♡119. Beweise

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Severus sah Lily an, doch sie zeigte weiterhin keine Reaktion.
„Zwei Tage nach Halloween hat er getobt. Sprach von Verrätern. In seiner Wut hat er sogar mehrere Todesser getötet. So habe ich ihn noch nie gesehen. Erst dann habe ich herausgefunden, dass er seit dem Schulabschluss Peter Pettigrew unter Druck setzte, damit er Informationen über euch weitergab. Pettigrew ging soweit, zu verraten wo sich euer Haus befindet. Und nun war Pettigrew verschwunden und euer Haus leer. Ich hatte gewusst, dass er weiterhin Jagd auf euch machen wollte und ihn angefleht, dein Leben und das deines Sohnes zu schützen, so wie ich es Potter versprochen habe. Hätte ich von Pettigrew gewusst, hätte ich Dumbledore umgehend kontaktiert. Aber der Dunkle Lord hat diese Information gehütet wie seinen Augapfel. Ich kann niemals wieder gutmachen, was ich getan habe, das ist mir bewusst. Aber ich kann helfen, diesen Krieg zu beenden." Er zog zwei Gegenstände aus seiner Umhangtasche und legte sie vor Lily auf den Tisch. „Kingsley hat mich zwar durchsucht und wollte mir alles abnehmen, aber Dumbledore hat ihm gesagt, er soll mir die Gegenstände wiedergeben." Lily starrte vor das kleine alte Tagebuch und den goldenen Trinkpokal vor ihr auf dem Tisch. Zum ersten Mal konnte sie nicht alle Regungen verbergen.

„Ich weiß nicht, warum sie so wichtig sind. Dumbledore hat mich gebeten nach verdächtigen Gegenständen Ausschau zu halten, aber nichts dazu gesagt und ich wollte auch nicht fragen. Das Tagebuch habe ich vor drei Tagen gefunden und als ich gerade mit Dumbledore Kontakt aufnehmen wollte, habe ich ein Gespräch zwischen dem Dunklen Lord und Bellatrix Lestrange gehört. Es ging um einen Gegenstand, den sie für ihn in ihrem Familienverlies verstecken sollte. Unauffällig habe ich mich dazugesellt und Voldemort angeboten, es in meinen Verlies unterzubringen und da die liebe Bella sich wohl etwas geziert hatte, wegen einem solch unwichtigen Gegenstand die beschwerliche Fahrt in den Gringotts-Wagen auf sich zu nehmen, hat er es mir anvertraut. Nun ja, ich habe angenommen, es könne für den Orden von Bedeutung sein. Zudem möchte ich dabei helfen, das Ministerium zurück in eure Hand zu bringen."

Lily schluckte. Dort lag sie, die Chance, dem schwärzesten Zauberer aller Zeiten, endlich ein Ende zu bereiten, in Form von zwei kleinen Gegenständen, die kaum unauffälliger hätten sein können. Ein alter goldener Kelch, seine Bedeutung ausschließlich am eingravierten Dachs verratend, und ein in braunes Leder gebundenes Buch. Ihr Blick wanderte vom Tisch hoch direkt in Severus' Gesicht. Seine Züge wirkten was schmerzhaft verzerrt und seine Augen glänzten feucht.
„Warum, Severus? Warum willst du uns helfen?" Sie brauchte eine Antwort, um ihm die Möglichkeit zu eröffnen, dass sie ihm vielleicht irgendwann verzeihen würde.
„Leihst du mir deinen Zauberstab?"
Erstaunt zog Lily die Augenbrauen nach oben. Einen Moment fragte sie sich, ob sie misstrauisch werden sollte, aber sie beschloss, dass Dumbledore sich nicht so sehr in einem Menschen täuschen konnte und händigte Severus ihren Zauberstab aus. Fliehen konnte er so und so nicht, auf dem Raum lag ein Apparierschutz und es waren jede Menge Schutzzauber ausgesprochen worden, die bestimmte Arten von Zauber verhinderten. Eine Magie, die nur möglich war, wenn weiße Zauberer und Hexen den Zauber sprachen.

Severus hob den Zauberstab. „Expecto patronum", murmelte er und aus seinem Zauberstab brach eine Gestalt heraus, die Lily hörbar nach Atem schnappen ließ. Es waren keine weiteren Fragen nötig. Niemand kannte wohl die Bedeutung von Patroni so gut wie sie selbst. Die beiden sich perfekten ergänzenden Patroni von James und ihr selbst, sie zeugten von einem Paar, das zusammen gehörte. Doch hier, vor ihren Augen, galoppierte eine Hirschkuh durch den Raum, die man jederzeit für ihren Patronus halten könnte. Wenn man den Zaubereibüchern glauben schenken durfte, die sie in den letzten Jahren dazu gelesen hatte, stand solch ein Patronus für unerfüllte, traurige und einseitige Liebe. Severus ließ den Stab sinken und reichte ihn Lily zurück.

Lily richtete ihren Blick fest auf ihn. Mitleid und ein Hauch der alten Freundschaft hatten von ihr Besitz ergriffen.
„Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dir jemals verzeihen kann, Severus. Und erst recht kann ich an dieser Stelle nicht für James sprechen. Aber ich werde es versuchen."
„Danke", sagte Severus voller Überzeugung, Hoffnung schwang in seiner Stimme mit und seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. „Das ist mehr, als ich jemals zu hoffen gewagt hatte."

Wenig später betrachteten Professor Dumbledore, James und Sirius ebenfalls aufgeregt die beiden verbleibenden Horkruxe. Lily hatte von allem berichtet, was Severus ihr gesagt hatte und zu ihrer eigenen Überraschung hatten weder James noch Sirius ihrer Entscheidung, Snape eine Chance zu geben, widersprochen. Zu groß war die Hoffnung, dass sie endlich den Krieg beenden konnten. Severus war mittlerweile zurückgekehrt, zurück in die Villa der Lestranges, wo heute noch eine Sitzung der Todesser stattfinden würde. Er würde sich melden.
„Gut, gut", murmelte Dumbledore, „nun wird es also Zeit, die Horkruxe zu vernichten." Er zog drei kleine Flaschen aus seinem Umhang und reichte sie ihnen. „Hier trinkt das."
„Äh, Albus, was ist das?", fragte James irritiert.
„Entschuldigung, James", sagte Albus zerstreut, „das ist Vielsafttrank. Ihr wollt doch sicherlich mit nach Hogwarts kommen, um bei der Vernichtung der Horkruxe dabei zu sein, oder? Die Haare gehören dem einen oder anderen Professor oder Mitarbeiter von Hogwarts. Ihr steht immer noch auf der Liste der meistgesuchten Zauberer und Hexen, so dass ihr euch auch in Hogwarts nicht einfach frei bewegen könnt."

Diese Erklärung klang einleuchtend und so tranken sie den Vielsafttrank mit einem großen Schluck leer, nachdem sie noch die Kleidung angezogen hatten, die Dumbledore ebenfalls dabei hatte. Sekunden später verwandelte sich Sirius in Professor Slughorn, James in Professor Kesselbrand und Lily in Professor McGonagall. Und nicht viel später standen sie in Hogsmeade. Es war ein komisches Gefühl, wieder hier zu sein. So lange hatten sie das Schloss nicht einmal aus der Nähe gesehen, dass es Lily jetzt fast unwirklich schien. Im Eilschritt machten sie sich auf den Weg hinauf. Überall an den Eingängen standen Wachposten. Lily wunderte sich einen Moment. Wer waren diese Personen? Und erst dann ging ihr ein Licht auf. Das hier waren Todesser. Die Schule und Albus wurden von Todessern überwacht. Und der Schulleiter hatte dies all die Monate verheimlicht. Sie starrten auf die vier Lehrer, die dort aus dem Dorf kamen, sagten aber kein Wort und ließen sie passieren. Sirius wollte etwas sagen, kaum, dass sie das Tor passiert hatten, doch Albus würgte ihn mit einer Geste ab und ging einfach weiter. Er ignorierte alles. Die Schüler, die ihnen hinterherstarrten oder mit "Sie" ansprachen und Mr. Flich, der scheinbar etwas ganz Dringendes von Dumbledore wollte. Atemlos kamen sie schließlich vor dem Raum der Wünsche an.

„Bitte, ich werde euch später alles erklären, aber nun müssen wir dies hier erst zu Ende bringen. Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte Albus und konzentrierte sich einen Moment. Sofort erschien eine Tür in der massiven Steinwand. Albus öffnete sie und bedeute ihnen, ihm zu folgen. Der Raum war nicht wirklich groß und fast vollständig mit alten Möbeln und Zeitungen gefüllt. Nichts erinnerte an den Raum der Wünsche, wie James, Lily und Sirius ihn sonst gesehen hatten.
„Gut, genug brennbares Material vorhanden." Er nickte zufrieden. „Legt die Horkruxe einfach dort hinten auf den alten Tisch und dann kommt wieder hier zu mir." Sie taten wie geheißen. „Wenn ich den Zauberspruch gesprochen habe, müssen wir hier raus. So schnell wie möglich. Also macht euch bereit."

James Potter und das Erbe GryffindorsOn viuen les histories. Descobreix ara