wieder unterhalten. Und ... naja wenn der Kleine dann auf der Welt ist, würde ich schon gerne wissen wer die Frau an deiner Seite ist", lächelte sie. "Ok, ja ... mal sehen, sie hat nicht so viel Zeit, aber das lässt sich einrichten", entgegnete ich. "Dann bis bald", strich sie mir über den Arm. "Bis bald und ...", ich hockte mich vor sie und streichelte über ihren Bauch, "werde ganz groß und stark und gesund, aber nicht zu groß, damit deine Mama nicht vorneüberfällt." Sofort lachte Vivi etwas, "Du Spinner, wir sehen uns." Mit einem breiten Grinsen fuhr ich nach Hause und schmiss mir Sportsachen an um eine Runde zu laufen und den Kopf frei zu bekommen.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now