Kapitel 112 - Elena

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Samu strahlte wie ein kleiner Junge, wobei er mit seinem Pornobalken über der Oberlippe ganz schön bescheuert aussah, aber die Jungs wollten unbedingt, dass er so auftauchte. Eine Mottoparty war wirklich etwas witziges. Während Samu einen nach dem Anderen in den Arm schloss und seine Glückwünsche entgegennahm sah ich ihm weiterhin zu, was mich wirklich sagenhaft glücklich machte. "Gut gemacht Frau Anwältin", legte plötzlich Riku seinen Arm um mich. "Klar, auf mich ist Verlass", zwinkerte ich ihm zu. "Ist wieder alles gut bei euch?", fragte er besorgt. "Ja, wir ... also ich werde für ihn da sein, das wird schwer für Samu und ich glaube gemeinsam können wir uns einfach besser Halt geben, den wir im Moment wirklich brauchen. Beide!" - "Samu hat wirklich wahnsinniges Glück mit dir. Das ist gut, dass du zu ihm hältst, aber hat er dir ... also das mit dem ... ehm", stotterte er. "Das mit dem Morgen?", fragte ich. Er sah schamvoll zur Seite. "Ja das hat er mir erzählt und ehm ... ja ich hab ihm verziehen, aber ..." - "Es tut weh?", legte er seine Hand auf meine Schulter. Ich nickte nur und ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. "Ich glaube Samu, er ist nicht der Typ jemanden zu betrügen, wirklich und schon gar nicht mit Vivi. Er hat dich wirklich sehr ins Herz geschlossen und ich hab ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr so glücklich erlebt wie mit dir, also sei ihm nicht zu lange böse", lächelte er versöhnlich und schloss mich ein weiteres Mal fest in die Arme. In Rikus Armen fühlte ich mich gerade wirklich gut aufgehoben, er fand erneut die passenden Worte für mich und ich war echt froh, dass er das gerade für mich, für Samu, tat. "Danke Riku", löste ich mich von ihm und ging kurz raus, etwas frische Luft schnappen und um aus dem Trubel herauszukommen, da schon munter gefeiert wurde und Samu immer noch damit beschäftigt war sich von sämtlichen Leuten beglückwünschen zu lassen. "Hi, du musst Elena sein", stellte sich eine hübsche blonde Frau neben mich, die ich irgendwo schonmal gesehen hatte. "Ja, und du?", lächelte ich freundlich. "Sanna, Samus Schwester", reichte sie mir ihre Hand. "Schön dich kennen zu lernen", sagte ich rasch und wurde etwas aufgeregt, das erste Familienmitglied kennen gelernt zu haben. "Samu hat mir leider noch nicht viel von dir erzählt, manchmal ist er ein ziemlicher Geheimniskrämer", lachte sie. "Ach ist er das", kicherte ich. Sie war mir sofort sympathisch und vor allem sehr offenherzig. "Naja, er scheint dich sehr zu mögen und ist auch endlich wieder der alte, alberne Hapa", streichelte sie mir über die Schulter. Wir unterhielten uns noch etwas, auch über ihre beiden Töchter und wie toll Samu mit ihnen umging und was für ein begnadeter Vater er doch wäre, wobei es mir etwas unangenehm war, da sie offensichtlich noch nichts von Samus zukünftigem Vaterglück wusste und ich eigentlich nicht mit Samus Schwester, nach dieser kurzen Zeit schon über die Zukunftsplanung von Samu und mir reden wollte. "Ach, Santtu, da bist du ja auch endlich", winkte sie völlig aus dem Kontext einen jungen Mann, etwa in meinem Alter, welcher einen absolut bescheuerten Anzug anhatte und krause braune Haare hatte, die er auch etwas merkwürdig gestylt hatte, zu uns herüber. Irgendwie sah er ganz goldig aus. "Santtu, das ist Elena, Samus Freundin", stellte sie uns vor. "Hi, schön dich kennen zu lernen. Ich bin der kleine Bruder", zuckte er mit den Schulter und reichte mir die Hand. "Dann ist die Familie ja schon fast komplett", fuhr ich mir lachend durch die Haare. "Ja das Drama ist fast komplett", zwinkerte mir Santtu zu und wir begannen zusammen zu lachen. "Ich hoffe ihr lacht nicht über mich", tönte Samus tiefe Stimme von hinten, während er mit einem breiten Grinsen zu uns stieß. "Niemals großer Bruder", sagten die beiden wie im Chor, wobei ich erneut etwas schmunzeln musste. "Die haben hoffentlich nicht irgendwie peinliche Geschichten rausgehauen", trat Samu neben mich, zog mich an sich und gab mir einen flüchtigen Kuss. "Noch nicht, das kommt noch", zwinkerte Sanna ihm zu. "Halt dich bloß zurück", mahnte Samu sie, was sie mit einem Lächeln abtat und wieder nach drinnen verschwand. "Dann kennst du die beiden jetzt wohl schon. Ich hoffe, das war ok für dich", flüsterte mir Samu ins Ohr. "Ja, sie sind ja wirklich sehr nett. Ist es denn ok für dich?" - "Aber klar, ich stell dich auch später noch allen anderen vor", gab er mir einen erneuten Kuss auf die Wange. "Kommst du mit rein?", fragte er anschließend. "Gleich, geh schonmal vor", küsste ich ihn, woraufhin er rein ging. Ich musste nochmal kurz durchatmen, bevor ich mich in dieses Getümmel werfen wollte. "Ziemlich viele Leute was?", stellte sich plötzlich Santtu neben mich. "Das kannst du laut sagen." - "Das mit dir und meinem Bruder ist noch ziemlich neu was?", lächelte er mir zu. "Ja, knapp ein Monat", zuckte ich mit den Schultern. "So schnell hab ich noch nie eine Freundin von ihm kennen gelernt, du scheinst ihm ja viel zu bedeuten, er ist da normal sehr zurückhaltend, hat vielleicht auch etwas Angst verletzt zu werden, wenn er so schnell jemanden in die Familie bringt." - "Ja, das kann man ihm ja auch nicht verübeln oder?" - "Nein ganz und gar nicht. Samu ist ein guter Kerl, hat sich zumindest in den letzten Jahren echt zu einem entwickelt", lächelte er verlegen. "Was meinst du denn damit", sah ich ihn kritisch an, da ich nicht verstand, was er mir damit sagen wollte, beziehungsweise, warum er mir sowas erzählte. "Ach nicht so wichtig", versuchte er abzuwinken. "Das hast du eindeutig von deinem Bruder, aber so leicht wimmelt man mich nicht ab", sah ich ihn weiterhin eindringlich an. "Naja ... ach ... da komm

ich jetzt nicht mehr raus was", lachte er. Ich schüttelte den Kopf und sah ihn weiterhin an. "Früher, da naja Samu war eine ganze Zeit lang ein richtiger Arsch. Ich meine das sage ich nicht, weil ich neidisch oder so auf ihn war, sondern weil er sich von Zeit zu Zeit einfach absolut unterirdisch gegenüber jedermann aufgeführt hat. Vor allem wenn er nach einer Tour nach Hause kam. Entweder war er total am Boden, trank viel, zündete sich eine Kippe nach der anderen an, nahm auch viele Tabletten und ja, er vögelte sich durch halb Helsinki oder er war ein überhebliches Arschloch, ließ seinen Erfolg raushängen und scherte sich einen Scheiß um die Anderen. Früher war das alles schlimmer und es wurde besser, er kam dann schneller wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und benahm sich auch uns gegenüber, seiner Familie wieder wie ein normaler Mensch, aber ... ach ich weiß nicht warum ich dir das erzähle. Ich möchte Samu nicht schlecht reden, auf gar keinen Fall, ich freue mich, wenn er glücklich ist, aber viele wissen nicht auf was sie sich bei ihm einlassen. Samu ist keine einfache Persönlichkeit, er steht gerne im Rampenlicht, das tat er schon immer und er liebt den Erfolg, den Ruhm, das ganze eben, manchmal vergisst er darüber das auf was es wirklich ankommt. Auf Familie, Freunde, die Liebe er hat dadurch viel zerstört, was er niemals zugeben würde. Und ich denke, er hat dir das noch nie erzählt. Du scheinst eine tolle Frau zu sein, du gibst ihm Halt, erdest ihn irgendwie, so wie im Moment hab ich ihn noch nie erlebt. Ich finde dich sehr sympathisch und naja, ich möchte nur, dass du das alles weißt und nicht plötzlich wie vor den Kopf gestoßen da stehst", biss er sich auf die Lippen und sah mich schüchtern an. Gerade wusste ich nicht wirklich, was ich dazu sagen sollte. Mir war klar, dass jemand, der ein solches 'Starleben' führte, nicht absolut unanstrengend wäre, aber mit einer solchen Offenheit seines Bruders hatte ich nicht gerechnet. Nach der jetzigen Tour war Samu, wie immer eben, vielleicht war das mit uns auch noch zu frisch, als dass er sich komisch aufführen würde, aber eigentlich konnte ich mir das nicht vorstellen. Um ehrlich zu sein wollte ich es nicht glauben, solange Samu mir das nicht erzählte oder er sich so verhielt konnte ich das einfach nicht glauben. "Tut mir leid Elena, ich wollte dir jetzt nicht alles kaputt machen oder so ..." - "Nein schon gut Santtu. Danke, dass du mir das gesagt hast, aber ich glaube ich würde gerne die kleinen oder großen Macken von Samu selbst herausfinden. Ok?", legte ich meine Hand auf seinen Oberarm. "Ok, sorry nochmal", lächelte er mir zu. "Wie gesagt alles gut", erwiderte ich sein Lächeln und ging ins Gebäude.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now