♡ 8. Traurige Wahrheit, aber du bist nie alleine

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Hinter ihnen erklang ein leises Räuspern und als sie sich umsahen, entdeckten sie eine lächelnde Sage, die vollkommen unbemerkt näher gekommen war. Ihr Blick war unverwandt auf James gerichtet.
„Remus hat vollkommen Recht, James. Was auch immer während der Sommerferien mit Dir passiert ist, dein neues Verhalten ändert auf jeden Fall alles. Geh es vorsichtig an, baue eine Freundschaft mit ihr auf, sei für sie da. Wenn du das beherzigst, stehen deine Chancen, sie für dich zu gewinnen, sehr, sehr gut. "
James starrte Sage ungläubig an.
„Warum sagst du mir das? Du bist ihre beste Freundin."
Sage nickte, ihr Gesichtsausdruck wurde plötzlich ernst.
„Ich sage es dir, gerade weil ich ihre beste Freundin bin. Lily kann im Moment jemanden an ihrer Seite brauchen, jemanden, der für sie da ist und sie schützt."
„An ihrer Seite brauchen? Was meinst du damit?" Sein Tonfall spiegelte deutlich seine Verwirrung wieder.
Sage reagierte erst nicht, sondern wandte sich in Richtung des Schlosses.
„Sie wird es dir sagen, wenn sie soweit ist, James", sagte sie. „Ich war im Übrigens schon immer der Meinung, dass ihr ganz wunderbar zusammenpasst. Aber verletze sie nicht, sonst bekommst du echte Schwierigkeiten." Sie verschwand im Schloss, ohne ihn noch einmal anzusehen.
James versuchte sich vorzustellen, wie die kleine Blondine ihn angreifen würde, konnte es sich aber nicht so recht vorstellen, aber es würde auch niemals dazu kommen, denn das Letzte, was er wollte, war Lily zu verletzen.

„Habt ihr irgendeine Idee, was sie gemeint haben könnte?", fragte James, nachdem Sage verschwunden war, doch weder Sirius noch Remus wussten einen Rat, also folgten sie Sage wenig später ins Innere des Schlosses und hinauf in den Gemeinschaftsraum. Mittlerweile waren die meisten Schüler vom Abendessen zurückgekehrt und der Gemeinschaftsraum war brechend voll. Morgan und Sage hatten sich auf die auf zwei der Sessel vor dem Kamin niedergelassen, Lily auf dem Sofa daneben. Peter selbst saß auf einem der weiteren Sessel und hatte seinen drei Freunden den letzten Sessel und den Rest des Sofas freigehalten. James zwinkerte Sirius und Remus zu und ließ sich neben Lily fallen, die auch überhaupt nicht protestierte. Sirius wählte den freien Platz auf dem Sofa und Remus den Sessel.

James schwang kurz den Zauberstab und das Stunden zuvor aufgehängte Pergament kam angeflogen.
„Nicht schlecht, es haben sich schon fünfzehn Leute zum Test-Training angemeldet. Wobei mir die meisten Namen ehrlicherweise nichts sagen." Er spürte wie Lily näher rückte und über seine Schulter einen Blick auf das Pergament warf. James konnte sich nicht erinnern, ihr jemals so nah gewesen zu sein. Ein leichter Duft nach Zitrusfrüchten drang in seine Nase. Als sie zu sprechen begann, streifte ihr Atem seinen Nacken und er bekam eine Gänsehaut.
„Laina Carmichael kenne ich. Sie ist in der fünften Klasse und auch Vertrauensschülerin. Du solltest sie also eigentlich auch kennen."
‚Oh je,' dachte James, gleich wieder ins Fettnäpfchen gesetzt.' Aber statt einer Schimpftriade darüber, wie unzuverlässig er war, lächelte Lily nur.
„Na ja, du hast sie gestern ja nur mal kurz im Zug und bei der Verteilung der Passwörter gesehen und da waren so viele Schüler. Ich hab einfach ein gutes Gedächtnis für Namen und Gesichter. Schau mal, die kleine Blonde dort hinten ist sie." Lily zeigte auf eine drahtige schlanke Blondine mit kurzen Haaren, die mit ihren Freundinnen lachend in einer Ecke des Gemeinschaftsraums saß. Sie hatte die perfekte Statur für eine Sucherin.
„Ich bin sehr gespannt darauf, wie sie fliegt", meinte James. Es fiel ihm unglaublich schwer, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, dafür war Lilys Körper seinem zu nahe. Die Nähe und ihr Duft machten ihn schier wahnsinnig und er musste sich zusammenreißen, um sie nicht einfach zu berühren.
„Die restlichen Schüler scheinen nicht da zu sein, aber ich kenne leider auch nicht alle", sagte Lily entschuldigend. James hatte nur ein Lächeln für sie, mehr brachte er nicht zustande. Dann wandte sie sich ihren Freundinnen zu und sofort vermisste er ihre Nähe. Wie gerne hätte er einfach den Arm um sie gelegt und sie an sich gezogen.

Lily wunderte sich indes immer mehr über ihr eigenes Verhalten. ‚Das ist James Potter', rief sie sich in Erinnerung. ‚Der Kerl, den du seit Jahren überhaupt nicht leiden kannst. Aber er hat so wunderschöne Augen. Mist, das hast du gerade nicht wirklich gedacht, oder?' Ein verzweifelter Blick zu ihren Freundinnen half ihr auch nicht dabei, auf andere Gedanken zu kommen, denn Morgan zwinkerte ihr zwar zu, unterhielt sich aber mit Sage weiter über ihren Sommerurlaub. James neben ihr fachsimpelte gerade mit Sirius über Quidditch und über etwas, das sich Nimbus nannte. Lily lauschte ihnen eine Weile. Sie wurde sich James' Nähe immer mehr bewusst, begann sie fast zu genießen und bevor sie eine Dummheit machen konnte, erhob sie sich und verließ mit einem kurzen „Gute Nacht" den Gemeinschaftsraum Richtung Schlafsaal. Sie hoffte, dass ihre verwirrenden Gedanken aufhören würden, wenn sie endlich mal wieder richtig geschlafen hatte. Falls sie jemals wieder richtig schlafen würde...

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now