♡112. Peverells Ring

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Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, wickelte James den Horkrux vorsichtig aus, immer darauf bedacht, ihn nicht zu berühren. Einer Warnung folgend, die Lily in ihren Visionen gesehen hatte. Der Horkurx war ein hässlicher goldener Ring mit einem großen schwarzen Stein darin. James konnte deutlich das leichte Zischen hören, das von ihm ausging. Darauf prangte eine Art Wappen, das ihnen beiden nur allzu bekannt war, schmückte es doch viele der Erbstücke von James' Familie. Einen Moment starrten sie es beide vollkommen fassungslos an.
„Das Zeichen der Heiligtümer des Todes. Er ist ein Peverell." James presste die Worte hervor.
„Ja, Voldemort ist ein Peverell."
„Du wusstest es?" Einen Moment starrte er seine Frau einfach nur an.
„Ich habe etwas in der Richtung in der Vision gesehen, war mir aber nicht sicher." Lily legte ihrem Mann eine Hand auf den Arm. Sie konnte in seinem Gesicht sehen, wie sehr ihn diese Neuigkeit mitnahm. Genau aus diesem Grund hatte sie es ihm nicht gesagt. „Es hat nichts zu bedeuten, James."
„Er trägt das gleiche Blut in sich, es hat also etwas zu bedeuten." James hatte die Augen geschlossen und atmete langsam ein, so als würde er sich einen Moment von der Außenwelt zurückziehen. Solange er denken konnte, war er stolz darauf, der Nachfahre einer der ältesten bekannten Zaubererfamilien zu sein. Über Jahrhunderte ließ sich sein Stammbaum zurückverfolgen, meist zu Hexen und Zauberern, die sich für das Gute eingesetzt hatten und ausschließlich weiße Magie praktizierten.
„Wie oft hast du mir schon gesagt, dass es nicht unser Blut ist, das bestimmt, welche Art von Zauberer man ist?", erklang eine raue Stimme von der Tür. James und Lilys Köpfe flogen herum. In der Tür stand Sirius, dessen Haare in alle Richtungen abstanden, mit Harry auf dem Arm, welcher beim Anblick seiner Eltern vergnügt quietschte.
„Tut mir leid, ich hätte anklopfen sollen, aber ich habe eure Stimmen gehört und Harry wohl auch, denn er wollte unbedingt zu euch." Sirius setzte Harry auf den Boden und er schoss auf seine Mutter zu, wie ein Niffler auf Goldsuche. Lily schlang die Arme um ihren Sohn und atmete tief seinen Babygeruch ein. James sah seinen Bruder ernst an.
„Ja, das habe ich dir gesagt. Aber das hier ist was anderes."
„Warum ist das was anderes? Zu meiner Familie gehören die schwarzmagischsten Zauberer der letzten Jahrhunderte. Der Blutdurst meiner werten Cousine ist unübertroffen und sie quält Menschen einfach nur zum Spaß. Und du machst dir Gedanken, weil einer deiner Vorfahren von vor weit mehr als tausend Jahren einen Bruder hatte, der zufällig ein Vorfahr von Voldemort ist? Ich glaube, wenn es jemanden gibt, der Probleme mit seinem Blut haben darf, dann bin ich das." Sirius knurrte fast und James sah ihn nur verblüfft an.
„Ich wusste, dass du das so sehen würdest. Und du vergisst, dass in meinen Adern ebenfalls das Blut der Blacks fließt."
„Natürlich sehe ich das so, du bläust es mir ja schließlich seit der ersten Klasse ein. Allerdings scheinst du ja nicht an deine eigenen Worte zu glauben, was mich daran zweifeln lässt, wie ernst du sie wirklich gemeint hast, oder ob sie nur dazu gedacht waren, mich zu beruhigen. Allerdings hatte ich angenommen, dass du auch wirklich der Sohn deiner Eltern bist und damit auch ein Produkt ihrer Erziehung. Und sie würden niemals zulassen, dass du an deiner eigenen Herkunft zweifelst. Der Herkunft, auf die deine Eltern so stolz sind. Nicht wegen der Reinblütigkeit eurer Familie, sondern wegen der vielen Zauberer und Hexen, die ihr Leben dafür gegeben hätten, wenn sie einen Freund damit hätten retten können. Wegen jenen, die für eine bessere Welt gekämpft haben und allen Versuchungen der schwarzen Magie widerstanden haben und wegen jenen, die für diese Überzeugungen gestorben sind. " Sirius setzte sich neben seinen besten Freund. „Du stammst von einem Peverell ab, der schlau genug war, den Tod auszutricksen und sein Heiligtum dazu genutzt hat, bei seiner Familie zu leben. Familie und Liebe sind hier das Entscheidende. Also aus einer Linie, an der nichts auszusetzten ist. Wohingegen Voldemort wahrscheinlich aus der Linie des Bruders stand, der sich einen unbesiegbaren Zauberstab wünschte und nichts besseres zu tun hatte, als damit sofort loszuziehen, um sich zu duellieren. Denn soweit wir wissen, kann der Bruder mit dem Stein der Auferstehung keine Nachkommen gehabt haben, also bleibt nur der Bruder mit dem Elderstab. Und diese Linie der Familie scheint machtbesessen zu sein und ist davon getrieben. Passt also hervorragend auf Voldemort. Die drei Brüder hätten nicht unterschiedlicher sein können, James. So wie du und Voldemort nicht unterschiedlicher sein könnten." Sirius ließ James ein paar Sekunden, um über seine Worte nachzudenken – er war sich sicher, ihn erreicht zu haben -, bevor er einen demonstrativen Blick auf den Ring warf und schließlich fortfuhr. „Und nun möchte ich wissen, was hier eigentlich los ist."
„Es ist besser, wenn du das im Moment nicht weißt, Sirius, zu deiner eigenen Sicherheit", sagte Lily.
„Ach, Lily, erzähl mir doch nicht so einen Drachenmist. Ich bin nicht sicher, seit dem Tag als ich dem Dunklen Lord", er verzog bei der Anrede angewidert das Gesicht, „vor die Füße gespuckt habe. Und auch wenn ich für ihn nicht wichtig genug bin, um mich zu finden und zu töten, so kannst du dir sicher sein, dass meine liebe Cousine Bellatrix dies mit Freunden übernehmen würde, denn für sie habe ich die Familienehre der Blacks vollkommen beschmutzt. Egal was ihr mir sagt, meine Sicherheit kann kaum mehr gefährdet werden, als sie jetzt schon ist. Also, bitte, gebt mir einen Hoffnungsschimmer. Sagt mir, dass wir nicht auf vollkommen verlorenem Posten kämpfen, sondern Dumbledore oder ihr einen Plan habt. Für Harry und unser aller Zukunft." Die letzten Worte fügte er leiser hinzu.

„Wir haben einen Plan" sagte James, „und wir werden alles daransetzen, dass er auch gelingt. Es gibt einen Grund, warum derzeit niemand Voldemort wirklich Schaden zufügen kann. Lily und ich werden dafür sorgen, dass dieser Grund ausgeschaltet wird. Sobald uns dies gelungen ist, werden wir zum Angriff übergehen. Aber wie Lily schon sagte, möchten wir weder dich noch jemand anderen in Gefahr bringen. Dies ist die Aufgabe, die für unseren Sohn bestimmt war. Und wir werden sie für ihn erfüllen, damit Harry in Frieden leben kann." Sirius schien von James' Worten nicht überzeugt, kannte ihn aber lange genug um zu wissen, wann er nicht weiterkam.
„In Ordnung, aber versprecht mir, Bescheid zu sagen, wenn ihr Hilfe braucht."
„Tatze, du bist der Erste, den wir fragen werden", nickte James, „aber zuerst müssen wir mit Dumbledore sprechen."
„Das will ich auch gehofft haben." Sirius warf den beiden einen letzten ernsten Blick zu und ging zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um. „Bitte, was auch immer ihr tut. Seid vorsichtig." Und schon war er verschwunden.

Lily hielt immer noch ihren Sohn fest in den Armen. Harrys Nähe gab ihr die Kraft weiterzumachen.
„Wir sollten Albus informieren", sagte sie. Statt zu antworten, hob James den Zauberstab, dem eine wunderschöne hell leuchtende Lichtkugel entsprang, die sofort aus dem Zimmer flog. Lily betrachtete sie fast ehrfürchtig. Die unglaubliche Schönheit des Patronus-Zaubers berührte sie immer noch tief und einen Moment erlaubte sie es sich, in Erinnerungen an den ersten Patronus zu schwelgen, den James ihr damals im Schulsprecherraum gezeigt hatte. Wie unglaublich lange dies her zu sein schien. An manchen Tagen hatte sie das Gefühl, seitdem ein anderer Mensch geworden zu sein. Sekunden nachdem James den Zauberstab hatte sinken lassen, schwirrte eine weitere magische Lichtkugel in den Raum, dieses Mal mit einem leichten Rotschimmer. Sie entfaltete sich zu einem wunderschönen Phönix, dem überirdisch schönen Patronus von Albus Dumbledore.
„Gut gemacht!", erklang seine Stimme klar und deutlich. „Ich habe ebenfalls gefunden, wonach wir suchten. Werde später vorbeikommen." Der Phönix löste sich in Luft auf.
Harry hatte den Phönix voller Begeisterung angesehen und brummelte nun etwas von 'leuchtender Vogel' vor sich hin. Unwillkürlich fragte sich Lily, welches Tier wohl der Patronus ihres Sohnes sein würde, während Harry sich an ihre Brust lehnte und die Augen schloss. Kurz darauf war er eingeschlafen. Lily legte ihn vorsichtig auf das Doppelbett und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Gemeinsam mit James ging sie dann nach unten zu ihren Freunden.

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now