♡ 26. Nur eine Muggelgeborene

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Lily stellte fest, dass James Eltern sehr freundliche und offene Menschen waren, die sich wirklich über ihre Anwesenheit zu freuen schienen.
Willow erzählte von ihrer Arbeit als ehrenamtliche Heilerin im St.-Mungos-Hospital. Sie hatte schon als junge Hexe ein besonderes Händchen für Zaubertränke gezeigt, war Mitglied in der Extraordinären Zunft der Trankmeister und braute für das St.-Mungos Heiltränke. Wie Lily und James war auch ihr Lehrer in Zaubertränke bereits Horace Slughorn gewesen.
„Ich habe gehört, dass du über eine absolute Begabung für Zaubertränke verfügst, Lily?" Lily wurde etwas rot.
„Absolute Begabung, ich weiß nicht. Es liegt mir einfach. Die Gerüche beim Brauen, wie der Trank seine Farbe verändert. Es ist einfach unglaublich, dass ausgerechnet jemand wie ich so etwas vollbringen kann."
Primus zog die Augenbrauen nach oben.
„Was meinst du mit ausgerechnet jemand wie du?"
„Ich meine damit, dass ich ja schließlich eine Muggelgeborene bin."

Willow und Primus sahen Lily vollkommen entsetzt an. Sie interpretierte dies sofort falsch.
„James hat Ihnen also nichts gesagt?" Ihre Stimmte zitterte. „Ich denke es ist besser ich gehe dann jetzt und packe meine Sachen." Sie wollte aufstehen, doch James war schneller und hielt sie fest.
„Lily, ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass du gehen sollst? Natürlich wissen wir, dass du eine Muggelgeborene bist. Allerdings weiß ich nicht, was für einen Unterschied das machen soll." Willow sah sie freundlich an. „Wir waren gerade nur entsetzt, weil es schade ist, dass wir in einer Zeit leben, wo es scheinbar schon so weit ist, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft von sich selbst denken, schlechter zu sein als andere." Sie legte eine Hand auf Lilys. „Obwohl wir wohl zu den ältesten Reinblutfamilien gehören, war dies für uns nie ein Thema. Noch nie in unserer Familie. Zumindest nicht in meiner. Bei Primus' Familie sieht das ein klein wenig anders aus, allerdings ist dies der Grund, warum seine Eltern sich vom Rest der Familie abgewandt haben, ähnlich wie Sirius. Primus Mutter war eine der ersten Blacks, die nicht in Slytherin sondern in Gryffindor waren." James Mutter nahm einen Schluck Feuerwhisky, den ihr Abby eingeschenkt hatte, bevor sie weitersprach.
„In diesem Haus wird kein Unterschied ob der Herkunft, Rasse oder irgendetwas Ähnlichem gemacht. Bei Merlin, wir bezahlen sogar unsere Hauselfen, geben ihnen Urlaub und gewähren ihnen zusammen zu leben. Frei sein wollten sie nicht. Was ich damit sagen will ist, dass wir uns freuen, dass du hier bist Lily." Lily musste mehrmals schlucken bevor sie sprechen konnte.
„Danke, Mrs. Potter. Das bedeutet mir sehr viel. Ich muss gestehen, ich hatte ein wenig Angst auf sie zu treffen, da ich mir nicht sicher war, wie sie zu dem Thema Muggelgeboren stehen. Auch wenn mir eigentlich alle versichert haben, dass sie beide mehr als tolerant sind."
„Dann hat Dir niemand etwas falsches erzählt, das ist schon einmal sehr gut. Aber ich heiße Willow, Liebes. Und bitte lass dieses sie weg. In Ordnung?" Lily nickte.

Kurz darauf beendeten sie das Abendessen und Willow und Primus zogen sich in den Wohnbereich zurück. Sirius wollte unbedingt eine Eule senden und James nutzte die Gelegenheit um Lily sein Zimmer zu zeigen. Es hatte wie ihr Zimmer ein eigenes Bad, ein Ankleidezimmer, allerdings verfügte es über einen separaten Wohnraum von dem sogar ein Balkon abging. Die Räume wirkten unglaublich gemütlich, waren aber ein typisches Jungenzimmer. James hatte die Wände seines Wohnraums mit Postern seiner Lieblingsquidditchmannschaft tapeziert, in der Ecke standen mehrere Besen und überall lagen verstreut Schul- und Quiddtichbücher. Lily musste grinsen.

„So ähnlich hatte ich mir dein Zimmer vorgestellt. Vermisst du es nicht fürchterlich, wenn du in Hogwarts bist?" James schüttelte den Kopf.
„Ich glaube, du schätzt mich immer noch etwas falsch ein. Komm, es wird Zeit, dass wir darüber sprechen, was dich belastet." Er zog Lily zu einem bequemen Sofa vor einem großen Kamin. Er holte seinen Zauberstab aus der Tasche seiner Jeans und entfachte mit einem Schlenker Feuer.
„Lily, ich glaube, du hast ein falsches Bild von mir und meiner Familie. Ja, meine Eltern sind reich, das lässt sich schwer verleugnen. Sicherlich bin ich auch privilegierter aufgewachsen als andere Kinder. Aber mit den Privilegien gehen auch Verpflichtungen einher. Meine Eltern sind sehr einflussreiche Zauberer. Dad ist Leiter der Aurorenabteilung und hat in seinen Aussendienstjahren mit großem Erfolg schwarze Magier gejagt. Heute bildet er die jungen Auroren aus. Regelmäßig wird er gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, Zaubereiminister zu werden, aber das lehnt er dankend ab. Mum hat vorhin ja bereits etwas von ihrer Arbeit berichtet. Sie macht dies ehrenamtlich, weil sie sagt, dass Reichtum auch verpflichtet. Dazu organisiert sie Spendenbälle um Gelder für St.-Mungos zu sammeln. Sie ist im Beirat von Hogwarts, Mitglied in der Zunft der Trankmeister. Wie viele Heiltränke sie bereits erfunden hat, will ich gar nicht wissen. Dazu sind meine Eltern beide Mitglied in der Internationalen Vereinigung der Zauberer. Ich erzähle dir das nicht, ob damit anzugeben wie toll meine Eltern sind, sondern ich erzähle es dir, damit du verstehst, was es für mich bedeutet. Wenn du in solch eine Familie geboren wirst ist Mittelmäßigkeit fast eine Schande. Mit begabten Eltern wie meinen muss ich zu den Besten gehören. Auch wenn Mum und Dad mir immer sagen, dass dies nicht so ist und sie stolz auf mich sind, egal was passiert, will ich sie nicht enttäuschen. Verstehst du, was ich meine? Egal, was ich erreiche, ich bin doch immer nur der Sohn von Willow und Primus Potter und mein Talent war mir bereits in die Wiege gelegt. Keine Leistung. Wenn ich allerdings nicht überragend bin, dann heißt es nur, dass der Sohn der Potters nicht ihr Talent geerbt hat."

Lily nickte, jetzt hatte sie verstanden, was Remus ihr bei dem letzten Gespräch hatte sagen wollen. James hatte von sich selbst ein vollkommen anderes Bild, als sie jemals angenommen hatte.
„Danke, dass du mir das erzählt hast. Ich glaube, ich weiß genau was du meinst." Sie rückte näher an ihn heran und kuschelte sich in seine Arme. „Aber eins ist vollkommen klar. Ich liebe dich, weil du James bist und wegen nichts anderem. Trotzdem muss ich unbedingt versuchen einiges von deiner Mutter über Tränke zu lernen. Meinst du, sie würde mir etwas Unterricht geben?" James lachte laut.
„Lily, wenn du willst, dass sie dich noch mehr in ihr Herz schließt als sie es schon getan hat, frag sie danach. Sie wird dich dafür lieben. Weder Dad noch ich teilen ihre Begeisterung dafür und sie ist deswegen immer etwas enttäuscht. Wie Sirius in Zaubertränke ist, weißt du ja. Mum dagegen interessiert sich nicht sonderlich für Verteidigung gegen die dunklen Künste und ist regelmäßig etwas traurig, dass sie niemanden zum Austausch hat, wie wir drei Männer es tun." Er strich ihr zärtlich über die Wange.
„Bleibst du heute nach bei mir?" Lily zögerte einen Moment.
„Aber deine Eltern?"
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie etwas dagegen haben. Ich will dich einfach nur in den Armen halten und morgen mit dir gemeinsam aufwachen."

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now