♡114. Der Elderstab

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"Ich bin nicht in der Lage, mit Macht umzugehen, James. Und obwohl ich in der Tat ein äußerst talentierter Zauberer bin", ein verschmitztes Lächeln huschte über die Gesichtszüge des alten Zauberers, „werde ich niemals derjenige sein, der Voldemort vernichten kann. Es ist nicht mein Schicksal, sondern das eines Gryffindor-Erben. Und nun, bitte, entwaffne mich." James wirkte immer noch komplett entgeistert, doch schließlich hob er den Zauberstab.
„Expelliarmus", sagte er leise, aber bestimmt und einen Wimpernschlag später hielt er den Elderstab in der Hand - den mächtigsten Zauberstab der Welt. James schloss die Augen und fragte sich, ob er nicht vielleicht selbst vollkommen verrückt geworden war. Dann öffnete er sie wieder und wagte einen Blick auf Albus. Dieser lächelte fast vergnügt und griff nach seinem alten und gleichzeitig neuen Zauberstab. Fast zärtlich strich er mit den Fingern über das Holz, so als würde er einen alten Freund begrüßen, dann ließ er den Stab in seine Umhangtasche gleiten.
James starrte hinab auf den Zauberstab in seiner Hand. Er fühlte sich ungewohnt an, ein wenig kühl und sehr hart, die Elastizität seines bisherigen Mahagoni-Zauberstabs fehlte ihm völlig. Schon in diesem Augenblick wusste James, was Albus gemeint hatte. Der Elderstab mochte der mächtigste Zauberstab der Welt sein, aber es war nicht sein eigener. Lily hatte sich unterdessen vom Fenster wegbewegt und war neben ihren Mann getreten.
„Du hast das Richtige getan", sagte sie leise zu James.

„Nun, da dies geklärt ist, sollten wir uns dem weiteren Vorgehen zuwenden. Von zwei Horkruxen haben wir nur eine wage oder gar keine Vorstellung, wo sie sich befinden könnten", Albus hatte, während er sprach, wieder am Schreibtisch Platz genommen. „Wir kennen nur ihre Aufbewahrungsorte in der Zukunft. Das Medaillon von Slytherin wurde von Mundungus Flechter aus dem Haus der Blacks entwendet, nachdem Regulus es Lilys Visionen zufolge dorthin gebracht hat. Wir können also davon ausgehen, dass es sich derzeit noch dort befindet. Allerdings wird es äußerst schwierig, an das Medaillon heranzukommen."
„Eventuell sollten wir hier Sirius mit einbeziehen. Schließlich kennt niemand das Haus und die Bewohner besser als er selbst", schlug Lily vor.
„In der Tat, Lily, das wollte ich ebenfalls vorschlagen. Ihr solltet mit ihm darüber sprechen. Ich bin mir sicher, er brennt schon vor Ungeduld und kann es kaum erwarten sich nützlich zu machen." Erneut huschte ein Lächeln über Dumbledores Gesichtszüge. „Der letzte Horkrux wird wohl das größte Problem, denn wir wissen nur, dass der Trinkpokal von Helga Hufflepuff sich in der Zukunft im Verlies der Lestranges befinden wird. Weitere Informationen dazu besitzen wir derzeit leider nicht. Wir können allerdings annehmen, dass es sich um einen Ort handelt, der für Tom von Bedeutung ist. Und ich habe in der Zukunft leider auch nicht allzu viel mehr Informationen über ihn als heute. Wir kennen nur wenige Orte, mit denen Voldemort in Verbindung stand. Das Waisenhaus, in dem er aufgewachsen ist, Hogwarts, Borkin & Burke's, das Haus der Gaunts, die Höhle, die er bei einem Ausflug besuchte. Viel mehr kennen wir leider nicht. Aber ich denke, dass sowohl das Waisenhaus als auch Borkin & Burke's ihm nicht genug bedeuten, um als Aufbewahrungsort für die Horkruxe zu dienen. Sie stehen zu wenig mit dem in Verbindung, auf das er stolz ist. Allerdings bewege ich mich hier schon auf dem Pfad der Vermutungen."
„Eventuell ist der Horkrux auch schon im Verlies versteckt oder vielleicht hat Voldemort ihn noch bei sich", sagte James nachdenklich. „Allerdings wäre beides nicht gerade ein Zuckerschlecken. Wir sollten uns vorerst auf die beiden Horkruxe konzentrieren, von denen wir eine genaue Vermutung haben, wo sie sich derzeit befinden und dann werden wir uns auf die Suche nach dem Letzten machen." Dumbledore und Lily nickten zustimmend. „Nun gut, ich werde Morgen früh direkt mit Sirius sprechen. Haben wir irgendwelche aktuelle Informationen über Sirius' Elternhaus und über Walburga Black?", fuhr James fort.
„Alles, was wir wissen ist, dass Mrs. Black weiterhin im Familienanwesen der Blacks lebt und sich wohl weigert, es zu verlassen. Der Hauself erledigt alles für sie. Sie empfängt auch keinerlei Besuch mehr", berichtete Albus.
„In Ordnung. Sirius wird eine Idee haben, was wir tun können. Er brennt darauf, zu erfahren, was wir planen und will helfen. Bleibt uns im Moment nur die Frage, wie wir die bisher gefundenen Horkruxe vernichten wollen?"
„Wenn wir nicht in die Kammer des Schreckens eindringen und den Basilisken zu töten, würde ich vorschlagen, wir versuchen es mit einem Dämonsfeuer. Auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, wie man es heraufbeschwört und es dann auch noch kontrolliert", gab Lily zu bedenken.
„Darum werde ich mich kümmern. Macht euch keine Sorgen darüber", sagte Dumbledore und erhob sich. „Und nun werde ich euch für heute verlassen. Sobald ich Neuigkeiten von Severus erhalten habe, melde ich mich." Sein Blick glitt über die beiden, hinüber zu dem schlafenden Harry, der immer noch tief in die Kissen gekuschelt auf dem Doppelbett lag. „Passt auf euch auf, die Gefahr ist noch lange nicht vorüber. Es ist besser, die Horkruxe hier bei euch zu behalten, bis wir sie vernichten, falls Hogwarts kein sicherer Ort mehr sein sollte. " Er zog eine Schatulle aus seinem Umhang, legte sie auf den Schreibtisch und dann war er mit einem kaum hörbaren 'Plop' verschwunden.

Wenig später kuschelten sich Lily und James zu ihrem Sohn ins Bett. Es war ein langer und aufregender Tag gewesen und Lily fielen die Augen zu, kaum dass ihr Kopf das Kissen berührte. James strich seiner Frau zärtlich über das rote Haare und betrachtete seinen schlafenden Sohn einen Moment. Dann hauchte er beiden einen Kuss auf die Stirn und schaltete das Licht aus. Er lag noch lange wach und starrte in die Dunkelheit. Seine Gedanken kreisten um den Elderstab, die Heiligtümer des Todes, die Prophezeiungen und panisch immer wieder um die gleiche Frage: Würden sie es schaffen, Harry zu schützen und diesen sinnlosen Krieg zu überleben und vor Allem, ihn zu beenden? Seine Hand umklammerte den Zauberstab, den er in der Hand hielt, fester. Nicht einmal mehr im Schlaf konnte er ihn aus der Hand legen, aus Angst, seine Familie nicht verteidigen zu können. Denn wenn er auch selbst den Tod fürchtete, so galt seine einzige Sorge, seiner Familie. Er war bereit, für sie zu sterben, wenn er nur damit ihr Leben retten konnte. Einen wehmütigen Moment gestattete er sich, an seine Eltern zu denken. Meistens verdrängte er mit Erfolg jede Erinnerung an ihren Zustand, all seine Hoffnung lag auf dem Zaubertrank, den Lily braute, doch heute, in der ihn alles umschlingenden Dunkelheit, schaffte er es nicht, die traurigen Gedanken an seine Eltern beiseite zu schieben. Nun, da er selbst Vater war, konnte er immer besser verstehen, wie seine Eltern sich gefühlt haben mochten, als er beschlossen hatte, dem Widerstand beizutreten und wie ihnen nach der Prophezeiung Gryffindors zumute gewesen sein musste. Er wusste, dass er selbst einer der Hauptgründe war, warum seine Eltern so vehement gekämpft hatten. Natürlich war es der Job seines Vaters, gegen die Dunkle Seite zu kämpfen und es lag beiden im Blut, für Gerechtigkeit einzutreten, aber sie hatten auch ihren Sohn schützen wollen. Liebe, das wichtigste Gefühl auf dieser Welt und die stärkste Kraft der Welt. In diesem Moment wusste James, dass er keine Sekunde zögern würde zu sterben, wenn er damit die geliebten Menschen sicher retten könnte. Er umklammerte den Elderstab noch fester. Voldemort würde nicht gewinnen und wenn es das letzte war, was James tun würde. Er lauschte dem leisen Atmen seines Sohnes und irgendwann fielen ihm die Augen zu.

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now