Kapitel 58 - Elena

615 19 0
                                    

Freudestrahlend, aber auch etwas wehmütig verließ ich meine Wohnung und machte mich auf den Weg ins Büro. Ich konnte noch gar nicht richtig realisieren, was da gestern Abend alles passierte. "Guten Morgen", sagte ich schon etwas zu überschwänglich, während mich Sylvia nur fragend ansah und mir ins Büro folgte. "So gute Laune heute Morgen?", lehnte sie sich an meinen Schreibtisch. "Ja, ist das jetzt verboten?" - "Nein ganz und gar nicht. Wie heißt der Glückliche?", zwinkerte sie mir zu. Ich lief etwas rot an, als mir erneut die Luft wegblieb. "Welcher Glückliche", tauchte Paul im Türrahmen meines Büros auf und verschränkte kritisch die Arme. "Ach nichts", zuckte Sylvia die Schultern, hob ihre Augenbrauen mehrmals verführerisch an und verlies mein Büro. "Elena, ich hoffe es ich nicht das, was ich gerade denke", kam Paul näher. "Nein, ich hab einfach einen guten Tag, Sylvia ist immer etwas überschwänglich", log ich ihn an, wobei er sich dennoch beruhigte. Nachdem ich endlich meine Ruhe hatte begann ich die vorgelegten Akten nach und nach durchzuarbeiten, bis mir gegen Mittag unwillkürlich ein Lächeln übers Gesicht huschte, als mir die neue, hellblaue Akte mit dem Namen 'Haber, Samu Aleksi' entgegenkam. Gespannt öffnete ich sie, was mir die gute Laune mehr als vermieste. Was waren das denn für Idioten? Ihnen war doch wohl bewusst, dass wir bei dieser Geschichte nur gewinnen konnten, oder hatte mir Samu vielleicht etwas verschwiegen, was ich mir aber eigentlich nicht vorstellen konnte. Das Vergleichsangebot war mehr als human und eine Klage war nun wirklich nicht das, was solche Zeitschriften liebten. Ich wählte die in der Akte vermerkten Nummer, doch es kam keine Antwort. Wahrscheinlich saß er noch im Flieger. Etwa eine Stunde später versuchte ich es erneut und landete bei einer mir flüchtig bekannten Stimme, "Mikko Saukkonen." Etwas perplex fand ich zunächst keine Worte. "Hallo?", sagte der Mann am anderen Ende der Leitung erneut. "Entschuldigung, Elena Andersen hier" - "Ach, schön mal wieder von ihnen zu hören", lachte er etwas. "Die Freude ist ganz meinerseits, wobei ich wegen nicht ganz so erfreulichen Nachrichten anrufe. Kann ich das mit ihnen besprechen oder möchte Herr Haber das lieber persönlich erledigen?", fragte ich etwas unsicher. "Samu, deine Anwältin ist dran. Willst du sie sprechen oder soll ich das machen?", hörte ich ihn leise fragen. "Ok", sagte er erneut. "Sie können das gerne mit mir besprechen, Herr Haber ist gerade unpässlich", sagte er freundlich. Bitte was? Unpässlich?! Das war jetzt ja wohl nicht sein Ernst. In mir begann es förmlich zu kochen. Heute Morgen war doch noch alles in Ordnung, was war denn bitte jetzt los? Schließlich begann ich Mikko Saukkonen alles genau zu erklären und erläuterte, wie wir am besten weiter verfahren sollten und bat ihn um einen erneuten Termin mit Samu, da ich nochmal genau wissen wollte, ob seine Geschichte auch 100 % stimmte. Vielleicht auch ein wenig, um ihn wieder zu sehen, aber vor allem weil der Fall wichtig war, darin war ich stets professionell. "Wäre auch ein Telefonat in Ordnung, wir sind gerade erst aus Berlin gekommen und Herr Haber hat noch andere Verpflichtungen", fragte er freundlich, und bei jedem Herr Haber wurde ich wütender. Was war ihm denn jetzt wichtig? Ich wurde nicht schlau aus ihm. "Ja natürlich wäre ein Telefonat ausreichend, fürs erste", gab ich bedacht darauf nicht gleich aus der Haut zu fahren zurück. Wir machten einen Termin für den nächsten Tag aus, bevor ich mehr als angepisst auflegte. Was war das denn bitte? Sofort schaute ich auf mein Handy, doch auch dort nichts, keine Nachricht, nichts. Wollte mich dieser Kerl denn eigentlich verarschen?

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 1)Where stories live. Discover now