Kapitel 91 - Elena

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Wir stehen das gemeinsam durch! Womit hatte ich Samu eigentlich verdient? Zärtlich streichelte ich über seine Wange und bewegte mich zu ihm nach vorne. Er hielt einfach still und ließ mich machen. Als ich seinen Atem auf meinen Lippen spürte, musste ich wieder an diesen Zigarettengeruch denken, doch Samus Atem war so schön warm und schmeckte überhaupt nicht nach Zigarette. Vorsichtig berührten sich unsere Lippen, erst ganz leicht und dann vollständig. Auch Samus zarte, weiche Lippen, erinnerten mich gar nicht an diese dünnen, spröden Lippen. Immer noch sehr zaghaft bewegten sich unsere Lippen aufeinander. Ich fuhr mit meiner Hand in seinen Nacken und durch sein Haar, das so schön weich war. Nun legte auch Samu seine Hand an meine Wange und streichelte mit seinem langen, rauen Daumen über diese. Mein Herz raste unheimlich, ich hatte solche Angst, bis es sich nach und nach beruhigte und ich diesen liebevollen, zärtlichen Kuss nur noch genießen konnte, Samus Nähe nur noch genoss. Gemächlich lösten wir uns voneinander. "Alles gut?", fragte Samu ruhig. "Ja", lächelte ich ihm zu. "Siehst du, das ist doch schonmal ein Anfang", nahm er mich grinsend in den Arm und streichelte über mein Haar. Wir gingen in die Küche und aßen etwas, wobei ich immer noch nicht sonderlichen Appetit hatte. Doch ich fühlte mich um Weiten besser. Nach dem Kuss sowieso. "Ehm ... also ich habe gestern Nacht nochmal mit Anna telefoniert. Willst du vielleicht deine Eltern oder sogar die Polizei verständigen?", fragte mich Samu angespannt. "Nein ich will das nicht. Das ist lieb gemeint, aber ich muss das für mich verarbeiten und was soll das bringen? Die Polizei macht bei einem wie diesem Typen sowieso nichts und meine Eltern würden sich nur unnötig viele Sorgen machen." - "Aber du kannst es ihnen doch nicht verschweigen." - "Das werde ich nicht, aber was ich jetzt brauche ist Alltag, glaub mir", streichelte ich über seinen Handrücken. "Du bist der Boss! Also wenn du willst bleibe ich die Woche noch bei dir. Ich muss erst am Freitag zurück sein", lächelte er. "Du musst nicht bleiben. Also ich hab natürlich nichts dagegen, aber ich werde sowieso arbeiten gehen", zuckte ich mit den Schultern. "Willst du nicht lieber noch ein paar Tage zuhause bleiben?" - "Nein, ich brauch Ablenkung. Und können wir jetzt vielleicht das Thema wechseln?", biss ich mir auf die Lippen. "Gut, aber übernimm dich nicht. Das braucht alles Zeit ok", zog er mich um den Tisch auf seinen Schoß und strich mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. "Ok, ich verspreche es dir", küsste ich seine Nasenspitze. "Wie wäre es denn mit frischer Luft?", fragte Samu, nachdem wir den Frühstückstisch abgeräumt hatten. Ich nickte, wir zogen uns dick an, da es draußen etwas aufgefrischt hatte und liefen durch die Straßen. Zu Beginn redeten wir nicht, sondern schmiegten uns nur eng aneinander, was auch wirklich gut tat, bis Samu diese Stille durchbrach, "Ich weiß, dass das vermutlich auch ein Scheiß-Thema ist und der Themawechsel nicht optimal ist, aber willst du mir jetzt vielleicht erzählen, was dein Vater da meinte?" Ihm war es sichtlich unangenehm das anzusprechen, aber er hatte ja recht, er hatte die Wahrheit mit Marc verdient. Klar war das gerade kein toller Zeitpunkt, aber es war erstens Ablenkung und zweitens musste ich Samu das Ganze dann oder wann sowieso erzählen. Ich hatte plötzlich wahnsinnige Angst davor es ihm zu erzählen. Was wenn er meine Entscheidung nicht verstand, mich für karrieregeil hielt oder was weiß ich. Ich hatte bisher noch nie mit meinem Freund über meinen Ex-Freund geredet, weil es ja auch nie einen vor Marc gab. Auch deshalb war ich ziemlich nervös. Wie fing man denn überhaupt mit sowas an? Man redete da ja nicht über eine 0815 Person, sondern von jemandem, den man mal liebte, der mal der Lebensmittelpunkt war, um den sich alles drehte. Wie sollte man sowas richtig jemandem erzählen, der einem jetzt alles bedeutete, ohne ihn zu verletzten. Wieso hatte ich mir nicht mal früher darüber Gedanken gemacht, wie ich das Thema anspreche, ich Vollidiot!

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now