♡ 59. Die Hochzeit

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James traf eine Stunde vor der Trauung in Hogsmeade ein. Albus hatte den Apparierschutz, der Hogwarts umgab, aus Sicherheitsgründen nicht aufheben wollen und so trafen alle Gäste kurz vor der Schulgrenze ein und am Haupteingang standen einige Mitglieder des Ordens, die alle ankommenden Gäste auf magische Verkleidungen hin überprüften, bevor sie das Hogwarts-Gelände betreten durften.
Die Trauung würde am großen See stattfinden. An dem Ort, wo James Lily den Heiratsantrag gemacht hatte. Zwei lange Reihen aus weißen Stühlen waren dort aufgebaut worden. Den Mittelgang bildete ein mit Rosenblättern bestreuter dunkelroter Teppich. An den Stühlen flatterten im sanften Sommerwind rote und goldene Bänder. Dazwischen standen große Glasvasen mit langstieligen roten Rosen. Direkt am Ufer befanden sich zwei weitere Stühle und ein weißes Rednerpult. Unzählige festlich gekleidete Gäste tummelten sich bereits auf dem Schlossgelände. Es war perfekt. Genau so, wie Lily und er es sich vorgestellt hatten.
Kaum hatte er das Schlossgelände betreten, kam ihm schon sein Patenonkel entgegen. Er trug eine silberglänzende Robe und wirkte unglaublich fröhlich. Er reichte den Herren ein kleines Blumenbouquet zum Anstecken.
„Es ist alles fertig. Die Hauselfen haben sich wahrlich selbst übertroffen." Er warf einen Blick auf Remus. „Du solltest nun zu Lily apparieren. Sag ihr, dass in einer halben Stunde der Apparierschutz für mein Büro für eine Minute und fünf Personen aufgehoben wird. Sie sollte also pünktlich sein." Remus nickte und verschwand Richtung Hogsmeade. James machte sich mit den Übriggebliebenen auf, um die Gäste zu begrüßen.
Remus traf kurz darauf in Godrics Hollow ein. Sage öffnete ihm die Haustür und begrüßte ihn mit einem sanften Kuss.
„Sie zieht sich gerade um, du wirst einen Moment hier warten müssen." Mit diesen Worten ließ sie ihn in der Eingangshalle stehen. Remus warf einen Blick auf seine Uhr. Noch zwanzig Minuten. Zehn Minuten später fing er an, nervös zu werden: noch keine Lily in Sicht und bald würden sie apparieren müssen, damit Lily nicht den Weg von Hogsmeade hinauf zum Schloss laufen musste. War an James' Nervosität doch etwas dran gewesen? In diesem Moment ging die Tür auf und Lily betrat die Eingangshalle. Remus starrte seine beste Freundin an. Sie sah wunderschön aus, wie ein rothaariger Engel. Lily wirkte glücklich und ausgeglichen, ein Strahlen schien von ihr auszugehen. Sie wirkte, als hätte sie ihren Weg gefunden.
„Lily. Du siehst unglaublich aus." Remus hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Die rothaarige Hexe lächelte den Werwolf dankbar an.
„Danke, Remus. Du aber auch. Wie geht es James?" Remus lachte.
„Er ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch." Er warf einen erneuten Blick auf die Uhr.
„Bereit?", fragte er und reichte Lily seinen Arm. Auch die anderen nahmen sich bei den Händen und genau zur richtigen Sekunde apparierten sie nach Hogwarts.
Kaum dort angekommen, umarmte Willow Lily und machte sich dann direkt auf den Weg zum See.


Fünf Minuten später machten auch sie sich auf den Weg hinunter in die Schlosshalle, in diesem Kleid würde es einen Moment dauern, bis sie unten waren. Remus hielt sie fest am Arm, während sie die vielen Stufen nach unten gingen. Scheinbar wussten sogar die Treppen, dass es heute darauf ankam, denn keine einzige änderte ihren Weg. Lily atmete tief den Geruch des Schlosses ein. Gerade einmal einen Monat waren sie nun weg und sie vermisste das Schloss jetzt schon schmerzlich. Die Portraits riefen ihnen Worte des Glückwunsches, der Aufregung und der Bewunderung zu. Eine Hochzeit hatte es in Hogwarts wohl noch nie gegeben. In der Schlosshalle angekommen, reichte ihr Sage den Brautstrauß, der in Dumbledores Büro auf Lily gewartet hatte. Ein traumhaftes Gebilde aus roten Rosen. Wenig später ertönten die ersten Klänge des Musikstücks, das Lily sich für den Einzug gewünscht hatte, bis hinauf zum Eingang von Hogwarts. Ein Muggellied, aber es war schon das Einzugslied von Lilys Eltern gewesen und James war Lilys Wunsch nur zu gerne gefolgt. Es war Pachelbels Canon in D, gespielt von einem Orchester. (Fall ihr es hören möchtet: ) Lily war sich sicher, dass es magisch verstärkt war, sonst hätten sie es niemals bis hierhin hören können. Sage und Morgan setzten sich in Bewegung. Lily und Remus folgten ihnen mit entsprechendem Abstand.

Der See kam in Sichtweite und Lily konnte erkennen, wie sich die unglaublich vielen und festlich gekleideten Gäste erhoben, als die Brautjungfern über den Teppich schritten. Die Umhänge und Kleider leuchteten in allen Farben des Regenbogens. So sah es also aus, wenn Zauberer und Hexen feierten. Und dort am Ende des Teppichs stand er. James! Er wartete gemeinsam mit Sirius, Potentia und Albus und sah unglaublich nervös aus. Lily atmete noch einmal tief durch und trat gemeinsam mit Remus in den Sichtbereich der Gäste.

James hatte nur Augen für die wunderschöne Braut, die über den Teppich auf ihn zukam. Alles andere hatte er ausgeblendet. Seine Braut, seine Lily. Sie trug ein cremefarbenes Kleid aus Spitze und Seide. Oben war es eng geschnitten und unter der Brust ging der Rock in eine Art Schleppe aus bestickter Spitze über, die ein wenig wie ein Zauberumhang wirkte. Auf Lilys Kopf funkelte das Familiendiadem und hinter ihr konnte James Unmengen an Schleier sehen. Ein Raunen ging durch die Gäste, als sie die Braut erblickten. James selbst hatte das Gefühl, dass seine Knie gleich nachgeben würden. Sirius schien das zu spüren und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Endlich waren Lily und Remus so nah bei ihnen, dass er Lily in die Augen sehen konnte. Darin konnte er die gleichen Gefühle lesen, die er selbst empfand: Aufregung, Liebe und Rührung.

Lily und Remus erreichten das Rednerpult und Remus übergab Lilys Hand an James. Danach nahm er seinen Platz neben Sirius an James' Seite ein. Lily konnte spüren, wie James zitterte und schenkte ihm ein Lächeln. Nun trat Potentia nach vorne.
„Liebes Brautpaar, liebe Gäste, wir sind heute hier zusammengekommen, um zwei Personen, die bereits in Liebe vereint sind, auch vor dem Zaubereigesetz zu vereinen. Diese Trauung werden Albus Dumbledore, Großmeister des Zaubergamots und ich, Potentia Silverstein, Zaubereiministerin, Kraft der uns verliehenen Ämter vornehmen. Als Tante des Bräutigams ist es mir natürlich eine besondere Ehre und Freude, Lily und James zu trauen und ich bin dankbar, dass sie gerade uns dafür ausgewählt haben. Die beiden kennen sich schon sieben Jahre und ich bin mir sicher, einige der Anwesenden werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass diese sieben Jahre einige Zeit von Sturheit geprägt waren - und zwar auf beiden Seiten. Sechs Jahre war James stur und hat Lily immer wieder um eine Verabredung gebeten und Lily hat es mit der gleichen Sturheit immer wieder abgelehnt.
Doch irgendwann hat James verstanden, dass er nicht mit seinem Kopf durch jede Wand kommt und hat einen anderen Weg eingeschlagen. Dieser Weg scheint genau der richtige gewesen zu sein, denn Lily hat nachgegeben. Die beiden sind sich wohl ähnlicher, als sie jemals gedacht hatten. Ich hoffe sehr, dass sie aus genau dieser Geschichte - ihrer Geschichte - lernen, dass eine gute Beziehung heißt, auch nachzugeben und Kompromisse zu schließen. Denn hätte keiner der beiden zuerst nachgegeben, wären wir heute alle nicht hier. Aus der Sturheit ist Liebe entstanden. Eine Liebe, die ihresgleichen sucht. Lily und James sind füreinander geschaffen, das war mir klar, als ich sie zum ersten Mal zusammen gesehen habe."
Lily hatte den Worten von Potentia gerührt gelauscht, Tränen traten ihr in die Augen. James schien es ähnlich zu gehen, er drückte Lilys Hand, die er immer noch festhielt. Nun trat Albus an Potentias Stelle.
„Am 1. September 1971 haben zwei außergewöhnliche Schüler diese Schule betreten. Außergewöhnlich in vielerlei Hinsicht. Vom ersten Moment an konnte ich spüren, welches unglaubliche Talent in ihnen schlummert. So viel Magie ist bei Erstklässlern selten vorhanden. Aber was noch viel außergewöhnlicher war, ist die Verbindung, die zwischen den beiden vom ersten Tag an herrschte. Sie selbst haben dies wohl nicht wahrgenommen und wenn, nur unterbewusst. Sechs Jahre haben wir dabei zusehen dürfen, wie James Lily erst Streiche spielte und sie dann um Verabredungen bat und Lily immer wütender wurde. Doch im siebten Schuljahr kamen sie verändert zurück. James war erwachsen geworden, sie waren beide Schulsprecher und mussten zusammenarbeiten. Aus ihren jahrelangen Meinungsverschiedenenheiten wurde eine Freundschaft. Wenige Wochen nach Beginn des Schuljahres haben James und Lily in meinem Unterricht zusammengehörige Patroni heraufbeschworen. Spätestens in diesem Moment war mir klar, wie tief die Verbindung der beiden wirklich ist. Es dürfte der gleiche Tag gewesen sein, an dem Lily Evans erkannt hat, dass sie James Potter liebt. Heute - nicht einmal neuen Monate später - sind wir hier und werden diese tiefe Verbindung bezeugen."

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now