♡ 61. Godric's Hallow

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Nach dem Hauptgang war es schließlich Remus, der seine Rede hielt.
„Liebe Lily, lieber James, ich bin schon seit gefühlten Ewigkeiten mit Euch beiden befreundet. James, wir kennen uns schon, seit wir kleine Jungen waren. Du hast mir immer gezeigt, was Mut und Freundschaft bedeuten. Lily, die Liebe zu Büchern hat uns zusammengeführt. Ich bewundere Deine Güte und die Gabe, das Gute in Menschen zu sehen, wenn sie selbst es nicht einmal mehr sehen können. Nur bei James hat das nie zugetroffen. In ihm hast du sechs Jahre nur das Schlechteste gesehen. Als Euer beider Freund habe ich gesehen, wie ihr bei jedem Zusammenprall, jedem Streit und jeder Auseinandersetzung gelitten habt. Beide. Jeder auf seine Weise. Ich konnte spüren, dass dort mehr war, als ihr beide vielleicht bereit wart, Euch einzugestehen. Ihr seid Euch ähnlicher als ihr denkt. Beide hochbegabt, Freundschaft steht für Euch über Allem, mutig, stur und emotional. Das hat es manchmal nicht einfach gemacht. Allerdings glaube ich, dass es genau diese Ähnlichkeiten sind, die Euch heute verbinden und Eure Beziehung zu etwas Besonderem macht! Ich hebe mein Glas auf Euch, Lily und James Potter."

Es war die letzte Rede des Abends. Nach dem Dessert eröffneten Lily und James die Tanzfläche mit einem traditionellen Wiener Walzer. Es war ihr erster privater Moment am gesamten Tag.
James zog sie fest in seine Arme.
„Ich liebe dich, Mrs. Potter." Lily lächelte.
„Ich liebe dich auch, Mr. Potter."

Sie tanzten so lange, bis es Zeit war, den Brautstrauß zu werfen. Zu Lilys absoluter Freude fing ihn Alice. Und Frank wirkte davon kein bisschen eingeschüchtert.
Dann zog Sirius sie nach draußen vor das Schloss. Die Gäste folgten ihnen.
„Du hast an Silvester das Feuerwerk so sehr genossen", flüsterte er Lily ins Ohr, bevor Unmengen Lichter am Himmel explodierten. Dazu erklang tatsächlich das Lied, zu dem sie an der Halloweenparty zum ersten Mal miteinander getanzt hatten. Der letzte Feuerwerkskörper malte ein Bild von Lily und James in den Himmel.
Gerührt zog Lily Sirius in ihre Arme.
„Verdammt, Sirius. Du bist ein toller Freund."

Als die ersten Vögel zwitscherten, wurde es auch für Lily und James Zeit, ihre eigene Party zu verlassen. Lilys Füße brannten von den ungewohnt hohen Absätzen und eigentlich wollte sie keinen Schritt mehr gehen. James konnte wieder einmal Gedanken lesen und hob sie kurzerhand in seine Arme und trug sie in Dumbledores Büro. Albus hatte versprochen, den Apparierschutz für sie beide noch einmal kurz aufzuheben.
„Ich habe noch eine Überraschung für dich."
Lily sah ihren Mann verwirrt an.
„Überraschung? Was denn?"
„Wenn ich es dir jetzt sage, ist es ja keine Überraschung mehr", grinste er. „Ich hoffe, es wird dir gefallen." Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass der Moment gekommen war und apparierte nach Godric's Hollow. Direkt auf die Schwelle ihres neuen Zuhause. Lily hielt er immer noch auf dem Arm.
„Wo sind wir hier? James, ich bin müde. Kannst du uns bitte nach Hause bringen." Lilys Stimme klang leicht quenglig. Sie wollte ein Bett und keine Überraschungen.
„Wir sind zu Hause. Ich dachte, du hättest lieber ein eigenes Haus. Ich hoffe sehr, es gefällt dir." Er zog seinen Zauberstab aus der Tasche und öffnete die Tür. Dann trug er Lily über die Schwelle.
„James, du bist verrückt! Du hast ein Haus gekauft?" Zu James' Freunde schien sie nicht wütend zu sein, sondern eher überrascht.
„Ja, ich habe ein Haus gekauft. Es ist mein Hochzeitsgeschenk für dich." Lächelnd griff er nach ihrer Hand und zog sie mit sich. „Komm, ich will es dir zeigen."
Lily war beeindruckt. James hatte genau das Haus gefunden von dem sie immer geträumt hatte. Ein altes verträumtes Cottage mit Geschichte. Sie liebte es vom ersten Moment. Die Vorbesitzer hatten es perfekt renoviert, ohne den Charme zu zerstören. Im Erdgeschoss gab es ein gemütliches Wohnzimmer, ein kleines Bad für Gäste, ein Esszimmer, ein Büro und eine riesige Wohnessküche im typischen englischen Landhausstil.
Das Obergeschoss war geräumiger, als man es auf den ersten Blick glaubte, es gab insgesamt vier Schlafzimmer und zwei Bäder. Genug Platz für eine kleine Familie. Möbel gab es kaum. Sie würden viel zu tun haben. Glücklich lachend fielen sie ins Bett in ihrem eigenen Schlafzimmer und genossen ihre erste Nacht alleine oder besser das, was noch davon übrig war.

Erst gegen Mittag standen sie auf. Übermüdet, aber zufrieden ließen sie das Frühstück ausfallen und genossen stattdessen das Mittagessen, das die Hauselfen von James' Eltern, vorausschauend in den Kühlschrank gestellt hatten. James hatte den Tagespropheten aufgeschlagen, der - wie sollte es anders sein - über ihre Hochzeit berichtete. Ein Bild, auf dem sie sich verliebt anlächelten, prangte auf der Titelseite. James strich Lily gerade über die Wange. Doch keiner der beiden regte sich dieses Mal darüber auf. Sie waren viel zu glücklich.
Am Nachmittag apparierten sie dann nach London, um händchenhaltend durch Möbelhäuser zu bummeln und ihre Lebensmittelvorräte aufzustocken.
Lily hatte keine Ahnung, wie viel Geld sie ausgaben, aber James bremste sie kein einziges Mal. Im Gegenteil, er schien sich zu freuen, dass sie relativ unbeschwert sein Erbe ausgab. Sie erstanden einen riesigen Kleiderschrank, einen Esstisch mit Stühlen, Wohnzimmermöbel, Bücherregale, einen Schreibtisch, Geschirr und Unmengen an weiteren Möbeln und Kleinkram. Die Möbel würden am nächstes Tag geliefert werden, den Rest nahmen sie direkt mit. James wandte unauffällig einen Verkleinerungszauber an, damit sie alles transportieren konnten. Am Abend waren sie bei Willow und Primus zu Gast. Willow öffnete ihnen lächelnd die Tür.
„Ah, da sind unsere beiden Turteltauben. Gefällt dir das Haus, Lily?"
„Oh ja, es ist wunderschön, aber noch ziemlich leer." Sie folgten Willow in die Küche. „Wir waren heute den halben Tag unterwegs um Möbel auszusuchen. Morgen wird alles geliefert. Vorher muss nur alles Magische verschwinden, damit die Muggelmöbelpacker nicht überrascht werden."
Primus, der zu ihnen in die Küche kam, sah Lily ernst an.
„Du glaubst gar nicht, wie oft so etwas passiert. Viele Zauberer und Hexen denken nicht darüber nach und dann müssen die Vergissmichs ausrücken."
Lily sah ihren Schwiegervater verwirrt an.
„Vergissmichs?"
„Oh ja, entschuldige, das ist eine spezielle Einheit der Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen im Zaubereiministerium, die immer dann ausrücken, wenn Muggel Magie zu Gesicht bekommen. Zum Beispiel, wenn sich wieder jemand einen Scherz erlaubt und verzauberte Teekannen an Muggelhändler liefert. Was hälst du davon, wenn ich euch beide bei Gelegenheit mit ins Zaubereiministerium nehme und wir dich rumführen? James kennt natürlich alles, er war schon als Baby oft mit uns dort."
„Das wäre wundervoll. Ich versuche mir seit Jahren vorzustellen, wie es im Zaubereiministerium zugeht." Lilys Augen glänzten vor Begeisterung.
„Prima, was haltet ihr von übernächster Woche?" Er warf einen fragenden Blick auf seinen Sohn und seine Schwiegertochter. Beide nickten.
„Gut, dann seid um zehn Uhr dort. James, du weißt ja, wo es ist. Ihr könnt entweder den Kamin von hier aus nehmen oder apparieren. Dann könnt ihr auch gleich euren Kamin an das Flohnetzwerk anschließen lassen."James nickte erneut. „Dann mache ich auch gleich einen Termin bei Madam Edgecombe in der Flohnetzwerkaufsicht, für euch aus."
Sie aßen in Ruhe zu Abend und verabschiedeten sich dann auch bald wieder.
„Deine Mutter will uns wirklich einen ihrer Elfen überlassen?" fragte Lily, nachdem sie zu Hause angekommen waren. Willows Vorschlag beim Essen hatte Lily sehr überrascht.
„Denk in Ruhe darüber nach. Ich gehe davon aus, dass sie glaubt, dass sie jetzt, wo Sirius und ich ausgezogen sind, nicht mehr so viele Hauselfen braucht. Meistens langweilen sich die Hauselfen sowieso, weil Mum lieber selbst kocht."

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now