♡ 2. Überraschung

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Die nächsten Tage vergingen im Hause Potter recht entspannt, auch wenn drei halbwüchsige Teenager anwesend waren, denn Remus hatte sich entschlossen, mindestens zwei Wochen der Ferien im Hause der Potters zu verbringen. Sirius war bereits im letzten Jahr vollständig zu den Potters gezogen, nachdem er es zu Hause bei seinen kalten und vom Reinblüterwahn besessenen Eltern, die leider auch nach und nach seinen kleinen Bruder Regulus infizierten, nicht mehr ausgehalten hatte.
So oder so hatte er die meisten Ferien seit Beginn ihrer Freundschaft schon bei James' Familie verbracht. Allerdings hatte der Wahn seiner Eltern immer ernstere Züge angenommen. Wie Sirius aus dem letzten Gespräch mit seinem Bruder Regulus erfahren hatte, überlegten sie ernsthaft, wann der gerade erst Fünfzehnjährige den Todessern beitreten konnte, jenen Anhängern eines Schwarzen Zauberers namens Voldemort, der die Zaubererschaft von Muggeln – nicht-magischen Menschen - und muggelgeborenen Zauberern befreien wollte und dabei dem Zaubereiministerium immer mehr Kopfzerbrechen bereitete.
Sirius hatte sich bei den Potters sowieso immer wohler gefühlt als in seinem eigenen Elternhaus, gab es hier doch neben Wärme und Liebe, regelmäßigen Mahlzeiten auch Ärger, wenn man Mist gebaut hatte und natürlich Regeln. Aber niemand wurde verurteilt, weil er kein Reinblüter war. Alles, was er bei seinen Eltern so sehr vermisste hatte.
Bei einer dieser regelmäßigen Mahlzeiten, nämlich dem Frühstück, saßen sie gerade. Primus – James'Vater - hatte einen freien Tag und konnte dem Familienfrühstück beiwohnen. Willow hatte Unmengen an Pfannkuchen gebacken und die drei Jungs verspeisten diese in genau dem gleichen Maße. Primus, der wie eine ältere Version von James wirkte und die gleichen abstehenden Haare hatte, berichtete von seiner Arbeit in der Aurorenzentrale. Direkt nach seinem Schulabschluss war Primus in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hatte, wie viele Potters vor ihm, die Ausbildung zum Auror begonnen. Seit einigen Jahren war er nun Leiter der Aurorenzentrale und damit unterstand ihm eine der wichtigsten Abteilungen im Zaubereiministerium. Allerdings bereiteten den Auroren gerade die Todesser, mit ihren seit Jahren immer mehr werdenden Angriffen auf Halbblüter oder muggelgeborene Zauberer und Hexen, jede Menge Arbeit und Sorgen. Das Ministerium versuchte dem Ganzen Einhalt zu gebieten und bestrafte solche Angriffe hart, teilweise mit lebenslangen Strafen in Askaban, doch die Lage wurde immer schwieriger und Primus hatte alle Hände voll zu tun. Leider war es auch nicht einfach, neue Auroren zu rekrutieren. Auch wenn der Beruf hochangesehen war, so war er hart und gefährlich und nur wenige konnten den Anforderungen genügen.
Während Primus nun von seinem letzten Einsatz und der Festnahme von zwei vermeintlichen Todessern berichtete, schwebten mehrere Posteulen durch das Küchenfenster, welches immer offen stand, wenn sie zu Hause waren, damit die Eulen problemlos ihre Post ausliefern konnten. Eine Liefereule des Tagesprohpeten landete direkt vor Primus, der ihr vier bronzefarbene Knuts als Bezahlung in den Lederbeutel am Bein steckte. Die Eule breitete zufrieden ihre Flügel aus und entschwand durch das Fenster.
Drei weitere Eulen mit dicken Briefumschlägen in den Schnäbeln landeten jeweils vor den Jungen. Die Eule, die James seinen Umschlag überbrachte, war sein eigener Uhu Albus. Oh ja, als seine Eltern ihm Albus zum Schulbeginn in Hogwarts geschenkt hatten, hatte er es unglaublich witzig gefunden, diese nach dem Schulleiter zu benennen. Selbst heute musste er noch darüber grinsen. Er nahm Albus den Brief aus dem Schnabel und riss ihn auf, während sich auch seine Freunde über ihre eigenen Briefe hermachten. James wunderte sich noch kurz über die Dicke seines Briefes, als ein silbernes Abzeichen aus dem Umschlag fiel und leise klirrend auf dem Tisch landete. Sirius riss beim Anblick des Abzeichens die Augen auf, wohingegen James laut zu lachen begann. Willow, die gerade dabei war, das Geschirr so zu verzaubern, damit es sich selbst abwusch, drehte sich sofort um, als sie Remus' erstickten Laut vernahm.
„Was ist denn los mit euch? So schlimm können doch die Bücherlisten gar nicht sein?", fragte sie irritiert.
Primus hatte sich schon hinter dem Tagespropheten verschanzt und lugte nun hervor. James hielt das silberne Abzeichen hoch und begann, seinen Brief vorzulesen, immer wieder unterbrochen von seinem eigenen Lachen:
„Sehr geehrter Mr. Potter,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Sie zum Schulsprecher ernannt haben. Der Hogwarts-Express fährt wie immer am 1. September um 11 Uhr am Bahnhof King s Cross vom Gleis 9 ¾.
Bitte finden Sie sich pünktlich zur Abfahrt im Abteil der Vertrauensschüler ein, damit Sie gemeinsam mit Ihrer Schulsprecherpartnerin die Patrouillen durch den Zug absprechen können. Nach Ihrer Ankunft in Hogwarts kommen Sie bitte direkt in meinem Büro.
Hochachtungsvoll,
Prof. Minerva McGonagall (stellvertretende Schulleiterin)"
Willow erwachte als Erste aus der Starre, die alle erfasst hatte, als sie das Wort Schulsprecher vernommen hatten, und riss ihren Sohn in ihre Arme.
„Oh, James. Ich bin so stolz auf dich. Schulsprecher..... Das hätte ich nicht erwartet!"
James konnte sehen, dass seine Mutter sich ein paar Tränen verdrücken musste. Auch Primus hatte sich erhoben und klopfte seinem Sohn anerkennend auf die Schulter. Ein breites Grinsen, das dem seines Sohnes sehr ähnelte, lag auf seinem Gesicht.
„Nun, es sieht so aus, als würdest du langsam erwachsen werden. Erst Quidditchkapitän und nun auch noch Schulsprecher... Ich glaube, das verdient eine Belohnung, oder was meinst du, Willow?"
„Da stimme ich dir vollkommen zu." Sie lächelte fröhlich, etwas was bei ihr immer gegeben schien, war sie doch eine durch und durch offene und lebensfrohe Person. „Was haltet ihr davon, wenn wir heute schon in die Winkelgasse gehen und eure Schulbücher und neue Uniformen besorgen? Dann können wir gleich ein Geschenk zur Feier des Tages besorgen."
Willows Augen glänzten immer noch feucht. Sirius hingegen warf seinem besten Freund bestürzte Blicke zu und Remus schien vollkommen fassungslos. Keiner der drei hätte wohl jemals damit gerechnet, dass James Potter, einer der größten Chaoten und Regelbrecher von Hogwarts, Schulsprecher werden könnte. Es dauerte eine ganze Weile, bis Sirius und Remus sich gefangen hatten und sich mit James freuten.
„James, das könnte die Gelegenheit sein, Lily zu zeigen, wie du wirklich bist. WennDumbledore dich für vertrauenswürdig genug für solch ein Amt hält, wird sich auch Lily nicht lange davor verschließen können, ihre Meinung über dich zu ändern."James lauschte Remus' Worten gespannt und musste ihm insgeheim Recht geben.
„Wer ist Lily, mein Schatz?" fragte seine Mutter neugierig, bevor er Remus antworten konnte.
„Ähm, ähhh..", stotterte er. Bisher hatte er seinen Eltern nie von Lily erzählt. Aber was hätte er auch sagen sollen? Beispielsweise: „Mom, es gibt da in der Schule ein Mädchen, das ich toll finde, aber sie hält mich für dengrößten Volltrottel aller Zeiten und will nichts mit mir zu tun haben. Trotzdem renne ich ihr nun seit zwei Jahren hinterher und frage nach einer Verabredung."Das war ihm eindeutig zu peinlich und gehörte auch nicht unbedingt zu den Themen, die er mit seinen Eltern besprechen wollte. Nun sah er in die erwartungsvoll blickenden Augen seiner Mutter. Irgendetwas musste er antworten, doch Sirius war leider schneller:„Lily ist eine Gryffindor aus unserem Jahrgang, die James mag, und wir wollen ihm helfen, eine Verabredung mit ihr zu bekommen."
James lief so rot an wie die Giftpilze im Zaubertrankunterricht, und er hätte Sirius in diesem Moment töten können. Willow schien allerdings zu bemerken, dass das Thema ihrem Sohn extrem peinlich war und ließ es auf sich beruhen.
„Dann mal auf, Jungs, fertig machen und ab geht's in die Winkelgasse.", verkündete sie. Sofort sprang James auf und verließ erleichtert den Raum, nicht ohne Sirius böse Blicke zuzuwerfen.

Doch so sauer er auf seinen besten Freund war, hatte er doch alles vergessen, kaum dass sie in die Winkelgasse appariert waren. James hatte diesen Ort schon immer geliebt. Bereits als kleines Kind hatte er sich bei „Qualität für Quidditch" die Nase am Fenster platt gedrückt, seine Eule stammte aus „Eeylops Eulenkaufhaus". Und ohne ein Eis bei „Florean Fortescues" waren sie selten nach einem Besuch in der Winkelgasse nach Hause gegangen. Seine stärkste Erinnerung in der Winkelgasse war allerdings der Moment, als er mit seiner Mutter vor Beginn des ersten Schuljahres endlich bei Ollivanders seinen ersten Zauberstab kaufen durfte. Ein unglaubliches Gefühl war es gewesen, als der alte Ollivander, der beste Zauberstabmacher Englands, James den für ihn bestimmten Zauberstab in die Hand gedrückt hatte.
Heute stand einiges auf der Liste der zu erledigenden Dinge. Sie brauchten die Bücher für das neue Schuljahr, Zaubertrankzutaten mussten aufgefüllt und neue hinzugekauft werden. Der Abschlussjahrgang, in dem sie ihre UTZ-Prüfungen ablegen würden, stellte hohe Anforderungen an die Schüler. Zudem würden sie für den Abschlussball neue Festumhänge benötigen. James und Sirius waren im letzten Jahr noch einmal kräftig gewachsen und hatten durch das harte Quidditch-Training vollkommen andere Staturen bekommen, so dass sie neben Alltagskleidung auch neue Schuluniformen benötigen würden.
Kaum richtig in der Winkelgasse, zog Willow sie auch schon alle zu „Madam Malkins – Anzüge für alle Gelegenheiten" und bestand darauf, trotz Remus' und Sirius' heftiger Gegenwehr, ihnen allen vollständige neue Ausstattungen und Festumhänge zu kaufen.
„Willow, ich kann das nicht annehmen...", versuchte Remus zu protestieren. Doch Willow wollte davon nichts hören, wusste sie doch nur zu gut, dass Remus' Eltern kaum Geld hatten und Sirius, der zwar Sprössling einer reichen Familie war, nach seiner Flucht aus dem kalten Elternhaus keinen Zugriff mehr auf das Familienvermögen hatte. Am Anfang hatte Sirius sich immer vehement geweigert, das Taschengeld anzunehmen, das Primus ihm zustecken wollte, doch Primus hatte ihm klar gemacht, dass er für die Potters wie ein zweiter Sohn war und er damit wie James auch Taschengeld bekommen musste. Irgendwann hatte Sirius aufgehört, sich zu wehren. Dafür kam hin und wieder ein Mom über Sirius' Lippen, wenn er nicht aufpasste, etwas, das Willow nur zu gerne hörte.
Während sie also für die Jungs gefühlte Ewigkeiten damit zubrachten, neue Kleidung zu kaufen, verließ Primus sie, um bei Gringotts Gold abzuholen, danach wollte er noch kurz etwas erledigen. Später würden sie sich im Tropfenden Kessel auf ein Butterbier und zum gemeinsamen Mittagessen treffen.

Endlich und mit Bergen voller neuer Kleidung, welche direkt nach Hause geschickt wurde, konnten sie Madam Malkins verlassen und die Jungs stoben davon, um noch ein paar Einkäufe bei „Freud & Leid", dem Scherzartikelladen in der Winkelgasse, zu erledigen. Schließlich mussten sie auch in ihrem letzten Schuljahr ihrem Ruf als Unruhestifter gerecht werden, trotz James'Amt als Schulsprecher. Auf dem Weg dorthin kamen sie an „Qualität für Quidditch" vorbei, dem magischen Sportgeschäft. James warf einen Blick ins Schaufenster und blieb wie angewurzelt stehen. Das neue Modell der Nimbus-Serie stand im Schaufenster. James hätte alles gegeben, um diesen neuen Rennbesen sein eigen zu nennen. Er hatte schon in seiner Quidditch-Zeitung, die er jeden Monat geliefert bekam, darüber gelesen. Sirius und Remus mussten ihn fast mit Gewalt vom Schaufenster wegziehen.

Bei „Freud & Leid", dem Scherzartikelladen der Winkelgasse, vergaß er allerdings zwischen Fangzähnigen Frisbees, Juxzauberstäben, Schlaue-Antwort-Federn, Stinkbomben und Dr. Filibuster Feuerwerkskörpern sowohl den Rennbesen als auch die Zeit. Mit prall gefüllten Tüten trafen sie schließlich im Tropfenden Kessel ein, wo die beiden Potters schon an einem Tisch saßen und Butterbier auf sie wartete.
Heißhungrig machten sie sich über das Essen her, welches der bucklige Wirt Tom kurz darauf vor ihnen auf den Tisch stellte. Sie hatten kaum ihr Besteck hingelegt und die zweite Runde Butterbier bestellt, als Primus aufstand und aus der Ecke ein längliches Paket holte, das er seinem Sohn mit einem Augenzwinkern überreichte.
„Alles Gute zu deinem neuen Amt. Ich bin stolz auf dich, mein Sohn."
„Danke, Dad." Er warf einen Blick auf seine Mutter, die zufrieden lächelte, und begann, das Paket auszuwickeln. Als er erkennen konnte, was es war, entfuhr ihm ein erstickter Freudenschrei. Er sprang auf und fiel erst seinem Vater und dann seiner Mutter um den Hals. Sirius schob das Einpackpapier etwas zur Seite und konnte sofort erkennen, warum James sich so gefreut hatte.
Es war der neue Nimbus, den James vorhin im Schaufenster bewundert hatte.

James Potter und das Erbe Gryffindorsحيث تعيش القصص. اكتشف الآن