Kapitel 149 - Samu

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So weit hatte ich gar nicht gedacht, bei der ganzen Sache und obwohl mir Elenas schroffer Ton nicht wirklich gefiel, war ich froh, dass sie das große Ganze im Blick hatte und mich zurechtwies. Nachdem wir aufgelegt hatten, machte ich mich langsam fertig und fuhr ins Studio. Unser Produzent wollte unbedingt meine neuen Songideen hören und auch den Jungs wollte ich die Songs zeigen. Den gesamten Tag verbrachten wir, äußerst produktiv im Studio, machten schon einige Aufnahmen und bastelten an meinen Ideen, sowie an gänzlich neuen Sachen, die uns gerade einfielen. Mittlerweile waren wir echt ein eingespieltes Team und wir ergänzten uns mit unseren Ideen. Am späten Nachmittag machten wir Schluss, ich packte noch mein Zeug zusammen und wollte gerade rausgehen, als mich Osmo aufhielt. "Du und Vivi bekommt ein Kind?", fragte er mich vorwurfsvoll. "Sag mal liest diesen Klatsch eigentlich jeder?" - "Offensichtlich. Und? Ist es wahr?", fragte er mich etwas aufgebrachter. "Ja ist es", zuckte ich mit den Schultern. "Und Elena? Ich ... naja ich dachte es wäre was ziemlich ernstes mit ihr." - "Ja ist es auch immer noch. Das ändert doch nichts", schüttelte ich meinen Kopf. "Das würde ich jetzt nicht so leicht nehmen. Ist ... ist es denn überhaupt deins?", sah er mich kritisch an. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Aber warum sollte mich Vivi diesbezüglich belügen, das wäre doch idiotisch. Wenn ein anderer der Vater wäre, hätte sie sich doch an ihn gewandt. "Ja ... also ... doch ja", stotterte ich doch leicht verunsichert. "Was jetzt? Du nimmst diese Vaterschaft aber nicht einfach so an oder?" - "Ehm ... keine Ahnung." - "Sag mal Samu schalt doch mal dein Kopf ein! Hat dir das noch niemand gesagt? Klar könnte es sein, dass du der Vater bist, aber wenn das Kind auf der Welt ist musst du einen Test machen lassen. Wie willst du dir sicher sein, dass Vivi nicht mit jemand anderem in der Kiste war?", redete er auf mich ein. "Aber wir waren da doch noch zusammen", zog ich meine Augenbrauen zusammen und legte meine Stirn in Falten. "Ja und ich trau ihr alles zu. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie dich betrogen hätte. Sorry, aber sie war mir schon immer suspekt. Mach den Test!", fixierte er mich mit seinen blauen Augen. "Ok, ja mach ich", hob ich ergeben meine Hände hoch, obwohl ich es gar nicht so wirklich meinte. Aus mir unerklärlichen Gründen vertraute ich Vivi in diesem Punkt auch wenn sie mich schon das ein oder andere Mal verletzt und betrogen hatte. Sie sagte die Wahrheit, da war ich mir sicher!

Draußen war es leicht dämmrig, windig und irgendwie ungemütlich, als ich mich zu meinem Auto aufmachte und heim fuhr. Etwas durchgefroren kochte ich mir einen Kaffee, setzte mich aufs Sofa und holte das kleine, schwarz-weiße Bild aus meiner Brieftasche. Würde Vivi mich wirklich verarschen? Wieso sollte sie das tun? Und sie hatte mich während unserer Beziehung auch nur einmal, ganz zu Beginn, betrogen. Ich verzieh ihr und danach war sie mir stets treu. Das merkte man ja auch sonst oder? Und als wir uns danach aussprachen hätte sie es mir doch sicher auch gesagt. Nein, Vivi wollte mich bei so einem Thema nicht übers Ohr hauen, das brachte ihr doch gar nichts. Unterhalt würde sie auch von einem anderen bekommen, sollte ich nicht der Vater sein und es ihr darauf ankommen. Sie war verantwortungsbewusster geworden, erwachsener irgendwie, dann würde sie dabei keine Spielchen spielen. Meine Mutter und Osmo waren hier ohne Grund so skeptisch. Müde und erschlagen ging ich ins Bett und verfiel in einen unruhigen Schlaf. Mein Hirn war gerade einfach nur überflutet. Sollte ich Vivi jetzt schon darauf ansprechen? Keine Ahnung, aber mit ihr reden musste ich, wegen des Artikels.

Verschlafen wachte ich am nächsten Tag auf, als schon Vormittags Vivi vor meiner Tür stand. "Hey", lächelte sie und nahm mich in den Arm, bevor sie reinkam. "Hi, wie geht's dem Krümel?", fragte ich und grinste sie freundlich an. "Gut soweit, denke ich. Er meldet sich zumindest nicht. Ich hab mir übrigens einen Namen überlegt. Was hältst du von Artuu?", fragte sie glücklich. Etwas überrumpelt sah ich sie schweigend an. "Ehm ... also wenn er dir nicht gefällt können wir was anderes überlegen", sagte sie unsicher. "Nein nein, der Name ist schön, wirklich aber ich wollte mit dir über diesen Artikel reden. Ich dachte die sind da sehr diskret. Wie konnte das denn passieren?", sah ich sie kritisch an. "Weiß nicht, wirklich nicht. Ich hab keine Ahnung, wie das so schnell an die Presse gehen konnte", sagte sie ehrlich verzweifelt. "Mhm ... naja jetzt ist zu spät, aber wir bleiben weiterhin ruhig deswegen. Keine Statements über nichts ok", fixierte ich sie mit meinen Augen. "Ja ich weiß. Wie immer, das ist doch nichts neues Samu", lächelte sie. Sie hatte das nun lange mitgemacht und wusste, wie ich alles handhabte. Eine Weile unterhielten wir uns noch miteinander, doch ich wollte sie noch nicht auf diesen Vaterschaftstest ansprechen. Das hatte ja noch genug Zeit, aber je mehr ich mit ihr erzählte, desto weniger konnte ich mir vorstellen, dass sie mir was vormachte.

Die restliche Woche hatte ich noch einige Termine und Studiozeiten, die glatt über die Bühne gingen. Außerdem traf ich mich ein weiteres Mal mit Nessa bei ihr. Sie hatte wieder gebacken und da konnte ich kaum nein sagen. Dieses Mal war ich mir noch sicherer, dass diese Freundschaft erneut so richtig aufblühen konnte. Denn wir verstanden uns einwandfrei. Jeden Abend schrieben oder telefonierten Elena und ich, wobei sie schon fast kläglich und winselnd klang. Schließlich wusste sie ja nichts davon, dass ich bereits Freitag schon bei ihr war, doch ich wollte sie überraschen, auch wenn sie mir etwas leid tat.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now