Kapitel 60 - Elena

594 19 0
                                    

Beinahe ununterbrochen lugte ich auf mein Handy, bis ich schließlich einen längeren Gerichtstermin hatte. Danach brauchte ich erstmal frische Luft und lief die ganze Strecke bis zu meiner Wohnung durch die kühle März Luft. Zuhause angekommen sah ich auf mein Handy. Ein verpasster Anruf von Samu. Sollte ich zurückrufen? Nein, wenn er was wollte, sollte er sich nach diesem Theater heute Mittag melden. Sofort rief ich Anna an und musste ihr vom vergangenen Wochenende erzählen, was selbst für mich noch absolut surreal schien. "Einen wunderschönen guten Abend die Dame", meldete sie sich schrill. "Hey", sagte ich nur schnell. "Was gibt es neues an der Haber-Front?", fragte sie direkt. Ich wusste gar nicht genau, wo ich anfangen sollte. "Ehm ... also es gibt gerade ziemlich viel zu erzählen. Ich fang mal am Anfang an", begann ich meine Erzählung. Die vergangenen Tage waren ein einziges Auf und Ab. Zuerst diese wahnsinnige Bahnfahrt und der wunderbare Morgen danach, dann meine heulende Mutter, die mir erzählte, dass sich meine Eltern getrennt hatten, dann diese Nachrichten mit Samu, aber daraufhin diese Situation mit Paul, doch schließlich unser Kuss, diese Berührungen, all diese intensiven Momente mit Samu und zu guter Letzt seine unglaublich merkwürdige Reaktion. Die gesamte Zeit hörte Anna mir gebannt zu. Stück für Stück sprachen wir die Sachen durch und ich spürte wieder, was für eine tolle Freundin Anna doch war und was für ein unverschämtes Glück ich mit ihr hatte. Sie stand mir ohne Wenn und Aber bei und war bereits Drauf und Dran in den nächste Flieger nach Berlin zu steigen um mich wegen meiner Eltern zu trösten. Es fiel mir wahnsinnig schwer darüber zu reden, immer wieder musste ich unterbrechen, um nicht völlig in Tränen auszubrechen. Als ich mich schließlich etwas beruhigt hatte und mir Anna viel Mut zugesprochen hatte fing ich mit dem Samu-Thema an. Je mehr ich ihr von Samu erzählte, desto mehr spürte ich mein Herz hart gegen meine Brust schlagen. Anna war völlig aus dem Häuschen "Oh ... mein ... Gott ... Elli, ihr habt euch geküsst, weiter ... das ist ja spannender als jede Soap. Wie küsst er denn? Bestimmt richtig gut oder?" Ich musste unwillkürlich über ihren Übereifer lachen, "Ja er küsst wahnsinnig gut. Und generell dieser Abend, wie er mir zugehört hat, wegen meiner Eltern, wie er das mit Paul verstanden hat, er ist wirklich einmalig. Ich kann gar nicht sagen wie glücklich ich gerade bin, trotzdem ganzen anderen Kram. Aber ..." - "Nein! Keine Abers hör auf damit!", beschwerte sich Anna lautstark. "Anna, er war heute so komisch. Hat mir nicht geschrieben und als ich mit seinem Manager gesprochen hab war er 'unpässlich'. Ich meine will er mich verarschen? Vorhin hat er ein einziges Mal angerufen. Ich blicke einfach nicht mehr durch. Heute Morgen wollte er mich kaum gehen lassen und jetzt bin ich ihm lästig oder was?", redete ich mich ganz in Rage. "Jetzt warte es doch erstmal ab. Zieh nicht immer so voreilige Schlüsse. Vielleicht gibt es eine ganz einfache Erklärung. Immer locker durch die Hose atmen Süße, vielleicht ruft er nochmal an. Und dann platzt dir bitte nicht direkt der Kragen. Lass ihn sich erstmal erklären. Ok?", redete sie ruhig auf mich ein. Ich war wirklich komplett unbeholfen. Zwar hatte ich eine ewig lange Beziehung hinter mir, aber mit diesem ganzen 'Flirten - Erster Kuss - Anfang einer Beziehung - und so weiter', wusste ich schlicht nicht mit umzugehen. Nachdem wir noch eine ganze Weile telefoniert hatten, legten wir auf, doch sofort rief ich sie wieder zurück. "Lange nicht mehr voneinander gehört", lachte sie ins Telefon. "Samu hat mehrmals schon angerufen. Soll ich zurückrufen?", fragte ich unsicher. "Ja auf jeden Fall, los sofort! Wenn ein Mann so oft anruft, dann hat das was zu heißen", meinte sie aufgeregt und legte direkt wieder auf. Unsicher schaute ich auf das Display meines Handys und betrachtete mir die entgangenen Anrufe von Samu. Ich nahm all meinen Mut zusammen und rief ihn an. Warum ich so aufgeregt war, weiß ich nicht, vielleicht weil ich etwas Angst vor seiner Reaktion hatte, oder weil vielleicht wirklich etwas war.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora